Nepal - Dem Himmel so nah - Lodge-Trekking Gokyo Ri – Aussichtsgipfel am Everest
7. Oktober – Fahrt nach Ramechhap
Nach unserem Trecking-Abenteuer zum Poon Hill im Annapurna-Gebiet starten wir nun zu unserem zweiten Teil unserer Nepal-Reise zum Trecking zum Aussichtsgipfel Gokyo Ri im Solo Khumbu, dem Mount Everest-Gebiet.
Schon gestern sind wir mit einem Bus zusammen mit einer weiteren Gruppe des DAV-Summit Club die den Mera-Peak mit einer Höhe von 6.461 Metern im Everest-Gebiet besteigen wollen, von Kathmandu aus in Richtung Ramechhap, unserem Abflughafen in Richtung Lukla aufgebrochen. Es war aufgrund der vorhergegangenen Überschwemmungen und Hangabrutschen und damit einhergehenden Brückenzerstörungen nicht möglich die Hauptroute zu nehmen. Stattdessen mussten wir einen Umweg fahren. So waren wir für eine Strecke von 180 Kilometern ca. 9 Stunden unterwegs. Es war eine sehr anstrengende und lange Fahrt über einen 2.400 Meter hohen Pass. Es war sehr warm und laut in dem Bus. Eine Klimaanlage gab es nicht.
8. Oktober - Flug nach Lukla und Wanderung nach Monjo
Im Dunkeln gehen wir von unserer Lodge zu Fuß zum Ramechhap Airport. Es ist jetzt schon wieder sehr warm und wir werden vom Gebell der aufmerksamen Hunde auf unserem Weg begleitet. Nach ca. 10 Minuten gelangen wir am Flughafen an. Hier warten schon einige andere Gruppen darauf, dass der Flughafen die Tore öffnet.
Als es dann soweit ist, werden erst einmal alle Gepäckstücke gewogen. Insgesamt dürfen nicht mehr als 10 Kilogramm plus 5 Kilogramm Handgepäck pro Person mitgenommen werden. Zusammen mit den Wanderstöcken, dem Daunenschlafsack, den Akkus für Kamera und Fotoapparate ist es schon ziemlich sportlich diese Gewichtsgrenze einzuhalten. Ein System, wer wann beim Wiegen des Gepäcks drankommt, erkennen wir nicht. Die Genauigkeit der Waage ist aus unserer Sicht sehr zweifelhaft. Aber o.k., es sind halt nepalesische Kilogramm.
Wir warten in der Wartehalle in einer Luft die zum Schneiden ist. Erst werden Fluggäste abgefertigt, die gestern, aufgrund der Sichtverhältnisse in Lukla nicht fliegen konnten. Wir fliegen statt um 6 Uhr um 7.20 Uhr. Die drei hier tätigen Fluggesellschaften setzen kleine Propellermaschinen ein. Wir fliegen mit der Fluggesellschaft „Tara Air“ in einer Dornier 228. Die Maschine hat 19 Sitze. Es ist sehr eng und meine Knie fangen schnell an zu schmerzen. Der Pilot sieht aus wie aus dem Bilderbuch. Smart, weißes Hemd, Sonnenbrille und die Haare gestylt.
Der Landeanflug erfolgt in Lukla ausschließlich auf Sicht. Seit dem schweren Unfall vom 8. Oktober 2008, der auf schlechte Sicht zurückzuführen war und bei dem eine Hauser-Expedition mit 18 Personen verunglückte, wird etwas vorsichtiger verfahren und die Gesellschaften sagen lieber Flüge ab als das sie erneut in die Schlagzeilen geraten.
Wir haben Glück und wir haben eine ganz sanfte Landung.
Der Flugplatz wird in Abhängigkeit von Wetter- und Sichtbedingungen mehrfach am Tag von Kathmandu aus bedient. Die Hangneigung der 527 m langen Landebahn beträgt rund 12 %, und es kann nur bergwärts gelandet und talwärts gestartet werden. Das Ende der Startbahn bricht abrupt etwa 600 m tief zum Dudh Kosi ab. Diese Gegebenheit macht Starts und Landungen zu einem Erlebnis und den Flugplatz zu einem der weltweit gefährlichsten Plätze. Obwohl es nur eine Start- und Landebahn gibt, erfolgen Starts und Landungen in entgegengesetzter Richtung mitunter im Abstand von wenigen Minuten, wobei das gestartete Flugzeug im Dudh-Kosi-Tal auf einer tieferen Flughöhe bleibt und so dem gleichzeitig im Landeanflug befindlichen Flugzeug mit etwas Höhenabstand in Gegenrichtung begegnet.
Da wir in Ramechhap nur etwas Tee oder Kaffee getrunken haben frühstücken wir erst einmal in der Everest Plaza Lodge. Dann schultern wir unsere Rucksäcke und gehen gegen 9 Uhr los. Unsere Reisetaschen haben wir zuvor am Flugplatz an unsere begleitenden Träger Prem und Chabi Lal übergeben.
In Lukla starten nahezu alle Treckingtouren in der Everest-Region. Entsprechend kann man sich hier auch noch mit Ausrüstung, Kleidung und Lebensmitteln für die Tour eindecken. Die Temperatur ist auf dieser Höhe, es sind ca. 2.860 Meter, recht angenehm. Wir haben schönstes klares Wetter mit blauem Himmel.
Jetzt sehen wir unsere ersten Yaks – dachten wir. Aber laut Nima sind es Dzopkyos – eine Kreuzung zwischen Yak und Hausrind. Yaks werden wir erst oberhalb von Namche Bazar sehen können da das Klima hier unten zu warm für die zotteligen Yaks mit ihrem dichten Fell ist. Yaks und Naks werden mit lokalen Kühe oder tibetanischen Bullen gekreuzt. Diese Bullen werden von den Sherpas als Lang und den Nepalis als Khirkoo bezeichnet. Eine Nak-Lang oder Yak-Kuh-Kreuzung ist in der weiblichen Form als Dzum und in der männlichen als Dzopkyo bekannt. Eine Dzum ist für ihre fettreiche Milch berühmt, aus der die Sherpas Käse und Butter herstellen. Die männlichen Nachfolger, die unfruchtbaren Dzopkyo, sind relativ zahm und werden als Last- und Zugtier genutzt. Sie können wochenlang Lasten von 150 kg mit einer Tagesleistung von 20 bis 30 km transportieren. Außerdem sind sie in der Lage, Steigungen bis 75% und schmalste Steige im Berg zu bewältigen. Die meisten "Yaks", die man unterwegs auf den Treks in der Khumbu-Region sieht sind diese Dzopkyos.
Wir befinden uns hier oberhalb von Lukla im Sherpa-Land. Nima erläutert uns die Bedeutung der Mani-Steine im Buddhismus. Auch Mani-Steine passieren wir, wie auch die Stupas und Chörten, immer im Uhrzeigersinn. Die Sherpa, sind ein Volk, das vor 300 bis 400 Jahren aus der Kulturregion des Zentral- und Süd-Himalaya eingewandert ist. Die Bezeichnung des Volkes stammt aus dem Tibetischen: shar bedeutet „Osten“, die Nachsilbe pa bedeutet „Volk“, „Menschen“. Sie leben vor allem im Osten Nepals sowie in den grenznahen Regionen Chinas und Indiens. Sie sind größtenteils buddhistisch und sprechen überwiegend eine ihrer Kultur eigene Sprache, die ebenfalls Sherpa genannt wird.
Alles was die Einheimischen und auch die Touristen zum Leben benötigen, wird auf dem Rücken der Menschen oder der Tiere transportiert. Straßen oder gar motorisierte Fahrzeuge gibt es hier nicht mehr. Muli-Karawanen werden uns heute - und auch die nächsten Tage - immer wieder zur Seite drängen. Die Tiere haben natürlich kein Gespür für die ausladende Ladung. Umso mehr müssen halt wir Menschen aufpassen.
Schon bald erreichen wir den Ort Phakding. Hier machen wir eine kurze Mittagspause im Hotel Sherpa. Weiter geht es nun in Richtung Monjo. Dort werden wir im Monjo Guest-House übernachten. Um 18.30 Uhr gibt es Abendessen. Es gibt Kürbissuppe mit Popcorn, Spaghetti mit Mangold und Wurzeln und zum Nachtisch Apfelscheiben.
9. Oktober – Monjo – Namche Bazar
Nach einer nicht allzu erholsamen Nacht treffen wir uns heute um 7:00 Uhr zum Frühstück. Es gibt Müsli mit heiliger Milch, Rührei und Toast. Bei Morgenlicht erkennen wir den Thamserku mit seinen 6.623 Metern Höhe.Dann machen wir uns auf den Weg in Richtung Namche Bazar.
Wir treten durch ein mit Buddha-Abbildungen bemaltes Tor ein in den Sagarmatha-Nationalpark. In diesem Tor erläutert Nima uns die verschiedenen Bildnisse des Buddha. Gespannt auf die nächsten Tage folgen wir Nima. Ras, der zweite Guide, bildet stets den letzten Mann da er immer den Überdrucksack – unsere Lebensversicherung im Falle einer Höhenkrankheit - im Rücksack trägt. So werden wir stets wohlbehütet in die Mitte genommen.
Nach einiger Zeit erblicken wir sie – die legendäre Hillary-Bridge. Die Hillary Bridge, 70 m hoch über dem schäumenden Dudh-Khosi Fluss, ist der letzte große Step auf dem Weg von Lukla nach Namche Bazar. Hier herrscht bisweilen viel "Verkehr" auf dem Khumbu Highway. Der Fluss Dudh-Khosi entsteht am Gletschertor des Ngozumpa-Gletschers östlich der Gokyo-Seen und fließt in überwiegend südlicher Richtung durch den Himalaya nach Namche Bazar, wo er sich mit dem Bhote Koshi vereinigt. An der Hängebrücke hängen viele Gebetsfahnen, die im Wind flattern. Ein unglaubliches Gefühl über diese Brücke gehen zu dürfen, wenn man bedenkt, dass hier nahezu alle großen Abenteuer früherer und heutiger Himalaya-Expeditionen starten oder enden. Definitiv ein Gänsehautmoment…!
Hinter der Brücke geht es in mehreren Serpentinen und mit hohen Stufen sehr steil einige wenige Höhenmeter bergauf. Anschließend geht es auf breitem Weg teilweise recht steil bergauf. Ein paar Höhenmeter weiter oben eröffnet sich ein erster Blick auf den Mount Everest. Ein kleines Loch zwischen den Bäumen erlaubt einen guten Blick auf den Everest und den Lhotse.
An einer Permit-Kontrollstation machen wir ein wenig Rast. Nima führt uns auf einer schattigen Nebenroute am Hauptstrom der Trecking-Gruppen vorbei. Es sind sehr viele Menschen unterwegs – befinden wir uns doch auf der Hauptroute zu den Basecamps des Mount Everest sowie zu Lhotse und Ama Dablam.
Gegen 12:00 Uhr erreichen wir den Ort Namche Bazar. Namche Bazar liegt in 3.440 Meter Höhe in einem kesselförmigen Einschnitt und ist das Verwaltungszentrum der Region Khumbu. Dieser Ort wird von den meisten Wandernden die in der Khumbu- Region unterwegs sind besucht, da er als Eingang zum Hoch-Himalaya gilt. Am Ortseingang steht eine Gedenkstätte für eine Tochter des Dorfes - Late Pemba Doma Sherpa - die erste nepalesische Bergsteigerin, die den Mount Everest über die Nordwand bestieg, die zweite nepalesische Frau, die sowohl die Nord- als auch die Südwand bestieg, und eine von sechs Frauen, die den Everest zweimal bestiegen haben. In der Nähe steht ein großer Stupa mit zahlreichen Gebetsmühlen.
Wir gehen durch die verwinkelten Gassen zu unserer Lodge, in der wir zur Akklimatisierung zwei Tage bleiben werden und essen eine Mahlzeit bevor wir unsere Zimmer beziehen und uns um 14:00 Uhr zu einem Rundgang im Ort aufmachen. In Namche kann man so ziemlich alles kaufen was man für ein Trekking benötigt - Essen, fehlende Ausrüstungsgegenstände, Ansichtskarten usw. Die vielen Shops laden zum schauen – aber auch zum kaufen ein. So decken wir alle uns mit T-Shirts oder Mützen oder Andenken für einen selbst oder für die daheim gebliebenen ein. Ich selbst kaufe mir einen Dzi-Stein an einer Halskette – ein Achat aus Tibet, dem heilige Kräfte zugeschrieben werden – und außerdem finde ich, dass er ein tolles Andenken an diese tollen Erlebnisse ist.
Zum Abendessen um 18:30 Uhr gibt es heute ein sehr liebevoll angerichtetes Dal Bhat – das nepalesische Nationalgericht. Zum Nachtisch haben wir heute jeder ein kleines mit Sahne verziertes Schokoküchlein.
10. Oktober - Namche Bazar - Verbleibtag
Heute gibt es schon um 6.30 Uhr Frühstück. Es gibt Rührei mit Kartoffeln, Toast und Marmelade. Wir brechen gegen 8.15 Uhr auf zur Akklimatisationsrunde. Hier herrscht eine rege Bautätigkeit.
Der erste Anlaufpunkt ist das Tenzing Norgay Sherpa Heritage Centre. Das Tenzing Norgay Sherpa Heritage Centre, das von Jamling Tenzing und der Familie Norgay gegründet wurde, ist ein neues Museum oberhalb von Namche Bazar. Hier wird den Besuchern die Kultur und Lebensweisen der Sherpa näher gebracht. Das Museum bietet einen guten Überblick über die Kultur, Religion und Wirtschaft dieser außerhalb Nepals wohl bekanntesten Volksgruppe.
In einem Halbrund wurde für den Erstbesteiger Sardar Tenzing Norgay Sherpa, eine Statue zum Gedenken errichtet. Im Hintergrund sind die hohen Berge Taboche, Mount Everest – wenn auch mit einer Wolkenhaube, der Lhotse und die Ama Dablam zu sehen. Ein prächtiger Anblick. Auf der anderen Seite blicken wir auf den Nupla und den Kongde Ri. Die Berge sind 5.878 und 6.187 Meter hoch.
Seit 1979 gehört der Sagarmatha-Nationalpark zum UNESCO-Welterbe. Mit einer Größe von 1.148 Quadratkilometern nimmt er einen großen Teil von Khumbu ein und bietet seltenen Tierarten einen naturbelassenen Lebensraum an.
Nun machen wir uns auf den Weg in die Umgebung von Namche Bazar. Wir wollen heute die Orte Khunde und Khumjung besuchen. Beide sind Sherpa-Dörfer. Den weiteren Weg durch Khumjung Kunde begehen wir mit vielen weiteren Wanderern und begleitet von wunderbaren Aussichten. Enziane und Edelweiße befinden sich am Wegesrand.
Wieder sucht Nima für uns Wege heraus, die nicht allzu stark frequentiert sind – tatsächlich sind wir schon bald wieder völlig allein unterwegs. Wir kommen an den Überresten des ehemaligen Flughafen Syangboche vorbei. Die erste und größte Herausforderung des Flughafens Syangboche war seine Höhe von 3.780 m womit er einigen der extremsten und launischsten Wetterbedingungen der Welt ausgesetzt ist, mit starkem Wind, Nebel und Schneefall. Diese Bedingungen führten auch – da unrentabel - zum Schließen des Flughafens. Mittlerweile wird er aufgrund eines sich verändernden Umwelt-Bewusstseins restlos zurück gebaut.
Wir kommen an einer zur Zeit verlassenen Yak-Farm vorbei. Hier erblicken wir das Matterhorn des Himalaya – die Ama Dablam. Sie ist 6.814 Meter hoch und gilt als einer schönsten Berge der Welt. Im Grund erblicken wir den Ort Khunde. In dem Ort Khunde liegt das von der Sir Edmund Hillary gegründete und von der Himalaya Foundation betriebene Khunde Hospital. Das Krankenhaus ist für die Versorgung der gesamten Khumbu-Region zuständig und betreibt in verschiedenen weiteren Orten kleinere, nur an einem dem Tag besetzte Außenposten. Die beiden Ärzte im Khunde Hospital behandeln jährlich ca. 5000 Sherpa aus der Region und ca. 1500 Ausländer, meist Trekker. Die häufigsten Erkrankungen der Einheimischen sind infektiöse Krankheiten der Lunge, Ruhr, Haut- und Augenleiden. Die meisten Trekker leiden an Durchfall oder der Höhenkrankheit.
Die traditionell gekleideten Einwohner gehen ihrem Alltagsgeschäft nach und bearbeiten den Boden für künftige Kartoffelernten. In Khumjung besuchen wir das Khumjung Monastery und werden von einem Mönch über die Entstehung des Buddhismus und der Gründung des Klosters informiert. Das Kloster des Ortes ist überaus beeindruckend mit der Bibliothek, den Statuen und den farbenfrohen Malereien. Im Kloster des Dorfes ist der legendäre Yeti-Skalp ausgestellt. Legenden vom Yeti, einem Tier halb Mensch und halb Affe oder Bär, griffen westliche Besucher im Himalaja seit dem frühen 19. Jahrhundert in ihren Reiseberichten immer wieder auf. Der Skalp selbst stammt aber wohl eher von einem Braunbär.
In Khumjung befindet sich die Hillary-School, die einzige weiterführende Schule der Khumbu-Region. Sie ist ebenso nach Sir Edmund Hillary, dem Erstbesteiger der Mount Everest, benannt wie das kleine Krankenhaus in Khunde. Beide Einrichtungen wurden von der Hillary-Stiftung gegründet und bis heute unterhalten. Damit verfügt das Khumjung Valley über eine mit den sonstigen Bergregionen Nepals verglichen gute Infrastruktur in Bildung und Gesundheitsfürsorge. Wir besuchen die Schule, die bis zur 10. Klasse führt. Im Moment ist die Schule wegen des Darsaya – Festes geschlossen. Zwar sind die Kinder alle Buddhisten, die Lehrer jedoch sind alle Hindus und haben somit frei.
Beim Abstieg in Richtung Namche Bazar ist alles dicht gezogen es wird kühler. Zeitweise ziehen wir Mütze und Handschuhe über. Wir kommen gegen 15:00 Uhr wieder in Namsche Bazar an und legen noch eine kleine Shopping-Tour ein.
11. Oktober – Namche Bazar - Tengpoche
Heute steht der Weg von Namche in Richtung Tengpoche an. Um 6.15 Uhr gibt es Frühstück mit Müsli mit Joghurt, Toast und Rührei. Es herrscht früh am Morgen schon rege Bautätigkeit - hier entsteht wahrscheinlich die nächste Lodge für die vielen Touristen. Die Nachfrage ist halt da. Um 7.20 Uhr machen wir uns mit vielen weiteren Trecking-Gruppen auf den Weg. Es wird heute ein Überholen und Überholt werden. Es wirkt ein bisschen wie auf der Autobahn – allerdings mit wunderschönen Ausblicken.
Wir befinden uns hier auf 3.500 Meter Meereshöhe und die Berge um uns herum sind noch einmal so hoch. Wir haben weite Blicke ins tiefe Tal. Der Mensch ist so klein und wie wenig weiß man anderen Ländern, Kulturen und Menschen. Und doch meinen wir, Deutsche oder Europäer, immer alles besser zu wissen und über alles die richtige Ansicht zu haben.
Viele Träger sind unterwegs. Oft ist diese Art des Broterwerbs die einzige Möglichkeit etwas zu verdienen. Als wir in Tengpoche ankommen machen wir erst einmal Mittagspause. Nach dem Bezug der Zimmer besuchen wir das Dawa Choling Gompa oder Kloster Tengboche ein tibetisch-buddhistisches Kloster.
Das buddhistische Kloster ist das wichtigste kulturelle und religiöse Zentrum des Khumbu. Es wurde 1923 erbaut, 1989 durch einen Brand stark zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Das Kloster besitzt den größten Tempel, eine sogenannte Gompa, der Region. Das Hauptgebäude hat den dazu erforderlichen Dokhang, den Gebetsraum, in dem die große Statue des Siddhartha Gautama angebetet wird. Die Statue erstreckt sich über zwei Ebenen des Klosters und umfasst den Schreinraum im ersten Stock. Die Buddha-Statue von Siddhartha wird flankiert von Manjushri, dem Gott der Weisheit, und Maitreya, dem Buddha der Zukunft. Die Schriften des Kanjur, die kanonische Übersetzung von Buddhas Lehren in die tibetische Sprache, sind ebenfalls Bestandteil des Allerheiligsten.
Zum Abendessen gibt es Kartoffeln mit Gemüse und vorweg eine leckere Tomatensuppe. Wir brauchen Kraft morgen denn es wird eine längere Etappe.
12. Oktober - Tengpoche - Phortse
Um 5.30 Uhr lassen wir uns von unserem Wecker wecken. Noch vor dem Frühstück treffen wir uns draußen mit Nima, der uns die umliegenden Berge erläutert. Um 6.30 Uhr gibt es Frühstück mit Müsli, Toast und Ei. Um 7.15 Uhr machen wir uns auf dem Weg während eine Yak-Karawane für eine weitere Etappe vorbereitet wird.
Nima stellt uns zwei Alternativen für unsere Etappe nach Phortse vor – wir Soller entscheiden. Die Frage ist, ob wir auf dem Normalweg mit Panoramablick, also die Autobahn von gestern, oder die zweite Möglichkeit – den Omega-Weg – gehen. Wir entscheiden uns für die zweite Möglichkeit. Ein wunderschöner Weg durch knorrige, moosbewachsene und Flechten behangene Bäume und Rhododendrenbüsche.
Wir sehen ein rehähnliches Tier – ein Exemplar des seltenen Himalaya-Goral. Der Himalaya-Goral ist ein in seinen Ursprungsländern gefährdeter Gemsenverwandter, dessen Gesamtbestand abnimmt und der deshalb als potenziell gefährdet gilt.
Wir haben Zeit die Anblicke der hohen Berge zu genießen. Hier haben wir einen Blick zurück auf den Kongde Ri und Nupla. Vor uns voraus sehen wir den heiligen Berg Taboche und die Ama Dablam. Was für ein schöner Berg. An einer kleinen Rast finden wir viele Enziane vor – schöne Farbtupfer am Wegesrand.
Den ganzen Weg über ist unsere Gruppe völlig allein. Unsere beiden Träger Prem und Chabi Lal nehmen indessen die Hauptroute auf der anderen Talseite da diese Strecke etwas kürzer ist. Im Talboden angekommen müssen wir nun über eine rutschige Holzkonstruktion einen Wildbach überqueren bevor wir über eine große – aber zu dieser Jahreszeit verlassenen - Yak-Alm weiter nach Pangpoche wandern.
In Pangpoche wollen wir eine Mittagspause einlegen. Hier trinken wir das erste Mal Masala-Tee – einen Gewürztee aus Schwarztee, Milch, Zucker und einer Gewürzmischung der in ganz Südasien verbreitet ist – Puuh …. der bekommt uns allen aber nicht so gut. Nach dieser Einkehr in Pangpoche gehen wir mit mehr oder weniger Magen und Darmgrollen weiter in Richtung Phortse.
An einer Brücke lassen wir einer Yak-Karawane den Vortritt – wir denken das ist auch besser so. Wie geschickt diese kräftigen Tiere die Stufen zur Brücke hinauf nehmen – das ist wirklich beeindruckend. Zottelig und kraftvoll wirken diese imponierenden Tiere aber mit ihren großen Augen wirken sie irgendwie auch sehr sanft.
Auf dem weiteren Weg zieht es nun zu. Es zieht wieder dicht und wird kälter. Für uns fällt das Steigen mit dem Masala-Tee im Bauch schwerer als gewohnt. Etwas unterhalb von uns erblicken wir Bergziegen – ca. 20 Exemplare des Himalaya-Tahrs. Der Himalaya-Tahr ist eine in der Himalaya-Region lebende ziegenartige Paarhuferart. Diese Tiere sind vorwiegend am frühen Morgen und am späten Nachmittag aktiv, tagsüber ruhen sie im Schutz von schroffen Felsen oder dichter Vegetation. Sie sind geschickte Kletterer und gelten als scheue Tiere sind aber bei den einheimischen Bauern nicht besonders beliebt, da sie sich gerne auch mal an der Ernte vergreifen.
Gegen 14:15 Uhr erreichen wir Phortse. Phortse ist ein Dorf auf 3.840 Metern Höhe. Es liegt abseits der Hauptwanderroute und ähnelt daher eher einem authentischen Sherpa-Dorf.
Da wir mittlerweile auf einer Höhe angekommen sind – nämlich 3.840 Meter – machen wir uns am Nachmittag mit der Funktionsweise des Überdrucksacks vertraut um einer eventuell auftretenden Höhenkrankheit entsprechend zu begegnen. Ein Überdrucksack, auch hyperbare Kammer, ist ein Gerät zur Behandlung der Höhenkrankheit. Es handelt sich dabei im Prinzip um eine portable Dekompressionskammer, mit deren Hilfe der Patient einem höheren Luftdruck ausgesetzt und damit eine geringere absolute Höhe simuliert wird.
Um 18.30 Uhr gibt es Abendessen bestehend aus Gemüsesuppe, Kartoffeln, Blumenkohl und zum Nachtisch Apfelscheiben.
13. Oktober – Phortse – Machermo
Um 5.30 Uhr klingelt heute Morgen der Wecker. Um 6.30 Uhr gibt's Frühstück mit Toast und Ei und Müsli. Es geht heute wieder früh los, ein wunderschöner Tag und ein wunderschöner Weg. Wir kommen bei Abgang aus dem Dorf an einem Tor mit Gebetsmühlen vorbei und haben etwas darauf einen traumhaften Blick hinunter zum Dudh Koshi.
Die Sonne bahnt sich langsam ihren Weg und erreicht den Talboden. Im Hintergrund erkennen wir den Thamserku mit seinen 6.623 Metern den wir auch schon von Monjo aus gesehen haben. Wir überqueren den Dudh Koshi – wie schmal er hier noch ist.
Wir kommen an vielen kleinen Wasserfällen vorbei. Es sind deutlich weniger Menschen als an den Vortage unterwegs. Wir haben die Trecking-Hauptroute mittlerweile verlassen. In Richtung Gokyo-Ri sind zwar auch viele Trecker unterwegs aber beileibe nicht mehr so viele wie in Richtung Everest-Base-Camp.
Immer am Berghang entlang gewinnen wir Höhenmeter um Höhenmeter. Durch den Wind und die Höhe ist es jetzt deutlich kälter als noch vor zwei oder drei Tagen. Dann erreichen wir Machermo. Unsere Lodge ist sehr einfach und wir haben lediglich draußen eine Gemeinschafts-Waschgelegenheit mit Wasser aus einer Wassertonne.
Das Abendessen besteht aus einer leckeren Gemüsesuppe und anschließenden Dal Bhad und zum Nachtisch gibt es Bananenkuchen.
14. Oktober – Machermo - Gokyo
Heute Nacht waren in unserem Zimmer nur 4 Grad. Trotzdem haben wir sehr fest und gut geschlafen. Unsere Daunenschlafsäcke sind wirklich eine Wucht. Um 6.30 Uhr gibt es Frühstück mit Müsli, Omelette Toast mit Ei.
Es ist eine ruhige Morgenstimmung und wir freuen uns auf den heutigen Tag – werden wir doch in Richtung Gokyo wandern und dann zum ersten Mal das Ziel dieses Treckings sehen – den Gokyo Ri. Wir haben einen tollen Blick auf den Cho Oyu. Dieser ist mit 8.188 Metern der sechshöchste der 14 Achttausender. Wir erleben eine beeindruckende großartige aber auch karge Bergwelt.
Wir legen ein langsames und ruhiges Tempo ein – immerhin befinden wir uns jetzt schon auf über 4.000 Meter. Rechterhand des Weges befindet sich der Ursprung des Dudh Koshi. Er wird aus den Eismassen des Ngozumpa-Gletschers, dem größten Eisstrom Nepals, gespeist. Bald kommen wir an dem ersten der fünf Gokyo-Seen vorbei. Das türkisfarbene Wasser bietet einen tollen Kontrast zu dem Schnee an seinem Ufer.
Über den dritten Gokyo-See hinweg erblicken wir unser Tagesziel – den Ort Gokyo auf 4.860 Metern Höhe. Es werden in der Fitzroy Inn - Lodge für zwei Nächte unsere höchsten Übernachtungen in Nepal sein. Die Lodge-Siedlung Gokyo ist die einzige größere im Tal des Ngozumpa-Gletschers, der vom Massiv des Cho Oyu gespeist wird. Die Ortschaft besteht aus einigen Herbergen und Restaurants.
Gegen 11:30 Uhr kommen wir in Gokyo an und machen eine Mittagspause mit zwei Portionen Pommes-Frites die wir uns teilen. Nach dem Einchecken und beziehen der Zimmer machen wir einen Rundgang hinab zu See und anschließend in Richtung Ngozumpa-Gletscher hinauf. Wir haben einen faszinierenden Blick auf die mächtige Gletscherwelt. Wir genießen die Aussicht und freuen uns auf den morgigen Tag, unseren Gipfeltag auf dem Gokyo Ri.
15. Oktober Besteigung Gokyo Ri
Um 3:45 Uhr geht heute der Wecker. Um 4:15 Uhr treffen wir uns auf einen Kaffee bzw. heißes Wasser im ersten Stock. Das Restaurant hat natürlich noch geschlossen. Im Licht der Stirnlampen gehen wir gegen 4:30 Uhr los. Wir haben alles an was wir haben – warme Jacken, Regenhose, Mütze und Handschuhe. Es sind frostige -5 Grad und die Steine sind überfroren.
Im beginnenden Licht des Tages tauchen dann die ersten Gipfel auf. In vielen Serpentinen geht es mit ruhigen Schritten den Berg empor. Dann sehen wir ihn – den Mount Everest, Sagarmatha oder Qomolangma („Tschomolungma“) - mit einer Höhe von 8.848 Metern Höhe der höchste Berg der Erde. Wir haben heute traumhaftes Wetter und beste Bedingungen. Nach der üblichen Geschäftigkeit am Berggipfel mit Filmen und Fotografieren haben wir reichlich Gelegenheit den Augenblick einfach nur zu genießen.
Wir haben lange den Wunsch gehabt und viele Jahre davon geträumt, diesen Anblick einmal persönlich zu erleben. Für Dagmar und mich und für die anderen sicher auch, bedeutet dieses Erleben sehr viel - ein sehr schöner und emotionaler Moment. Wir befinden uns auf 5.360 Meter Höhe – und der Mount Everest ist noch einmal 3.500 Meter höher – was für ein Klotz.
Viele Gebetsfahnen markieren das Ziel der Wanderer aus allen Nationen der Erde. Wie klein sind wir Menschen. Wir schauen auf die namhaften Gipfel des Cho Oyu, des Pumori, des Everest und Lhotse sowie Makalu.
Nach einer Stunde gehen wir nun wieder – ein jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt - hinab zur Lodge in der wir dann erst einmal kräftig frühstücken und etwas schlaf nach holen werden. Am Nachmittag beobachten wir dann noch die Einheimischen bei dem Transport und der Lagerung von Yak-Dung, dem Brennstoff dieser hoch gelegenen Region.
Gegen 18:30 Uhr gibt es zum Abendessen Knoblauchsuppe, Dal Bhad und zum Nachtisch Apfelkuchen.
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16. Oktober Gokyo – Renjo-Pass - Lantang
Heute lassen wir uns um 4:30 Uhr wecken. Um 5:30 Uhr gibt es Frühstück und um 6:15 Uhr ist Abmarsch. Heute haben wir einen langen Tag vor uns. Wir wollen über den Renjo-Pass mit einer Höhe von 5.360 Metern überqueren um in das Nachbartal zu gelangen. Über überfrorene Steine geht es zunächst eine Stunde über relativ flaches nur leicht ansteigendes Gelände in Richtung Pass. Wir sind warm angezogen – aber bei dem nun folgenden traumhaften Wetter mit der wärmenden Sonne können wir bald unsere Jacken ausziehen.
Wir haben traumhafte Blicke zurück über den gesamten Tourenverlauf. Bei dem Blick zurück in das Halbrund der Berge sehen wir wieder auf Cho Oyu, Lhotse, Makalu, und natürlich den Mount Everest und unzählige andere, deren Namen wir uns nicht merken können. Johannes hat Probleme mit den Bronchien und bekommt heute sehr schlecht Luft. Daher geht es nur sehr, sehr langsam voran. Dadurch haben wir viel Zeit zum Schauen.
Nima und Ras haben die Situation sehr gut im Griff. Wir teilen den Inhalt von Johannes Rucksack auf uns andere Teilnehmer auf und Ras trägt seinen Rucksack für den weiteren Weg. Je höher wir auf dem Weg voranschreiten liegt immer mehr Schnee den wir durchqueren müssen. Die letzten 100 Höhenmeter werden nun steiler. Teilweise wird Johannes gezogen und gar geschoben.
Wir erreichen den Renjo-Pass gegen 10:45 Uhr und machen etwas Pause. Wieder haben wir genug Gelegenheit für die wundervollen Blicke und viele viele Fotos. Beim Abstieg hinunter in das Tal des Bhote Koshi erfolgt über verschneite Stufen. Grödel oder gar Steigeisen werden nicht benötigt. Zum Glück! – haben wir doch keine dabei.
Wir steigen hinunter zum Renjo-See. Hier weht uns talauswärts ein starker Wind entgegen und es wird wieder relativ kalt. Wolken ziehen auf und verdecken leider die umgebenen Berge. Der Weg führt über ehemalige Yak-Almen.
Gegen 14:45 erreichen wir die Lodge in Lungden und wärmen uns erst einmal an einem wärmenden, mit Yak-Dung befeuerten Ofen, im Gastraum auf. Dann gegen 18:30 Uhr gibt es Abendessen mit Knoblauchsuppe, Gemüse, Nudel und Momos mit Tomatensauce.
17. Oktober Langtang - Thame
Gerade einmal 3,3 Grad sind heute Morgen in unserem Zimmer. Hoffentlich ist im Gastraum geheizt. Zu 7:30 Uhr treffen wir uns zum Frühstück. Es gibt Müsli und Langtang-Brot mit Kartoffeln und Zwiebeln. Um 8:30 Uhr schultern wir unsere Rucksäcke und wir machen uns auf den Weg nach Thame.
Es ist sehr wolkig und kalt. So richtig ungemütlich. Wir kommen durch das Dorf Marulung. Die Trockensteinmauern die lediglich aus übereinander gestapelten Steinen bestehen, halten ohne Mörtel und sind charakteristisch für das Himalaya-Hochland.
Wir wandern immer am Bhote Koshi entlang. Der Quellfluss des Bhote-Sun Koshi liegt am Zhangzangbo-Gletscher in Tibet. Der Fluss entspringt dem Lumi Chimi-See. Wenn er Nepal erreicht, heißt er Bhote Koshi. Weiter flussabwärts, ab dem Dorf Bahrabise, heißt er Sun Koshi. Bald erreichen wir den Ort Thame – den Geburtsort von Sherpa Tenzing Norgay.
Während des Erdbebens von 2015 wurde die Region Thame schwer getroffen. Fast alle Häuser in der Gegend wurden beschädigt oder vollständig zerstört und mehrere Menschen starben. Nur wenige Häuser blieben stehen. Während der Katastrophe wurde auch dieser große Stupa zerstört. Er wurde jedoch mit Hilfe von Spenden in relativ kurzer Zeit wieder aufgebaut. Der neue Stupa, der fast 14 Meter hoch ist und einen Sockel mit einem Durchmesser von 16,5 Meter Fuß hat, ist größer als der vorherige und verwendet viele der Materialien des ursprünglichen Stupa.
Dieser prächtige Stupa verfügt im Inneren auch über eine große Gebetsmühle. Pilger und Einheimische können den Stupa betreten, um ihn zu drehen und noch mehr Verdienste zu erwerben.
Für viele Menschen im Bergdorf Thame im Everest-Gebiet schlug die Stunde Null am 16. August 2024 – also nur wenige Wochen vor unserem Aufenthalt hier. An diesem Tag wurden große Teile des Dorfs zerstört – durch Wasser-, Geröll- und Schlammmassen aus zwei Gletscherseen unterhalb des Tesi Lapche La. Nach Angaben der Regionalverwaltung traf die Flut mindestens 18 Gebäude. Dazu gehörten auch eine Grundschule und eine Krankenstation in Thame, beide erbaut und finanziert vom Himalayan Trust, der Hilfsorganisation des 2008 verstorbenen Everest-Erstbesteigers Sir Edmund Hillary. Glück im Unglück: Die Wasser- und Schlammlawinen trafen das Dorf bei Tageslicht. Die meisten Bewohner konnten sich in höher gelegene Bereiche in Sicherheit bringen.
Die Spuren der Katastrophe sind auch in unserer Lodge noch zu sehen. In unserem Zimmer sind alle Türen verzogen und wir können erkennen wie hoch das Wasser im Raum gestanden haben muss. Nach Bezug der Zimmer machen wir eine kleine Mittagspause bevor wir zu einem Rundgang in den Ort aufbrechen.
Zunächst schlagen wir die Richtung zu Kloster oberhalb von Thame ein. Etwa 500 Meter westlich des Ortes auf rund 4000 m Höhe befindet sich die zwischen 1667 und 1677 erbaute Gompa, eines der wichtigsten Klöster im Khumbu. Leider ist die Witterung sehr ungemütlich und die Sicht ist eher schlecht.
Ein Rundgang durch den Ort ist für uns erschütternd. Überall wird gehämmert, gesägt und Geröll zur Seite geschafft. Unglaublich wie diese Menschen mit den Naturgewalten umgehen und immer wieder aufbauen.
Zum Abendessen gibt es heute Nepali-Suppe und Röstkartoffeln mit Gemüse und zum Nachtisch Apfelscheiben. Es sind mehrere deutsche Gruppen in dieser Lodge untergebracht aber ein wesentlicher Kontakt oder gar Austausch findet seltsamer Weise nicht statt.
18. Oktober Thame – Monjo
Heute gibt es um 06:30 Uhr Frühstück mit Müsli, Spiegeleiern, Toast und Marmelade. Um 7:30 Uhr ist Abmarsch. Auch heute ist es zu Anfang stark bewölkt. Von Bergen kaum eine Spur. Über einen neu angelegten Weg – die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen – gelangen wir hinunter zu einer Hängebrücke über den Bothe Koshi. Einige Heiligenbilder sind auf den Felsen gemalt.
Wir haben Glück. Plötzlich erblicken wir den Nationalvogel Nepals - den Rostschwanz-Glanzfasan. Das Männchen ist schillernd grün, lila, rot und blau gefärbt mit weißem Bürzelfleck, kupferfarbenem Schwanz und mit schwarzer Unterseite und Federkrone. Das Gefieder des Weibchens ist im Wesentlichen schlichtbraun mit hellen Schaftstreifen und braunschwarzen Querlinien.
In dem Ort Thamo passieren wir ein Frauen-Kloster und jede Menge Gebetsmühlen stehen am Weg.
Bald erreichen wir Namche Basar. Wir machen eine Mittagspause und anschließend holen wir die im Sherpa-Shop für uns zurück gelegten Kleidungsstücke ab. Jeden Samstagmorgen wird in Namche Wochenmarkt abgehalten. Wir haben Gelegenheit diesen Hauptumschlagplatz im Khumbutal zu besuchen, bei dem sogar Händler aus Tibet Ihre Waren anbieten. Namche war früher ein wichtiger Handelsplatz für die Händler aus Tibet. Aktuell ist die Grenze offiziell geschlossen, so dass keine bzw. nur wenige Händler in Namche ihre Waren anbieten.
Nach diesem Zwischenstopp verlassen wir nun Namche Basar talabwärts. Auf diesem Teilstück sind wieder sehr viele Menschen unterwegs. Wir erreichen die Hillary-Bridge und gelangen in einen kleinen Stau. Die Brücke wird von einer Muli-Karawane blockiert und wir müssen warten bis diese komplett passiert hat.
Gegen 15:00 Uhr erreichen wir Monjo und beziehen wie auf dem Hinweg im Monjo Guesthouse unsere Zimmer. Wir treffen uns im Gastraum, machen einmal Kassensturz und berechnen die zu verteilenden Trinkgelder. Trinkgelder sind für die Träger und Guides als Addon zum Gehalt sehr wichtig da das Lohnniveau in Nepal im allgemeinen sehr gering ist.
Zum Abendessen gibt es heute Kürbissuppe mit Popcorn, Kartoffeln, Gemüse, Spiegelei und Momos.
19. Oktober – Monjo – Lukla
Heute beginnt die letzte Etappe auf unserem Trecking in Richtung Lukla. Seit Tagen schon lauschen wir Schilderungen anderer Reisender, dass Lukla aufgrund der Wetterlage nicht angeflogen werden kann. Daher stauen sich die Trecking-Reisenden in Ramechhap und Lukla. Mal sehen wie es für uns weiter geht wenn wir in Lukla ankommen. Anfangs ist das Wetter heute wieder bewölkt aber zum Nachmittag wir es wieder schön und angenehm warm. Viele Menschen kommen uns entgegen. Ein wenig beneide ich sie – haben sie doch noch die schönen und aufregenden Erlebnisse erst noch vor sich. Dzopkyos- und Muli-Karawanen kommen uns entgegen.
Bei einer Einkehr in einem Teahouse treffen wir auf zwei Gruppen des DAV-Summit-Club. Sie berichten uns von ihrer beschwerlichen Anreise da Lukla noch immer nicht angeflogen werden kann. Teilweise lässt sich ihr Programm nicht mehr verwirklichen das sie schon drei Tage in Verzug geraten sind. Was haben wir für ein Glück gehabt, dass bisher alles so funktioniert hat. Wir lassen uns heute viel Zeit da wir genug Reserve haben. Nach einer Mittagspause in Phakding ist es nun nicht mehr weit und wir erreichen Lukla gegen 15:45 Uhr.
Jetzt wird es für uns spannend. Da wir wahrscheinlich nicht regulär von Lukla abfliegen können, bieten sich uns zwei Alternativen. Entweder ein 6-Stündiger Marsch talabwärts und dann in einem Jeep 20 Stunden zurück nach Kathmandu zu fahren oder von Lukla mit dem Helikopter hinunter nach Ramechhap zu fliegen und dann mit einem Kleinbus die Strecke nach Kathmandu in 8 Stunden zurückzulegen. Diese Variante kostet allerdings mindesten 350 Dollar Aufpreis.
Da wir die schlechten Straßen in Nepal mittlerweile kennen, entscheiden wir uns für die Variante 2 und wollen am nächsten Morgen mit dem Helikopter fliegen. Helikopter fliegen wollten wir alle schon immer einmal – und warum denn nicht jetzt?
20. Oktober – Lukla Helikopterflug nach Ramechhap
Der Himmel ist ziemlich wolkenverhangen. Unsere Hoffnung, dass wir regulär abfliegen können erfüllt sich nicht. Gegen 8:00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Helikopter-Flugfeld. Es sind nur ein paar Minuten Fußweg.
Wir stehen eine Stunde auf dem Flugfeld und beobachten das An- und Abfliegen der Helikopter. Bis zu sechs Maschinen starten und landen nahezu gleichzeitig. Eine unglaublich aufregende und hektische Stimmung. Nachdem jeder aus der Gruppe pro Person 500 Rupien an die Flughafenleitung bezahlt hat – entweder Steuern oder gar Schmiergeld – wir wissen es nicht, werden wir zu einem Helikopter gezerrt und starten in den wolkenverhangenen Himmel.
Toll, wie punktgenau die Helikopter landen können. Der Pilot fliegt gut und sanft, immer auf Sicht. Es ist beeindruckend mitzuerleben, wie er schaut und höher und tiefer fliegt, wenn von vorne ein anderer Heli kommt. Die Geräuschkulisse ist schon ziemlich stark, aber wir genießen das Erleben. Das wollten wir schon immer mal machen. Wir haben eine sanfte Landung in Ramechhap. Hier wimmelt es von Trecking-Gruppen. Alle haben das Ziel Lukla. Aber ob da heute etwas geht?
Der Flug kostet uns schlussendlich 350 Dollar pro Person, wie sich dann nach Ankunft in Kathmandu herausstellt. Aber - das war es uns wirklich wert. Anschließend fahren wir mit einem Kleinbus in 8 Stunden zurück nach Kathmandu.
21. Oktober - Bhaktapur und Bodnath
Der letzte Tag unseres Nepalaufenthalts gilt noch einmal der Kultur des Landes. Mit Sidhi, unserem Newarischen Führer für den heutigen Tag, wollen wir die Stadt Bhaktapur und noch einmal den Stupa von Bodhnath besuchen.
Wir starten an Siddha Pokhari, dem größten Teich von Bhaktapur. Dieser große Teich ist 171 m lang, 73 m breit und 3 m tief und dient der Wasserversorung von Bhaktapur.
Der Legende nach soll er eine gigantische Wasserschlange beherbergen. Der Tank wird nie vollständig geleert, da die Einwohner Angst vor der bis heute nicht gesichteten Schlange haben. Die Legende vom Siddha Pokhri ist hier wirklich tief verwurzelt.
Bhaktapur, die „Stadt der Frommen“ ist neben Kathmandu und Lalitpur mit über 81.000 Einwohnern die dritte und kleinste der Königsstädte des Kathmandutals. Mit Sidhi tauchen wir ein in die handwerklich geprägte Vorstadt. Wir sehen wunderschöne Schnitzereien - die weit über die Grenzen Nepals hinaus bekannt sind – und deren Herstellung in einer von vielen Schnitz-Werkstätten.
Wie vielerorts in Nepal findet man auch hier immer noch viele durch das Erdbeben von 2015 Zerstörungen. Häuser werden noch immer nur einfach abgestützt. Für Sanierungen fehlt oft das Geld. Auf unserem Rundgang finden wir viele Opferstellen – oft nur einfach auf dem Steinpflaster.
Die Töpferkunst ist eine der ältesten Künste der Welt. In Bhaktapur findet man noch viele Töpfer die mit ihren traditionellen Holzrädern arbeiten, um dem Ton die verschiedensten Formen und Größen zu verleihen. Wir besuchen eine Klangschalen-Manufaktur und nehmen an einer kleinen privaten Vorführung teil.
Der Taumadhi Square ist der zweitwichtigste Platz der Stadt an dem die besten Beispiele für die Baukunst und Architektur mehrstöckiger rechteckiger Tempel zu finden sind. Beste Handwerkskunst in Form von Steinskulpturen, steinernen Wasserauslässen, traditionelle Wasserbehehälter und Holzschnitzereien präsentieren hier stolz ihre Geschichte. Der Nyatapola-Tempel umfasst fünf Stockwerke und ist insgesamt gesehen nicht nur der höchste Tempel von Bhaktapur, sondern auch der höchste Tempel im ganzen Kathmandu-Tal. Geweiht wurde der Nyatapola-Tempel der Göttin Lakshmi. Stolze 30 Meter ist der Tempel mit seiner Pagodenform hoch und ragt bereits seit 1708 deutlich aus Bhaktapur hervor. Bereits um 1600 stand an dieser Stelle ein Tempel, der dieser Gottheit geweiht war. Im Gegensatz zum Nyatapola-Tempel hat der Bhairavnath-Tempel einen längsrechteckigen Grundriss. Dass sich weiterhin das Kultbild nicht, wie sonst üblich, auf der Ebene des Eingangs, sondern in einem oberen Stockwerk befindet, deutet darauf hin, dass der Bhairava-Tempel seinen Ursprung in einem städtischen Wohnhaus hat. Der Tempel wurde, nach schweren Zerstörungen durch das Erdbeben von 1934, rekonstruiert.
Der am Rande des Stadtzentrums gelegene Durbar Square lädt mit seinen zahlreichen Tempeln, Statuen und Säulen ein zum ausführlichen Erkunden. Während des Malla-Königreichs bis ins Jahr 1769 galt er als Mittelpunkt Nepals. Zu seinen prachtvollsten Zeiten sollen sich hier einst 99 Gebäudekomplexe aneinandergereiht haben. Die bedeutendsten noch existierenden Monumente sind das Goldene Tor, der 55-Fenster-Palast, die Statue des Königs Bhupatindra Malla, der Siddhi Laxmi Tempel und der Vatshala Tempel, welcher vom Erdbeben im Jahr 2015 zerstört wurde und nun in aufwendiger Feinarbeit wiederaufgebaut wird. Der Vatshala-Durga-Tempel ist die weiße Eleganz des Bhaktapur Durbar Square. Die Vatshala Durga ist ein Denkmal, das der Vatsala-Manifestation der weiblichen Gottheit Durga gewidmet ist. Die Struktur blieb bis 1934 intakt, bis sie bei dem großen Erdbeben teilweise zerstört wurde. Zahlreiche andere Bhaktapur-Strukturen wurden dem Erdboden gleichgemacht, von denen viele nicht wieder aufgebaut wurden. Die Vatshala Durga wurde schließlich wieder aufgebaut. Beim Erdbeben im April 2015 wurde sie jedoch erneut zerstört. Der Tempel wurde nahezu originalgetreu restauriert und Anfang 2020 fertiggestellt.
Wir betreten den Königspalast durch das goldene Tor. Bei dem Königspalast von Bhaktapur handelt es sich um den ältesten Tempel des Kathmandu-Tals. Der zum Königspalast gehörende Schlangenteich oder Nag Pokhari liegt im rückwärtigen Teil der Palastanlage, an der Nordostecke de Geländes. Er stammt aus dem 17. Jahrhundert und heißt so, weil sowohl die zentrale Säule im Wasser als auch die korrespondierende Skulptur über dem Wasserspeier die Form eines aufgerichteten Kobra-Kopfes haben. Auch um den oberen Rand der Anlage läuft ein Schlangenkörper um; der aufgerichtete Kopf ist am rechten (östlichen) Ende der Längsseite zu sehen. Sein Gegenüber auf der anderen Seite ist nicht so gut erhalten. Kleinere Schlangen säumen die Konstruktion am Ostende des königlichen Wasserteiches. Hier fand das rituelle Eintauchen des Götterbildes von Taleju statt.
Im Westteil des Palastes befindet sich die Nationalgalerie Bhaktapurs und im Ostteil der Palast der 55 Fenster, die aufwendig und kunstvoll aus Holz hergestellt wurden. Die vielen Innenhöfe enthalten Schreine, die verschiedenen Gottheiten gewidmet sind und alle reich verziert sind. Vor dem ehemaligen Königspalast befindet sich eine lebensgroße Statue, die den König Bupathindra Malla darstellt.
Nach diesen Eindrücken fahren wir nun noch einmal zur Stupa von Bodnath. Dieses ist für Gila, Dagmar und mich der zweite Besuch. In Weiß und Gold erstrahlt der Stupa von Bodnath weithin sichtbar im Kathmandu-Tal und ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Zentrum der buddhistischen Pilger in Nepal.
Gegründet wurde der Stupa bereits im 5. Jahrhundert nach Christus und um die Gründung rankt sich eine interessante Legende. Der Legende zufolge wurde der Stupa von Bodnath von einer Geliebten des damaligen Königs errichtet. Dabei ging die Geliebte sehr geschickt vor: Sie bat um das Land, welches sie mit einer einzigen Kuhhaut abdecken kann. Extrem dünne Streifen sorgten für das Land, auf welchem heute der Stupa steht. Letztendlich wurde Bodnath dann von der Licchavi-Dynastie gegründet – ob die Geschichte mit der Geliebten stimmt, kann heute nicht mehr sicher gesagt werden, so wie es bei vielen Legenden der Region der Fall ist. Nachdem der Dalai Lama im Jahre 1959 aus seiner Heimat fliehen musste und sich in Bodnath hier versteckt hielt, ist dieser Stupa noch wichtiger für die religiösen Pilger geworden.
Aus dieser Zeit stammen auch die Klöster, welche um die Stupa von Bodnath erbaut wurden und bis heute gläubige Mönche beherbergt.
Eingerahmt von einem Häusermeer ist der Stupa von Bodnath vor allem für die Tibeter das heiligste Bauwerk ihrer Religion auf dem Boden Nepals. Der Stupa von Bodnath ist der größte Stupa des Landes. Buddhisten finden sich vor allem im Morgengrauen und zur Abenddämmerung bei dem Bauwerk ein, um es im Uhrzeigersinn zu umrunden und die in der Außenwand angebrachten Gebetsmühlen zu drehen.
Mit diesen Eindrücken endet unser Nepalabenteuer. Wir haben insgesamt 4 Wochen in diesem aufregenden Land genießen dürfen. Morgen geht es mit dem Flugzeug zurück in die Heimat. Es war ein großartiges Erlebnis in einer völlig fremdartigen Welt. Nepal hat so viel zu bieten, von atemberaubenden Landschaften bis hin zu einer reichen Kultur. Religionen existieren hier in Harmonie nebeneinander.
Wir sind vielen freundlichen Menschen begegnet und wir kehren mit wundervollen Erinnerungen - die uns noch lange beeinflussen und beschäftigen werden - zurück in unsere Welt. Aber…. vielleicht kommen wir ja noch einmal wieder - in das Land der hohen Berge und tiefen Schluchten wo man dem Himmel nah ist.