Nepal - Dem Himmel so nah
20. September - 2024 Berlin
Das Abenteuer Nepal beginnt für uns. Um 6.15 Uhr geht der Wecker. Um 9.56 Uhr fährt unser Zug von Rendsburg nach Hamburg. Wir treffen Gila, unsere Freundin, am Bahnsteig in Hamburg. Sie saß im angekoppelten Zug aus Kiel.
Um 12 Uhr fährt unser ICE nach Berlin. Gegen 16 Uhr Ankunft in Berlin Airport. Einchecken am Terminal 1 bei Turkish Airlines. Die Gepäckaufgabe ist aber leider noch nicht möglich. Dann Einchecken im Hotel Intercity Terminal 1 und 2 direkt am Flughafen und ein anschließender Erkundungsgang am Flughafen. Am Abend dann Essen am Hotel.
Insgesamt wird sich unser Aufenthalt in Nepal auf 4 Wochen erstrecken. Wir haben zwei Trecking-Touren im Annapurna- und im Everest-Gebiet geplant.
21. September - Istanbul
Der Zwischenstopp in Istanbul ist sehr beeindruckend. Der Flughafen ist riesig und allerorts blinkt und glitzert es. Die Auslagen der Shops sind einladend. Auch wenn wir nur schauen und nichts kaufen. Ab 20:00 Uhr besteigen wir das Flugzeug nach Kathmandu. Es ist ein ruhiger Flug aber nicht sehr bequem. Große Menschen haben halt aufgrund der fehlenden Beinfreiheit ein Platzproblem.
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22. September - Kathmandu
Etwas nach 6 Uhr Ankunft in Kathmandu. Beim Landeanflug haben wir erste Blicke auf Flüsse, Land, Berge und Städte. Am Flughafen erhalten wir unser Visum für Nepal. Zum Glück haben wir den Antrag schon zu Hause Online gestellt. Das erspart uns einige Wartezeit an den Schaltern. Unser Gepäck können wir wohlbehalten am Gepäckband entgegen nehmen. Am Geldautomaten haben wir einige erfolglose Versuche gestartet um an Bargeld zu kommen. Wir beschließen es im Laufe des Tages in der Innenstadt erneut zu versuchen.
Wir werden von der Passang, der Vertreterin des DAV Summit Club und unserem Guide Nima mit einem Kleinbus des DAV Summit abgeholt. Die dann folgende 20-minütige Fahrt verschafft uns einen ersten Eindruck. Hier herrscht Linksverkehr und an das Chaos müssen wir uns erst einmal gewöhnen. Bei Ankunft im Hotel Malla erhalten wir eine kurze Einweisung in den Ablauf der nächsten Tage. Die Zimmer sind für uns erst ab 11 Uhr bezugsfähig und so verbringen wir einige Zeit in der Gartenanlage des Hotels. Gegen 11:00 Uhr können wir unsere Zimmer beziehen und wir legen uns erst einmal für 1,5 Stunden ins Bett. Nach dieser erholsamen Zeit beschließen wir zu Dritt Thamel für eine erste Erkundung zu besuchen. Thamel ist das Touristenzentrum von Kathmandu und durch die gute Lage unseres Hotels können wir diesen Trubel zu leicht Fuß erreichen. Für uns Europäer gleicht Thamel einem Kulturschock.
Als erstes suchen wir erst einmal einen Geldautomaten der für unsere Kreditkarten auch funktioniert. Es werden nämlich nicht alle Karten an jedem Automaten akzeptiert. Da die nepalesischen Rupien bei der Ausreise nicht ausgeführt werden dürfen, kann man folglich auch kein Bargeld in Deutschland bekommen. Nach der dann doch erfolgreichen Bargeldabholung haben wir nun Gelegenheit, Thamel in Ruhe auf uns wirken zu lassen.
Die Gerüche, Staub, Lärm und eine unglaubliche Geschäftigkeit der Menschen und ein chaotischer Straßenverkehr erwarten uns. Viele kleine aber auch größere religiöse Stätten befinden sich inmitten von Häuserschluchten oder direkt am Straßenrand. Ein buntes Warenangebot von Kleidung, Haushaltsgegenständen, jede Menge Souvenirs und Treckingbekleidung wird uns angeboten. Am Abend essen wir zum ersten Mal das Nationalgericht der Nepalesen – Dal Bhad. Morgen werden wir dann mit unsere Mitreisenden zusammentreffen und in das Trecking-Gebiet in Richtung Poon Hill starten. Das wir eine spannende Zeit. Wir freuen uns schon.
23. September - Fahrt nach Darechok (Summit River Lodge)
Frühstück um 7.30 Uhr. Es ist ein sehr abwechslungsreiches gutes Frühstück. Gegen 10 Uhr treffen wir mit Nima, unserem Guide für unseren gesamten Aufenthalt in Nepal, und den weiteren Teilnehmerinnen Julia und Manuela aus Freising bei München zusammen. Julia und Manuela sind erst heute angekommen, da der Anschlussflug in Istanbul nicht geklappt hat. Johannes aus München, der letzte Teilnehmer unserer Sechsergruppe, wird sich erst morgen zu uns gesellen, da er als Mitarbeiter des DAV Summit Club an einer Weiterbildung der örtlichen Guides teilnimmt.
Der Kleinbus der uns für heute und morgen zur Verfügung gestellt wird ist nagelneu. Es ist ein Elektrofahrzeug, das schnell noch mit entsprechenden grünen Emblemen versehen wird. Wir fahren als erste Gäste überhaupt in diesem neuen Wagen.
Es wird eine lange und anstrengende Fahrt über den Prithvi-Highway.
Bei einer Mittagspause genießen wir das erste Mal eine Mahlzeit in einem Straßenrestaurant. Es gibt Chop Suey und Momos – kleine gefüllte Teigtaschen. Die Weiterfahrt führt immer am Trishuli-Fluß entlang durch abwechslungsreiche Landschaften des Himalaya.
Das Leben der Landbevölkerung findet oft direkt am Straßenrand statt. Gewaschen wird sich an öffentlichen Wasserstellen und die gewaschene Wäsche trocknet in der Sonne an der Straße.
Das Wasser des Trishuli fließt aus dem von China annektierten Tibet bis er in den Seti Gandaki fließt und letztendlich in Indien in den heiligen Ganges mündet. Die Trishuli durchschneidet den Himalaya-Hauptkamm. Das Durchbruchstal verläuft zwischen den Gebirgsmassiven Langtang Himal im Osten und Ganesh Himal im Westen. Die Trishuli fließt entlang der westlichen Grenze des Langtang-Nationalparks. In der Nähe von Darechok, einem kleinen Ort am Trishuli-Fluß hält der Bus unerwartet plötzlich an und wir steigen aus. Wir schultern unsere Rucksäcke und unser Gepäck wird von Angestellten der Summit River Lodge – unserer Unterkunft für heute Nacht – übernommen. Wir überqueren den Trishuli-Fluß über unsere erste Hängebrücke in diesem Land. Für uns ein spannendes Unterfangen da sie doch erheblich schwankt aber doch auf uns einen sicheren Eindruck macht. Nun folgt ein etwa 15 minütiger Fußweg zur Summit River Lodge. Es ist unangenehm warm und die Luftfeuchtigkeit ist dermaßen hoch, dass wir schon nach wenigen Minuten völlig durchgeschwitzt sind. Nach dem herzlichen Empfang mit einem nassen Handtuch und einem erfrischendem Kaltgetränk beziehen wir unsere Zimmer und ruhen uns etwas aus.
Um 16:00 Uhr brechen wir zu einem kleinen Spaziergang in der näheren Umgebung auf. Der DAV Summit Club unterhält hier einige kleine landwirtschaftliche Projekte um die heimische Bevölkerung zu unterstützen.
Zum Abend hin noch ein Bad im Swimmingpool der Anlage und nach einer Dusche folgt das Abendessen mit guter chinesischer Küche mit Gemüse, Pilzen, Nudeln, Reis, Fisch, Chicken und Soße. Nima berichtet, was uns am nächsten Tag erwartet.
24. September - Fahrt nach Phedi und Aufstieg nach Dhampus
Um 7:00 Uhr gibt es Frühstück mit Müsli, Ei, Toast und Gemüse. Wir starten gegen 8:00 Uhr wieder auf dem gestrigen Hinweg zurück.
Wieder über die Hängebrücke verläuft wieder unser Weg. Wir werden auf der anderen Flussseite von unserem Kleinbus abgeholt. Heute ist die Wolkendecke zugezogen aber die Temperatur geht schon wieder in Richtung 30°. Gegen 8:30 Uhr fahren wir wieder auf dem Prithvi-Highway zunächst in Richtung Pokhara das wir gegen 12:30 Uhr, also nach ca. 4 Stunden Fahrt, erreichen.
Pokhara liegt ca. 200 km westlich von Kathmandu, ziemlich genau im geografischen Mittelpunkt des Landes und ist die zweitgrößte Stadt des Landes. Im Süden grenzt sie an den Phewa-See, dem zweitgrößten See Nepals und einem Naherholungsgebiet für die Bewohner der Stadt. Im Norden gelangt sie bis an die südlichsten Ausläufer des Annapurna-Massivs.
Vorbei fahren wir nun wieder an Kleinbäuerlichen Gehöften und kleineren Ansiedlungen. Da wir aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse langsamer unterwegs waren als geplant fahren wir an Phedi, unserem ursprünglichen Startpunkt vorbei und werden etwas oberhalb abgesetzt. So sparen wir ein paar Höhenmeter und etwas Zeit. Wir hoffen, dass das Wetter hält und wir trocken zu unserer ersten Lodge in Dhampus gelangen. Der Monsun hat sich dieses Jahr wieder etwas nach hinten verschoben, so dass die Regenzeit noch nicht ganz vorbei ist.
Das Gepäck wird auf unsere Träger verteilt und schon gegen 14:45 Uhr geht es los. Üppiges Grün erwartet uns auf den ersten Metern. Man erkennt, dass es in der letzten Zeit viel geregnet hat. Es dauert nicht lange und wir geraten nun doch in den Regen. Ein heftiger Guss geht auf uns nieder und wir suchen Zuflucht in einem Teehaus von denen es viele auf unserem Trecking geben wird. Im Regengewitter steigen wir nun doch weiter auf. Abwarten macht keinen Sinn. Wir steigen über regennasse rutschige Stufen immer weiter in Richtung Dhampus empor.
Wir erreichen unsere erste Lodge 17 Uhr und können unsere Zimmer beziehen. Wir fragen uns wie wir unsere Sachen bei 24 Grad Lufttemperatur und 78 Prozent Luftfeuchtigkeit wieder trocken bekommen sollen, denn einen Trockenraum gibt es hier nicht. Wir werden mit einem sehr guten Essen entschädigt. Es gibt Dal Bhat – das Nationalgericht Nepals bestehend aus Reis, Linsensuppe, Mangold, Gemüse und wenn man mag, etwas Hühnerfleisch. Im Wesentlichen ist es aber ein vegetarisches Essen da Fleisch für viele Einheimische zu teuer ist.
In der Nacht regnet es weiter, d.h. es schüttet wie aus Eimern. Mehrere Male haben wir Stromausfall. Im Zimmer stellen wir unsere Sachen hoch, da das Regenwasser in unser Zimmer läuft. Ach ja, an diesem Tag haben einige von uns mit den ersten Blutegeln Bekanntschaft gemacht – es aber vor dem Zubeißen noch rechtzeitig bemerkt.
25. September - Dhampus - Landruk
Wir stehen um 4:45 Uhr auf um das versprochene Bergpanorama anzuschauen. Hmm - das Wetter macht aber nicht auf. Nima sagte uns am Vorabend, dass die Aussicht auf den 6.997 Meter hohen Machapucharé oder auch Fishtail Mountain von hier aus hervorragend sein soll.
Leider ziehen die Wolken durch das Tal und wir sehen gar nichts. Aber akustisch erwacht die Natur. Die Hähne krähen, irgendwo bellt ein Hund – eine schöne Stimmung. Noch über 20 Grad, 80% Luftfeuchtigkeit. Die Sachen sind überraschender Weise getrocknet.
Um 6.30 Uhr gibt es Frühstück. Vorher machen wir unser Gepäck für den Weitertransport durch unsere Träger bereit. Zum Frühstück gibt es Gurung-Brot aus Mais und Hirse. Dazu gibt es ein gekochtes Ei, Kartoffeln und Kaffee oder schwarzen Tee.
Die heutige Tagesetappe führt uns nach Landruk, einem kleinen Ort im Village Development Committee im Distrikt Kaski. Es befindet sich südlich des Annapurna-Massivs auf der Ostseite des Flusstals des Modi Khola. Der Ort liegt auf einer Höhe von etwa 1.650 m. Das Dorf ist ebenso wie das Nachbardorf Ghandruk – unserem morgigen Ziel - nach dem dort lebenden Volk der Gurung benannt. Mit rund 5000 Millimetern Niederschlag pro Jahr ist das Dorf das regenreichste in ganz Nepal.
Durch das Annapurna Conservation Area Project wurde an der Mündung des Bachs Timulti Khola in den Modi Khola bei Landruk ein lokales, kleines Wasserkraftwerk mit einer Leistung von 35 kW installiert, so dass seither die Bevölkerung des Dorfes weniger Brennholz aus den Bergwäldern schlagen muss.
Der Aufstieg erfolgt über viele, mit großen Steinplatten ausgelegten, Stufen im Regenwald. An einem Checkpoint entrichtet Nima die Permit-Gebühr für die Annapurna Conservation Area für unsere Gruppe. Währenddessen ziehen wir unsere Regenhosen an da es wieder anfängt zu tröpfeln.
Eine teilweise ohrenbetäubende Geräuschkulisse erwartet uns. Zirpen, piepen, das Rufen von Vögeln oder auch Affen. An den Bäumen befinden sich viele Flechten, Moose, Farne und Orchideen. Eine schöne Stimmung umgibt uns. Ein ständiger Wechsel in der Regen-Intensität begleitet unseren Weg.
Und dann sehen wir sie – die ersten Exemplare der uns über ein paar Tage begleitenden Blutegel. Am Ende des Tages haben alle einige Bisse dieser blutsaugenden Winzlinge über sich ergehen lassen. Eine blutige Angelegenheit. Bei den andauernden Regenfällen fühlen sie sich so richtig wohl und legen einen gesunden Appetit an den Tag. Auch die Wasserbüffel sind nicht vor diesen kleinen Viechern sicher und können einem richtig leid tun. Nima hatte uns im Vorwege Salzpäckchen ausgeteilt. Mit deren Hilfe kann man die Blutegel recht gut abstreifen – wenn man sie rechtzeitig bemerkt. Ein ständiges Kontrollieren der Schuhe und Hosenbeine wird uns fast zur Manie.
Zum Mittag kehren wir in einem kleinen Teehaus ein. Dagmar und ich haben noch keinen Hunger – unsere Mitwanderer aber schon. Eine Suppe lässt ihre Lebensgeister wieder erwachen.
Schöne Pflanzen, aber leider keine Blicke auf die hohen Berge. Eine schöne Stimmung, etwas verwunschen, nicht mehr so warm, doch durch die Nässe sehr rutschig. Am späten Nachmittag erreichen wir die Old Village Lodge in Landruk – unsere heutige Übernachtungsmöglichkeit. Wir haben die Gelegenheit warm zu duschen und können ein wenig relaxen. Das Abendessen besteht heute aus Reis und Momos – gefüllte Teigtaschen – sehr lecker.
Am Abend haben Dagmar und ich noch ein besonderes Erlebnis – eine handtellergroße Spinne über dem Bett. Nach eine wilden Jagd mit Betten abrücken gelingt es uns sie zu fangen und aus dem Zimmer zu werfen – wir hätten sonst sicher kein Auge zu gemacht.
26. September - Landruk - Ghandruk
Um 7 Uhr gibt es Frühstück. Es gibt Gurungbrot, Suppe und ein gekochtes Ei. Wir berichten von der Spinne vom Vorabend. Wir kommen zu dem Schluss, hier ist alles dreimal so groß. Die Berge, die Flüsse und auch die Täler. Die Schnecken, die Spinnen, die Feigen und die Tagetes.
Um 8 Uhr ist Abmarsch. Zunächst geht es 300 Höhenmeter über Stufen hinab zum Modi Khola. Zum Glück sind die vielen Stufen trocken. Endlich sind in der Ferne ein paar schneebedeckte Berge zu erkennen – aber nicht allzu lange. Durch das dörfliche Landruk geht es immer weiter zum Fluss hinab. An einem kleinen Unterstand sind Fässer als Bienenstöcke für Wildbienen aufgehängt. Wir sollen nicht zu nah heran gehen – so Nima.
Auf der Gegenseite fängt es wieder an zu regnen. Nicht so stark wie die Vortage, aber vereinzelt schon. Und es gibt wieder einige Blutegel. Auf einer kleinen überdachten Terrasse machen wir ein wenig Rast und werden hierbei neugierig von einer kleinen Kinderschar beäugt. Anscheinend befinden sie sich auf dem Weg zur Schule. Als wir weitergehen kommt die Schule auch schon in Sicht. Anscheinend ist gerade die große Pause.
Stufe um Stufe geht es weiter bergauf. Wasserbüffel blockieren unseren Weg und lassen sich gar nicht aus der Ruhe bringen. Da sie keinen Platz machen, müssen wir halt ausweichen und über die Brüstung steigen um unseren Weg fortzusetzen.
Gegen 11 Uhr treffen wir an unserem heutigen Ziel im der Old Village Lodge in Gandruk ein. Das war ein kurzer Wandertag aber am Nachmittag erleben wir auf einer kleinen Ortsbesichtigung ab 14:00 Uhr noch ein Highlight. Wir werden nach einem kurzen Gang durch das Dorf das Ghandruk Visitor Center, das ansässige Kloster und das Ghandruk-Museum besichtigen. Das Ghandruk-Museum beherbergt Alltagsgegenstände aus dem Umfeld des Volkstamms der Gurung. Laut Nima ist Ghandruk mittlerweile zu einer Touristen-Hochburg angewachsen. Vor 20 Jahren sei hier noch keine Lodge gewesen. Ja, die Zeit ändert auch hier einiges – zum Guten wie auch zum Schlechten.
Leider fängt es wieder sehr stark an zu regnen und es hört auch die ganze Nacht nicht mehr auf. Zum Abendbrot gibt es Pommes und Ketchup mit Gemüse, Spaghetti und Pilzsuppe. Zum Nachtisch werden uns heute gebackene Apfelringe serviert.
27. September - Ghandruk - Tadapani
Nachts gegen 3 Uhr hören wir ein Gebet. Oder Kinder weinen. Es ist nicht so ganz auszumachen. Regen nachts und Regen morgens. Na, das wird ja toll.
Um 7 Uhr gibt es Frühstück. Am letzten Abend hatte Gila die Spinne. Ein ebenso großes Exemplar wie bei uns. Sie hat Nima geholt und Johannes und sie dann doch erwischt und … leider umgebracht. Es gibt zum Frühstück Rührei, Kartoffeln und wieder das leckere Gurungbrot.
Um 8 Uhr Abgang im Regen. Leider regnet es über die gesamte Gehzeit. Aber trotzdem umgibt uns eine wunderschöne Natur. Wir tauchen ein in einen Regenwald mit 15 Meter hohen Rhododendron-Bäumen.Wir gehen mit allen Sinnen und achten auf die Geräusche der Natur. Das zirpen der Zikaden ist so laut, dass es fast weh tut.
In einer Lodge wärmen wir uns am Holzfeuer etwas auf und essen eine Kleinigkeit. Es wird auch wieder viel Minztee getrunken. Nach 1,5 Stunden verlassen wir die behagliche Wärme und machen uns wieder auf den Weg.
Regen, Regen, Regen. Wo kommt nur das ganze Wasser her? Zum Glück ist unsere Kleidung - und vor allem - sind die Stiefel wasserdicht. Endlich erreichen wir Tadapani und richten im Himalayan Guesthouse unsere Zimmer ein. Zuerst werden alle Sachen nach Blutegeln abgesucht. Es ist deutlich kühler als in den letzten Tagen und so wärmen wir uns im Gastraum bei Tee und einem Holzofen auf. Zum Abendbrot gibt es Dal Bhad mit einem Linsenbrot aus Indien.
28. September - Tadapani - Ghorepani
Um 7 Uhr gibt es Frühstück mit Gurungbrot, Currygemüse und einem gekochten Ei. Die Verpflegung auf diesem Trecking ist wirklich sehr gut und den regionalen Verhältnissen angepasst.
Um 8 Uhr marschieren wir wieder los. Natürlich wieder im Regen. Wir werden von zwei Hunden begleitet, die geduldig neben uns her laufen. Ob sie irgendwo hingehören? Wir wissen es nicht. Wieder überwiegend Regen. Es gibt aber weniger Blutegel. Lange Treppen, Wasserfälle, Blumen, bekannte wie auch unbekannte.
Weiter geht es nun durch den Regenwald mit einer äußerst üppigen Vegetation. Wir überqueren und passieren eine Vielzahl von Bachläufen. In einer Lodge machen wir Mittagspause und wärmen uns an einem Ofen mit einem prasselnden Holzfeuer. Eine Nudelsuppe wärmt uns so richtig durch. An der Lodge herrscht ein Kommen und Gehen. Diese Etappe scheint häufiger begangen zu werden, ist sie doch eine Teilstrecke der berühmten Annapurna-Umrundung.
Über einen baumbestandenen Kammweg gelangen wir zum Deorali-Pass auf 3.165 Metern Höhe. Auf dem Deorali-Pass haben wir, wen wundert es, keine Sicht. Johannes überschreitet zum ersten Mal in seinem Leben die Dreitausendergrenze. Im oberen Bereich relativ zum Ende sehen wir den Poon Hill, unseren Aufsichtshügel für den nächsten Tag.
Dann führt der Weg zur Siedlung Ghorepani auf 2.850 Meter, wo wir in der höchstgelegenen Lodge dieses Trekkings die Zimmer beziehen. In der Hungry Eye Lodge, eine sehr schöne Lodge warten wir bis 16 Uhr. Gehen wir noch heute auf den Poon Hill oder erst morgen früh? Werden wir überhaupt die Berge sehen? Nima und unsere Träger entspannen und erwärmen sich am Ofen.
Für ein paar kurze Momente macht das Wetter auf und wir haben Blicke auf die 8 und 7.000er des Annapurna-Massivs. Nimas Entscheidung für heute - wir gehen heute nicht weiter auf den Gipfel. Wir müssen auf morgen früh warten und hoffen dass es dann mit der Sicht klappt. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Tomatensauce und Momos.
Am späten Nachmittag erreicht uns die Nachricht, dass es in Kathmandu und Umgebung zu erheblichen Regenfällen gekommen ist. Einige Flüsse sind im Kathmandutal über die Ufer getreten und haben über 100 Menschenopfer gefordert.
29. September - Poon Hill und Abstieg nach Hile
4 Uhr. Der Wecker geht. Kurz nach 4 Uhr wird die Nachricht kommen. Wir gehen. Um 4.30 Uhr geht es los. Überraschend mildes Wetter begrüßt uns in der Dunkelheit.
Mit der Dämmerung wird der Poon Hill mit seinen 3.210 Metern Höhe nach gerade einmal 45 Minuten erreicht. Die ersten Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg. Nach den Regengüssen und Wolkenbildungen der letzten Tage haben wir nicht unbedingt damit gerechnet, dass das Wetter heute für uns mitspielt.
Die Sicht ist großartig. Und der Sonnenaufgang ist sehr schön. Aufgereiht stehen sie vor uns – die 6, 7 und 8 Tausender. Dhaulagiri und Annapurna 1 und Annapurna Süd bilden eine prächtige Kulisse. Wir können uns gar nicht satt sehen. Ein wunderbares Erlebnis.
Leider – aber nicht überraschend – sind wir nicht die Einzigen hier oben. Außer uns sind noch viele auf dem Plateau. Immer mehr Menschen drängen sich zum Sonnenaufgang auf diesem Gipfel.
Eine Stunde bleiben wir oben und machen Fotos über Fotos. Nach diesem schönen Erlebnis geht es nun wieder hinab nach Ghorepani in unsere Lodge und nehmen ein kräftiges Frühstück zu uns. Anschließend packen wir unsere Sachen zusammen und verlassen Ghorepani in Richtung Ulleri und Hile.
Ein langer Abstieg erwartet uns. Über viele Stufen geht es immer an einem Bach entlang und durch eine wunderschöne Natur hinab. Vorbei an kleinen Parzellen der hier ansässigen Bauern. Hier werden Mountain Beans angebaut und zum Trocknen ausgelegt.
Zum Mittag kehren wir wieder in einem Teehaus, dem Green Hill View Guest House, ein und haben – während wir auf unsere bestellten Speisen warten – die Gelegenheit einige schöne Schmetterlinge zu beobachten. Die Dichte an Gästehäusern in diesem Tal ist wirklich sehr hoch. Überall laden Plakate zum verweilen ein. Ein Zeichen dafür, dass hier in der Hochsaison sehr viele Trecker unterwegs sind.
Amaranthpflanzen, wachsen auf den Feldern aber auch einfach nur am Straßenrand. Amaranth zählte bereits zu Zeiten der Inkas, Mayas und Azteken zum festen Grundnahrungsmittel. Damit ist Amaranth eines der ältesten Nutzpflanzen der Welt.
Bald kommen wir nach Ulleri – einem relativ großen Ort mit vielen Lodges und Gästehäusern. Ulleri ist die erste Übernachtungsmöglichkeit auf dem Poon Hill-Treck wenn man unsere Tour in entgegengesetzter Laufrichtung begeht. Am Wegesrand erblicken wir geflochtene Zaunelemente die zur Begrenzung von Hühnerställen dienen. Einen Mann der eben diese Zäune flicht können wir bei der Arbeit beobachten.
Über viele viele Stufen – es sollen so an die 3.000 sein – gefühlt aber fast noch mehr – geht es nun immer weiter hinab zu unserem Übernachtungsort Hile. Die Stufen sind wirklich beeindruckend. Was für eine präzise Arbeit über so viele Höhenmeter – und das alles in Handarbeit. Hoffentlich hat von unserer Gruppe niemand Knieprobleme.
Als wir die See You Lodge in Hile erreichen beziehen wir gegen 15.15 Uhr die Zimmer und nehmen erst einmal eine warme Dusche. Anschließend gibt es auf der Terrasse der Lodge das erste Bier seit Tagen. Es ist ein Gurkha-Bier das in 0,65 Liter-Flaschen verkauft wird. Sehr lecker. Bei einem gemeinsamen Abendessen verabschieden wir uns von unseren Trägern. Trinkgelder und einige Kleidungsstücke als Geschenke werden von uns mit einigen anerkennenden Worten an die Träger überreicht.
30. September - Treckingende und Fahrt nach Pokhara
Die Nacht ist nicht so gut, da es in unserem Zimmer doch kühl wird. Der große Schlafsack soll aber noch geschont werden da wir ihn für das zweite Trecking im Everest-Gebiet aufheben wollen. Da werden wir ihn sicher brauchen.
Um 7 Uhr gibt es Frühstück. Tibetisches Brot, Kartoffeln und wieder ein gekochtes Ei. Um 8:00 Uhr ist wieder Abmarsch. Über viel Fahrstraße wandern wir entspannt und doch schon etwas traurig - bei wunderbar sonnigem Wetter - hinab. Es ist ein sehr entspanntes Wandern und wir haben Gelegenheit unsere Blicke über die Umgebung streifen zu lassen. Zu unserer Rechten begleitet uns einer der reißenden Zuflüsse zum Modi Khola. Ein Paris Schmetterling, oder auch Jawa-Schmetterling leuchtet in schönen Farben an einer Trockensteinmauer.
Auf unserem Weg passieren wir einen Wegabschnitt an dem Straßenbauarbeiten durchgeführt werden. Viel Handarbeit aber in dieser Höhe nun auch Einsatz von Fahrzeugen und Maschinen.
Das Trecking beenden wir in Birethanti. Es ist ein kleines Dorf, das etwa 45 Kilometer von Pokhara entfernt liegt. Es ist Ausgangs- oder Ankunftsort für viele Trekkingtouren in der Region. Wir überqueren den Modi Khola und fahren über viele Serpentinen zurück nach Pokhara. Aus dem Busfenster haben wir noch einmal Blick auf die Annapurnakette.
Nach einer eineinhalb Stündigen Fahrt erreichen wir Pokhara und beziehen im Hotel Batika unser Zimmer, welches nach Ausbreiten aller Kleidungstücke und Ausrüstungsgegenstände, aussieht als wenn eine Bombe eingeschlagen hat. Endlich eine Gelegenheit dass die Sachen einmal richtig durchtrocknen können.
Anschließend gehen wir auf Stadtbummel zunächst zum Phewa-See, dem Naherholungsgebiet von Pokhara. Was für eine wunderschöne Oase fernab vom hektischen Treiben Pokharas. Nach einer Pause mit einem Getränk geht es zum Shoppen in das Touristenviertel. Gebetsfahnen, Zimbeln, kleine Büchlein, Tücher und Schals gehören bald zu unseren Errungenschaften.
1. Oktober - Flug von Pokhara nach Kathmandu
Eine gute Nacht in einem guten Bett. Wie erholsam. Wir packen unsere Sachen. Wir haben ein gutes und ausgiebiges Frühstück im Hotel. Gegen 9.15 Uhr verlassen wir das Hotel mit einem Kleinbus in Richtung Flughafen Pokhara. Um 10 Uhr ist Gepäckaufgabe. Dann heißt es warten in der Abfertigungshalle.
Der Flug in der kleinen Propellermaschine ermöglicht uns eine tolle Sicht auf die hohen Berge des Himalaya.
Beim Anflug auf Kathmandu haben wir einen Blick auf die von den Überschwemmungen der Vortage betroffen Gebiete. Sogar von hier oben ist eine braune Schneise der Verwüstung zu erkennen.
Um 13:00 Uhr werden wir vom Flughafen Kathmandu abgeholt und nach einer kurzen Erholpause stürzen wir uns in das Getümmel in Thamel. Wir müssen für Dagmar neue Schuhe kaufen da sich die Sohlen an ihren Bergstiefeln abzulösen beginnen.
Der Verkehr an der Straße zum Hotel ist wie immer irre. Das zweite Mal in Thamel erscheint uns allerdings schon nicht mehr ganz so schlimm, unter anderem ist es heute auch nicht ganz so heiß.
2. Oktober - Besichtigungstour Swayambhunath, Pashupatinath und zur Stupa von Bodnath
Für heute steht eine von Nima organisierte Besichtigungstour auf dem Programm. Wir starten um 9:00 Uhr mit Kasi unserem Fremdenführer und einem Kleinbus des DAV-Summit Club zu unserer Tour. Unser erster Halt gilt Swayambhunath am östlichen Ortsrand von Kathmandu.
Auf einem 1.400 Meter hohen Hügel, überragt die buddhistische Tempelanlage das Tal. Wir nähern uns dem heiligen Berg durch den Buddha Amideva Park, hinter dessen bunt bemaltem Eingangstor die überdimensionalen goldverzierten Statuen von Buddha Shakyamuni, Buddha Chenrezig und Guru Rinpoche über das geistige Wohlergehen der Gläubigen wachen. Über 365 Stufen führt die Treppe hinauf zum großen Stupa.
Gar nichts heilig ist den zahlreichen Affen. Ihnen geht es einzig und allein ums Fressen. Ein Schlaraffenleben im Schatten von Schreinen und Götterbildern der Menschen.
Noch 100 Treppenstufen, dann ist das Plateau erreicht und wir haben einen tollen Blick über Kathmandu. Der Donnerkeil des Buddha Akshobhya erwartet uns. Der vergoldete Vajra gilt als Symbol des Ewig-Absoluten.
Neben der Stupa ragen zwei blendend weiße Türme auf. Der Erbauer, König Pratapamala, ließ sie so platzieren, dass sie, vom Stadtzentrum aus gesehen, ein symmetrisches Bild ergeben. Die Entstehung der Kultstätte ist von Legenden umrankt, lässt sich aber verlässlich bis in das 5. Jahrhundert zurückverfolgen. Mehrfach von Erdbeben zerstört, gewann Swayambhunath seine heutige Form aber erst Mitte des 17. Jahrhunderts.
Der Stupa wird im Uhrzeigersinn umrundet. Besonderes Merkmal des Heiligtums ist sein vergoldeter quadratischer Aufsatz mit der Turmspitze. Die 13 sich verjüngenden Ringe repräsentieren die 13 Himmel des buddhistischen Weltbildes, aber auch die 13 Methoden der Verbreitung der Lehre oder die 13 Stufen der Vollendung.
Die Gebetsmühlen und Fahnen wurden erst von den Tibetern im vergangenen Jahrhundert eingeführt. Durch die Vielzahl von Göttern und Buddhas wird Swayambhunath eines der bevorzugten Ziele für Buddhisten wie Hindus. Verehren die Buddhisten im Kultbild des Schreines die populäre Schutzgöttin der Kinder, Harithi, so verkörpert es für die Hindus die Dämonengöttin Sitala Devi. In einen heiligen Baum legt Kasi für Manuela und Julia einen Brief mit einer Botschaft und Wünschen an die Welt.
Nach diesem eindrucksvollen heiligen Ort werden wir an geeigneter Stelle von unserem Busfahrer abgeholt und wir fahren zu unserem nächsten Besichtigungspunkt, der Tempelanlage Pashupatinath. Die Tempelanlage Pashupatinath, was übersetzt „Herr des Lebens“ bedeutet, zählt zu den wichtigsten Stätten der nepalesischen Hindus. Seit ihrer Errichtung im 5. Jahrhundert kommen die Gläubigen hierher, um den Gott Shiva anzubeten.
Östlich von Kathmandu gelegen, ist die Tempelanlage aber besonders durch die öffentlichen Einäscherungen von toten Hindus bekannt, deren Asche in den vorbeifließenden Fluss Bagmati geschüttet wird und eine bessere Chance auf eine gute Wiedergeburt garantieren soll. Die Toten werden in Tücher eingewickelt, zur symbolischen Reinigung werden die Füße dann im Fluss gewaschen und am Ende wird der Tote durch den ältesten Sohn oder den Priester auf dem Scheiterhaufen angezündet. Die Familie bleibt während der Rituale die ganze Zeit in der Nähe.
Hinter dem Eingangstor liegt in einem ummauerten Innenhof der zentrale Garuda Narayana Tempel. Der äußere Bezirk darf auch von Nicht-Hindus betreten werden, nicht jedoch das Heiligtum im Inneren des Bauwerks. Dem Gott Vishnu geweiht, tritt dieser hier in Gestalt des Narayana als Schöpfer eines neuen Weltzeitalters in Erscheinung.
Seit 1979 ist die Tempelanlage Pashupatinath als UNESCO-Weltkulturerbe gelistet.
Auf der anderen Seite des Flusses Bagmati erreichen wir den Pandra-Shivalaya-Komplex. Hier stehen 15 Schreine, die zu Ehren verstorbener Persönlichkeiten errichtet wurden. Dieser Teil in Pashupatinath bietet einen guten Überblick über den gesamten Komplex und die dort praktizierten Rituale. Wir steigen noch eine Treppe empor und sehen die weiß getünchten Dächer der Schreine. 492 Tempel stehen auf dem Areal. Viele heilige Männer, sogenannte Babas oder Sadhus, pilgern hierher, um den Göttern näher zu sein und den Sinn des Lebens zu finden.
Unser nächster Halt gilt nun der Stupa von Bodnath. Zuvor besichtigen wir aber noch Ghyoi Lisang Peace Park und umrunden einen heiligen Teich. Der Teich fügt ein ruhiges Element hinzu und verstärkt die meditative Atmosphäre des Tempelgeländes. Anschließend besuchen wir eine Klosterschule und haben Gelegenheit an einer Zeremonie der Mönche teilnehmen.
Dann besuchen wir nun den heiligen Stupa von Bodnath. Stolze 40 Meter ist der Stupa hoch und jedes Jahr wird er weiß gekalkt, sodass es sich um ein strahlendes Gebäude im Kathmandu-Tal handelt. Allerdings wurde auch Bodnath bei dem Erbeben im April 2015 beschädigt ist aber inzwischen wieder komplett hergestellt. Wir tauschen vor Ort in die Traditionen der Buddhisten ein und lassen den spirituellen Zauber von Bodnath auf uns wirken. Die mit kleineren Gebetsmühlen und Gebetsketten ausgestatteten Pilger, welche in einem steten Zug um den Stupa herum wandern und dabei in tiefe Andacht versunken sind, stellen einen wirklich besonderen Anblick dar. Die großen Buddha-Augen blicken in alle vier Himmelsrichtungen in die Ferne und symbolisieren Erkenntnis. In diesem Stadtteil hat sich auch die tibetische Gemeinde in Nepal niedergelassen.
Nach dem vielen Input dieses Tages reffen wir uns gegen 17:30 Uhr mit Nima und Passang und haben ein gemeinsames Abschiedsabendessen in einem Tibetischen Restaurant. Morgen früh werden Julia, Manuela und Johannes in das Flugzeug in Richtung Heimat starten während wir ein paar Erholungstage bis zu unserem zweiten Trecking im Everest-Gebiet haben.
3. Oktober - Durbar Square Kathmandu
Um 7.15 Uhr sitzen wir gemütlich bis 8.45 Uhr bei Kaffee und Masala Tee, Omelette, Reis, Speck, Pancake beim Frühstück. Alles ist sehr lecker. Um 9 Uhr 30 starten wir nach Thamel in Richtung Durbar Square durch die Einkaufstraßen Thamels. Der Durbar Square ist unser Ziel für den heutigen Tag.
Noch ist es relativ früh und es ist noch nicht so viel los wir in den Stunden am später. Hier werden in erster Linie Nahrungsmittel angeboten – Gemüse, Gewürze und auch Fisch und Fleisch liegen in den offenen Auslagen. Auch Kleidung und Haushaltsgegenstände sind hier erhältlich.
Als wir den Durbar Square erreichen hören wir schon ein ohrenbetäubendes Konzert. Es wird das große Fest Darsaya gefeiert. Es wird überall in Nepal über 10 Tage gefeiert. Am neunten Tag werden Tiere zu Hunderten und Tausenden in Massenopferungen geschlachtet und das Fleisch an die Teilnehmer verteilt.
Wir zahlen 1000 Rupien also ca. 7 Euro für den Eintritt in den Durbar Square. Als Durbar Square wird der Platz vor dem alten Königspalast von Kathmandu bezeichnet, der mehr als 50 Tempel und Pagoden auf engstem Raum beherbergt. Heute ist der Durbar Square von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt worden und stellt durch die zentrale Lage in der Altstadt eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Kathmandu dar.
Prächtige Pagoden und Tempel befinden sich auf dem berühmten Durbar Square in Kathmandu und bilden das historische Zentrum der nepalesischen Hauptstadt. Zwischen Statuen des bekannten Affengottes und kunstvoll gestalteten Tempeln befinden sich auch zahlreiche Gläubige auf dem Weg zu ihrem jeweiligen Pilgerziel auf dem Durbar Square.
Viele Gläubige bringen auf dem Durbar Square Opfer für die jeweiligen Götter und erhoffen sich dadurch, dass ihre Gebete erhört werden. Solche Opfergaben sind aufgrund des tiefverwurzelten Glaubens der Menschen vor Ort zu respektieren, außerdem gewähren diese Gaben Ihnen einen genaueren Einblick in die Traditionen des Landes.
An einigen Stellen kann man noch die Zerstörungen des Erbebens von 2015 erkennen. Vieles – wenn nicht das meiste – wurde aber wieder aufgebaut oder restauriert.
Kaal Bhairav ist ein hinduistischer Schrein der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Der Legende nach wurde der Schrein auf einem Reisfeld gefunden und später von König Pratap Malla am Durbar Square aufgestellt. Die Skulptur stellt die brutale Szene dar, wie der Löwen-Mann einen Dämon mit bloßen Händen auseinanderreißt. Die Legende besagt, dass Vishnu diese Gestalt nur annahm, um den Dämon zu zerstören, da dieser weder von einem Menschen, noch von einem Tier oder irgendeiner Waffe getötet werden konnte.
Einer der reizvollsten Tempel auf dem Durbar Square ist ohne Zweifel der rosarot gestaltete Jagannath-Tempel mit seinen erotischen Schnitzereien. Diese Schnitzereien befinden sich auf den Stützbalken des im Jahre 1563 errichteten Tempels und sind auf den bekannten Tantra-Kult zurückzuführen.
Direkt am Eingang des alten Königspalastes am Durbar Square befindet sich eine imposante Statue des Hanuman, des Affengottes. Diese Gottheit wurde früher von den Kriegern verehrt und spielt bis heute eine große Rolle im Hinduismus.
Mit einer Höhe von rund 35 Metern überragt der Taleju-Tempel alle anderen Bauwerke auf dem Durbar Square. Der kunstvoll verzierte Taleju-Tempel ist durch das dreistufige Dach und den fünfstufigen Sockel ein besonderer Blickfang auf dem Durbar Square. Dieser Tempel ist bis heute der blutrünstigen Göttin Kali gewidmet, die durch regelmäßige Blutopfer von den damaligen Königen besänftigt wurde.
Auf dem weiten Basantapur-Platz hat das tibetische Kunstgewerbe sein Refugium. Direkt am Platz steht auch die Residenz der Kumari, eine jungfräuliche Kindgöttin. Ein Portal führt in einen Innenhof mit prächtig geschnitzten Balustraden. Die Kumari, die lebende Göttin, zeigt sich am Fenster, darf aber nicht fotografiert oder gefilmt werden. Ob dieses Mädchen einem eigentlich nicht leid tun muss? Sie verlässt ihren bescheidenen Palast nur einmal im Jahr zum Indra-Fest. Und auch dann darf sie außerhalb ihres Palastes mit ihren Füßen niemals den Boden berühren.
Wir besuchen den Königspalast. Im Inneren des Königspalastes ist das Tribhuvan-Museum untergebracht. Der ursprüngliche Palast, der auf diesem Platz stand, war viel größer.
Aufzeichnungen aus dem Jahr 1880 sprechen von 40 bis 50 verschiedenen Höfen. Heute existieren nur noch etwa zwölf. Einige sind einfach im Laufe der Zeit verschwunden, während andere dem Erdbeben von 1934 zum Opfer fielen.
Wir machen uns nun wieder auf den Rückweg zum Hotel. Bettelmönche, Taubenfütternde und spielende Kinder, ein unglaublicher Verkehr auf dem Rückweg. Wir kaufen noch ein oder zwei Wasserflaschen und ein paar Gebetsfahnen als Souvenir bevor uns frisch machen und außerhalb des Hotels in einem Lokal zu Abend essen.
4. Oktober - Durbar Square Patan
Heute möchten wir nach Patan. Patan ist die zweitgrößte – wenn man so will – „Stadt“ im Kathmandu-Tal. Patan befindet sich unmittelbar südlich von Kathmandu und ist wegen der kurzen Entfernung von nur wenigen Kilometern sehr schnell und einfach zu erreichen. Getrennt werden die Städte vom heiligen Bagmati-Fluss. Die älteste Stadt im Tal wurde schon vor gut 2.300 Jahren gegründet und stellt eine besondere Sehenswürdigkeit dar.
Wir gehen das Stück zu Fuß. Im Gewirr der vielen kleinen Gassen verlaufen wir uns und gelangen zufällig in das Überschwemmungsgebiet welches vor ein paar Tagen massiv von den Regenfluten betroffen war. Noch viele Pfützen stehen auf den Straßen. Trotz des Unglücks das die Einwohner heimgesucht hat, sind alle sehr freundlich. So werden wir angestarrt, oft freundlich gegrüßt und obwohl wir so fehl am Platze sind, fühlt es sich zu keiner Zeit bedrohlich an. Wir erkennen noch wie hoch das Wasser bis vor Kurzem gestanden haben muss. Überall liegen die Habseligkeiten der Menschen. Kleidungsreste und Schuhe hängen in den Zäunen, Sträuchern und Bäumen. Die Szenerie wirkt sehr beklemmend für uns. Die Fluten haben mal wieder die Ärmsten der Armen getroffen. Viele einfache Holzhütten wurden einfach von den Wassermassen hinfort gespült. 1-1 Milane überfliegen die Gegend auf der Suche nach Nahrung. Wir fragen uns lieber nicht was sie vorfinden. Aber bald verlassen wir diesen Bereich und gelangen nach Patan.
Der "goldene Tempel", verdankt seinen Namen den goldenen Metallplatten, die seine Fassade bedecken. Er ist zweifellos einer der schönsten in Patan. Die dreistöckige Pagode mit ihren goldgedeckten Dächern soll im 12. Jahrhundert erbaut worden sein.
Der Patan Durbar Square ist der Platz des alten Königspalastes von Lalitpur. Ähnlich zum Kathmandu Durbar Square erblicken wir auch in Patan Durbar Square viele Tempel und Pagoden. Nur ist hier alles etwas kleiner und gemütlicher als beim großen Nachbarn. Der Patan Durbar Square gilt unter Einheimischen als prunkvoller und weniger hektisch, da er verglichen zum Kathmandu oder auch zum Bhaktapur Durbar Square nur von wenigen Touristen besucht wird. Vor allem der atemberaubende Königspalast sticht aus der Masse der newarischen Bauwerke heraus.
Einen weiteren Höhepunkt in Patan stellt der Krishna Mandir-Tempel aus dem 17. Jahrhundert mit einer wunderschönen Architektur dar. Dieser Tempel gehört im Gegensatz zu den anderen Tempeln am Durbar Square nicht zum Buddhismus, sondern zum Hinduismus und ist dem Gott Shiva gewidmet. Das Innere der Pagode darf nur von Hindus betreten werden.
Auch hier in Patan sind noch einige Beschädigungen des Erdbebens von 2015 zu sehen. Viele Tempel sind damals eingestürzt.
Im ehemaligen Königspalast ist ein Museum untergebracht das wir auch besuchen. Es werden viele Buddhastatuen und rituelle Gegenstände ausgestellt. In einem Raum sind beeindruckende Fotos von den Erdbebenschäden der Jahre 1934 und 2015 ausgestellt. Innerhalb der Anlage können auch Hochzeiten gefeiert werden. Einer können wir als Zaungäste ein paar Minuten zusehen. Ein sehr farbenfrohes Fest.
Aufwändige Schnitzereien überall an den Fassaden und Toren weisen auf eine hohe handwerkliche Kunst der Ersteller hin. In einem Innenhof erblicken wir das Tusha Hiti oder Königliches Bad in der Sundari Chowk – unglaublich aufwändig gestaltet.
Der Rückweg ist lang, laut und staubig und voller Abgase aufgrund des Straßenverkehrs. Wir gehen viel an der Hauptstraße um uns besser orientieren zu können und sind froh, irgendwann bekannte Straßen in Thamel wiederzuerkennen.
Damit endet der erste Teil unseres Nepal-Abenteuers. Wir machen morgen einen Ruhetag und starten dann übermorgen in den zweiten Teil – dem Trecking zum Gokyo Ri im Solokhumbu, dem Everestgebiet.
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7. Oktober – Fahrt nach Ramechhap
Nach unserem Trecking-Abenteuer zum Poon Hill im Annapurna-Gebiet starten wir nun zu unserem zweiten Teil unserer Nepal-Reise zum Trecking zum Aussichtsgipfel Gokyo Ri im Solo Khumbu, dem Mount Everest-Gebiet.
Schon gestern sind wir mit einem Bus zusammen mit einer weiteren Gruppe des DAV-Summit Club die den Mera-Peak mit einer Höhe von 6.461 Metern im Everest-Gebiet besteigen wollen, von Kathmandu aus in Richtung Ramechhap, unserem Abflughafen in Richtung Lukla aufgebrochen. Es war aufgrund der vorhergegangenen Überschwemmungen und Hangabrutschen und damit einhergehenden Brückenzerstörungen nicht möglich die Hauptroute zu nehmen. Stattdessen mussten wir einen Umweg fahren. So waren wir für eine Strecke von 180 Kilometern ca. 9 Stunden unterwegs. Es war eine sehr anstrengende und lange Fahrt über einen 2.400 Meter hohen Pass. Es war sehr warm und laut in dem Bus. Eine Klimaanlage gab es nicht.
8. Oktober - Flug nach Lukla und Wanderung nach Monjo
Im Dunkeln gehen wir von unserer Lodge zu Fuß zum Ramechhap Airport. Es ist jetzt schon wieder sehr warm und wir werden vom Gebell der aufmerksamen Hunde auf unserem Weg begleitet. Nach ca. 10 Minuten gelangen wir am Flughafen an. Hier warten schon einige andere Gruppen darauf, dass der Flughafen die Tore öffnet.
Als es dann soweit ist, werden erst einmal alle Gepäckstücke gewogen. Insgesamt dürfen nicht mehr als 10 Kilogramm plus 5 Kilogramm Handgepäck pro Person mitgenommen werden. Zusammen mit den Wanderstöcken, dem Daunenschlafsack, den Akkus für Kamera und Fotoapparate ist es schon ziemlich sportlich diese Gewichtsgrenze einzuhalten. Ein System, wer wann beim Wiegen des Gepäcks drankommt, erkennen wir nicht. Die Genauigkeit der Waage ist aus unserer Sicht sehr zweifelhaft. Aber o.k., es sind halt nepalesische Kilogramm.
Wir warten in der Wartehalle in einer Luft die zum Schneiden ist. Erst werden Fluggäste abgefertigt, die gestern, aufgrund der Sichtverhältnisse in Lukla nicht fliegen konnten. Wir fliegen statt um 6 Uhr um 7.20 Uhr. Die drei hier tätigen Fluggesellschaften setzen kleine Propellermaschinen ein. Wir fliegen mit der Fluggesellschaft „Tara Air“ in einer Dornier 228. Die Maschine hat 19 Sitze. Es ist sehr eng und meine Knie fangen schnell an zu schmerzen. Der Pilot sieht aus wie aus dem Bilderbuch. Smart, weißes Hemd, Sonnenbrille und die Haare gestylt.
Der Landeanflug erfolgt in Lukla ausschließlich auf Sicht. Seit dem schweren Unfall vom 8. Oktober 2008, der auf schlechte Sicht zurückzuführen war und bei dem eine Hauser-Expedition mit 18 Personen verunglückte, wird etwas vorsichtiger verfahren und die Gesellschaften sagen lieber Flüge ab als das sie erneut in die Schlagzeilen geraten.
Wir haben Glück und wir haben eine ganz sanfte Landung.
Der Flugplatz wird in Abhängigkeit von Wetter- und Sichtbedingungen mehrfach am Tag von Kathmandu aus bedient. Die Hangneigung der 527 m langen Landebahn beträgt rund 12 %, und es kann nur bergwärts gelandet und talwärts gestartet werden. Das Ende der Startbahn bricht abrupt etwa 600 m tief zum Dudh Kosi ab. Diese Gegebenheit macht Starts und Landungen zu einem Erlebnis und den Flugplatz zu einem der weltweit gefährlichsten Plätze. Obwohl es nur eine Start- und Landebahn gibt, erfolgen Starts und Landungen in entgegengesetzter Richtung mitunter im Abstand von wenigen Minuten, wobei das gestartete Flugzeug im Dudh-Kosi-Tal auf einer tieferen Flughöhe bleibt und so dem gleichzeitig im Landeanflug befindlichen Flugzeug mit etwas Höhenabstand in Gegenrichtung begegnet.
Da wir in Ramechhap nur etwas Tee oder Kaffee getrunken haben frühstücken wir erst einmal in der Everest Plaza Lodge. Dann schultern wir unsere Rucksäcke und gehen gegen 9 Uhr los. Unsere Reisetaschen haben wir zuvor am Flugplatz an unsere begleitenden Träger Prem und Chabi Lal übergeben.
In Lukla starten nahezu alle Treckingtouren in der Everest-Region. Entsprechend kann man sich hier auch noch mit Ausrüstung, Kleidung und Lebensmitteln für die Tour eindecken. Die Temperatur ist auf dieser Höhe, es sind ca. 2.860 Meter, recht angenehm. Wir haben schönstes klares Wetter mit blauem Himmel.
Jetzt sehen wir unsere ersten Yaks – dachten wir. Aber laut Nima sind es Dzopkyos – eine Kreuzung zwischen Yak und Hausrind. Yaks werden wir erst oberhalb von Namche Bazar sehen können da das Klima hier unten zu warm für die zotteligen Yaks mit ihrem dichten Fell ist. Yaks und Naks werden mit lokalen Kühe oder tibetanischen Bullen gekreuzt. Diese Bullen werden von den Sherpas als Lang und den Nepalis als Khirkoo bezeichnet. Eine Nak-Lang oder Yak-Kuh-Kreuzung ist in der weiblichen Form als Dzum und in der männlichen als Dzopkyo bekannt. Eine Dzum ist für ihre fettreiche Milch berühmt, aus der die Sherpas Käse und Butter herstellen. Die männlichen Nachfolger, die unfruchtbaren Dzopkyo, sind relativ zahm und werden als Last- und Zugtier genutzt. Sie können wochenlang Lasten von 150 kg mit einer Tagesleistung von 20 bis 30 km transportieren. Außerdem sind sie in der Lage, Steigungen bis 75% und schmalste Steige im Berg zu bewältigen. Die meisten "Yaks", die man unterwegs auf den Treks in der Khumbu-Region sieht sind diese Dzopkyos.
Wir befinden uns hier oberhalb von Lukla im Sherpa-Land. Nima erläutert uns die Bedeutung der Mani-Steine im Buddhismus. Auch Mani-Steine passieren wir, wie auch die Stupas und Chörten, immer im Uhrzeigersinn. Die Sherpa, sind ein Volk, das vor 300 bis 400 Jahren aus der Kulturregion des Zentral- und Süd-Himalaya eingewandert ist. Die Bezeichnung des Volkes stammt aus dem Tibetischen: shar bedeutet „Osten“, die Nachsilbe pa bedeutet „Volk“, „Menschen“. Sie leben vor allem im Osten Nepals sowie in den grenznahen Regionen Chinas und Indiens. Sie sind größtenteils buddhistisch und sprechen überwiegend eine ihrer Kultur eigene Sprache, die ebenfalls Sherpa genannt wird.
Alles was die Einheimischen und auch die Touristen zum Leben benötigen, wird auf dem Rücken der Menschen oder der Tiere transportiert. Straßen oder gar motorisierte Fahrzeuge gibt es hier nicht mehr. Muli-Karawanen werden uns heute - und auch die nächsten Tage - immer wieder zur Seite drängen. Die Tiere haben natürlich kein Gespür für die ausladende Ladung. Umso mehr müssen halt wir Menschen aufpassen.
Schon bald erreichen wir den Ort Phakding. Hier machen wir eine kurze Mittagspause im Hotel Sherpa. Weiter geht es nun in Richtung Monjo. Dort werden wir im Monjo Guest-House übernachten. Um 18.30 Uhr gibt es Abendessen. Es gibt Kürbissuppe mit Popcorn, Spaghetti mit Mangold und Wurzeln und zum Nachtisch Apfelscheiben.
9. Oktober – Monjo – Namche Bazar
Nach einer nicht allzu erholsamen Nacht treffen wir uns heute um 7:00 Uhr zum Frühstück. Es gibt Müsli mit heiliger Milch, Rührei und Toast. Bei Morgenlicht erkennen wir den Thamserku mit seinen 6.623 Metern Höhe.Dann machen wir uns auf den Weg in Richtung Namche Bazar.
Wir treten durch ein mit Buddha-Abbildungen bemaltes Tor ein in den Sagarmatha-Nationalpark. In diesem Tor erläutert Nima uns die verschiedenen Bildnisse des Buddha. Gespannt auf die nächsten Tage folgen wir Nima. Ras, der zweite Guide, bildet stets den letzten Mann da er immer den Überdrucksack – unsere Lebensversicherung im Falle einer Höhenkrankheit - im Rücksack trägt. So werden wir stets wohlbehütet in die Mitte genommen.
Nach einiger Zeit erblicken wir sie – die legendäre Hillary-Bridge. Die Hillary Bridge, 70 m hoch über dem schäumenden Dudh-Khosi Fluss, ist der letzte große Step auf dem Weg von Lukla nach Namche Bazar. Hier herrscht bisweilen viel "Verkehr" auf dem Khumbu Highway. Der Fluss Dudh-Khosi entsteht am Gletschertor des Ngozumpa-Gletschers östlich der Gokyo-Seen und fließt in überwiegend südlicher Richtung durch den Himalaya nach Namche Bazar, wo er sich mit dem Bhote Koshi vereinigt. An der Hängebrücke hängen viele Gebetsfahnen, die im Wind flattern. Ein unglaubliches Gefühl über diese Brücke gehen zu dürfen, wenn man bedenkt, dass hier nahezu alle großen Abenteuer früherer und heutiger Himalaya-Expeditionen starten oder enden. Definitiv ein Gänsehautmoment…!
Hinter der Brücke geht es in mehreren Serpentinen und mit hohen Stufen sehr steil einige wenige Höhenmeter bergauf. Anschließend geht es auf breitem Weg teilweise recht steil bergauf. Ein paar Höhenmeter weiter oben eröffnet sich ein erster Blick auf den Mount Everest. Ein kleines Loch zwischen den Bäumen erlaubt einen guten Blick auf den Everest und den Lhotse.
An einer Permit-Kontrollstation machen wir ein wenig Rast. Nima führt uns auf einer schattigen Nebenroute am Hauptstrom der Trecking-Gruppen vorbei. Es sind sehr viele Menschen unterwegs – befinden wir uns doch auf der Hauptroute zu den Basecamps des Mount Everest sowie zu Lhotse und Ama Dablam.
Gegen 12:00 Uhr erreichen wir den Ort Namche Bazar. Namche Bazar liegt in 3.440 Meter Höhe in einem kesselförmigen Einschnitt und ist das Verwaltungszentrum der Region Khumbu. Dieser Ort wird von den meisten Wandernden die in der Khumbu- Region unterwegs sind besucht, da er als Eingang zum Hoch-Himalaya gilt. Am Ortseingang steht eine Gedenkstätte für eine Tochter des Dorfes - Late Pemba Doma Sherpa - die erste nepalesische Bergsteigerin, die den Mount Everest über die Nordwand bestieg, die zweite nepalesische Frau, die sowohl die Nord- als auch die Südwand bestieg, und eine von sechs Frauen, die den Everest zweimal bestiegen haben. In der Nähe steht ein großer Stupa mit zahlreichen Gebetsmühlen.
Wir gehen durch die verwinkelten Gassen zu unserer Lodge, in der wir zur Akklimatisierung zwei Tage bleiben werden und essen eine Mahlzeit bevor wir unsere Zimmer beziehen und uns um 14:00 Uhr zu einem Rundgang im Ort aufmachen. In Namche kann man so ziemlich alles kaufen was man für ein Trekking benötigt - Essen, fehlende Ausrüstungsgegenstände, Ansichtskarten usw. Die vielen Shops laden zum schauen – aber auch zum kaufen ein. So decken wir alle uns mit T-Shirts oder Mützen oder Andenken für einen selbst oder für die daheim gebliebenen ein. Ich selbst kaufe mir einen Dzi-Stein an einer Halskette – ein Achat aus Tibet, dem heilige Kräfte zugeschrieben werden – und außerdem finde ich, dass er ein tolles Andenken an diese tollen Erlebnisse ist.
Zum Abendessen um 18:30 Uhr gibt es heute ein sehr liebevoll angerichtetes Dal Bhat – das nepalesische Nationalgericht. Zum Nachtisch haben wir heute jeder ein kleines mit Sahne verziertes Schokoküchlein.
10. Oktober - Namche Bazar - Verbleibtag
Heute gibt es schon um 6.30 Uhr Frühstück. Es gibt Rührei mit Kartoffeln, Toast und Marmelade. Wir brechen gegen 8.15 Uhr auf zur Akklimatisationsrunde. Hier herrscht eine rege Bautätigkeit.
Der erste Anlaufpunkt ist das Tenzing Norgay Sherpa Heritage Centre. Das Tenzing Norgay Sherpa Heritage Centre, das von Jamling Tenzing und der Familie Norgay gegründet wurde, ist ein neues Museum oberhalb von Namche Bazar. Hier wird den Besuchern die Kultur und Lebensweisen der Sherpa näher gebracht. Das Museum bietet einen guten Überblick über die Kultur, Religion und Wirtschaft dieser außerhalb Nepals wohl bekanntesten Volksgruppe.
In einem Halbrund wurde für den Erstbesteiger Sardar Tenzing Norgay Sherpa, eine Statue zum Gedenken errichtet. Im Hintergrund sind die hohen Berge Taboche, Mount Everest – wenn auch mit einer Wolkenhaube, der Lhotse und die Ama Dablam zu sehen. Ein prächtiger Anblick. Auf der anderen Seite blicken wir auf den Nupla und den Kongde Ri. Die Berge sind 5.878 und 6.187 Meter hoch.
Seit 1979 gehört der Sagarmatha-Nationalpark zum UNESCO-Welterbe. Mit einer Größe von 1.148 Quadratkilometern nimmt er einen großen Teil von Khumbu ein und bietet seltenen Tierarten einen naturbelassenen Lebensraum an.
Nun machen wir uns auf den Weg in die Umgebung von Namche Bazar. Wir wollen heute die Orte Khunde und Khumjung besuchen. Beide sind Sherpa-Dörfer. Den weiteren Weg durch Khumjung Kunde begehen wir mit vielen weiteren Wanderern und begleitet von wunderbaren Aussichten. Enziane und Edelweiße befinden sich am Wegesrand.
Wieder sucht Nima für uns Wege heraus, die nicht allzu stark frequentiert sind – tatsächlich sind wir schon bald wieder völlig allein unterwegs. Wir kommen an den Überresten des ehemaligen Flughafen Syangboche vorbei. Die erste und größte Herausforderung des Flughafens Syangboche war seine Höhe von 3.780 m womit er einigen der extremsten und launischsten Wetterbedingungen der Welt ausgesetzt ist, mit starkem Wind, Nebel und Schneefall. Diese Bedingungen führten auch – da unrentabel - zum Schließen des Flughafens. Mittlerweile wird er aufgrund eines sich verändernden Umwelt-Bewusstseins restlos zurück gebaut.
Wir kommen an einer zur Zeit verlassenen Yak-Farm vorbei. Hier erblicken wir das Matterhorn des Himalaya – die Ama Dablam. Sie ist 6.814 Meter hoch und gilt als einer schönsten Berge der Welt. Im Grund erblicken wir den Ort Khunde. In dem Ort Khunde liegt das von der Sir Edmund Hillary gegründete und von der Himalaya Foundation betriebene Khunde Hospital. Das Krankenhaus ist für die Versorgung der gesamten Khumbu-Region zuständig und betreibt in verschiedenen weiteren Orten kleinere, nur an einem dem Tag besetzte Außenposten. Die beiden Ärzte im Khunde Hospital behandeln jährlich ca. 5000 Sherpa aus der Region und ca. 1500 Ausländer, meist Trekker. Die häufigsten Erkrankungen der Einheimischen sind infektiöse Krankheiten der Lunge, Ruhr, Haut- und Augenleiden. Die meisten Trekker leiden an Durchfall oder der Höhenkrankheit.
Die traditionell gekleideten Einwohner gehen ihrem Alltagsgeschäft nach und bearbeiten den Boden für künftige Kartoffelernten. In Khumjung besuchen wir das Khumjung Monastery und werden von einem Mönch über die Entstehung des Buddhismus und der Gründung des Klosters informiert. Das Kloster des Ortes ist überaus beeindruckend mit der Bibliothek, den Statuen und den farbenfrohen Malereien. Im Kloster des Dorfes ist der legendäre Yeti-Skalp ausgestellt. Legenden vom Yeti, einem Tier halb Mensch und halb Affe oder Bär, griffen westliche Besucher im Himalaja seit dem frühen 19. Jahrhundert in ihren Reiseberichten immer wieder auf. Der Skalp selbst stammt aber wohl eher von einem Braunbär.
In Khumjung befindet sich die Hillary-School, die einzige weiterführende Schule der Khumbu-Region. Sie ist ebenso nach Sir Edmund Hillary, dem Erstbesteiger der Mount Everest, benannt wie das kleine Krankenhaus in Khunde. Beide Einrichtungen wurden von der Hillary-Stiftung gegründet und bis heute unterhalten. Damit verfügt das Khumjung Valley über eine mit den sonstigen Bergregionen Nepals verglichen gute Infrastruktur in Bildung und Gesundheitsfürsorge. Wir besuchen die Schule, die bis zur 10. Klasse führt. Im Moment ist die Schule wegen des Darsaya – Festes geschlossen. Zwar sind die Kinder alle Buddhisten, die Lehrer jedoch sind alle Hindus und haben somit frei.
Beim Abstieg in Richtung Namche Bazar ist alles dicht gezogen es wird kühler. Zeitweise ziehen wir Mütze und Handschuhe über. Wir kommen gegen 15:00 Uhr wieder in Namsche Bazar an und legen noch eine kleine Shopping-Tour ein.
11. Oktober – Namche Bazar - Tengpoche
Heute steht der Weg von Namche in Richtung Tengpoche an. Um 6.15 Uhr gibt es Frühstück mit Müsli mit Joghurt, Toast und Rührei. Es herrscht früh am Morgen schon rege Bautätigkeit - hier entsteht wahrscheinlich die nächste Lodge für die vielen Touristen. Die Nachfrage ist halt da. Um 7.20 Uhr machen wir uns mit vielen weiteren Trecking-Gruppen auf den Weg. Es wird heute ein Überholen und Überholt werden. Es wirkt ein bisschen wie auf der Autobahn – allerdings mit wunderschönen Ausblicken.
Wir befinden uns hier auf 3.500 Meter Meereshöhe und die Berge um uns herum sind noch einmal so hoch. Wir haben weite Blicke ins tiefe Tal. Der Mensch ist so klein und wie wenig weiß man anderen Ländern, Kulturen und Menschen. Und doch meinen wir, Deutsche oder Europäer, immer alles besser zu wissen und über alles die richtige Ansicht zu haben.
Viele Träger sind unterwegs. Oft ist diese Art des Broterwerbs die einzige Möglichkeit etwas zu verdienen. Als wir in Tengpoche ankommen machen wir erst einmal Mittagspause. Nach dem Bezug der Zimmer besuchen wir das Dawa Choling Gompa oder Kloster Tengboche ein tibetisch-buddhistisches Kloster.
Das buddhistische Kloster ist das wichtigste kulturelle und religiöse Zentrum des Khumbu. Es wurde 1923 erbaut, 1989 durch einen Brand stark zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Das Kloster besitzt den größten Tempel, eine sogenannte Gompa, der Region. Das Hauptgebäude hat den dazu erforderlichen Dokhang, den Gebetsraum, in dem die große Statue des Siddhartha Gautama angebetet wird. Die Statue erstreckt sich über zwei Ebenen des Klosters und umfasst den Schreinraum im ersten Stock. Die Buddha-Statue von Siddhartha wird flankiert von Manjushri, dem Gott der Weisheit, und Maitreya, dem Buddha der Zukunft. Die Schriften des Kanjur, die kanonische Übersetzung von Buddhas Lehren in die tibetische Sprache, sind ebenfalls Bestandteil des Allerheiligsten.
Zum Abendessen gibt es Kartoffeln mit Gemüse und vorweg eine leckere Tomatensuppe. Wir brauchen Kraft morgen denn es wird eine längere Etappe.
12. Oktober - Tengpoche - Phortse
Um 5.30 Uhr lassen wir uns von unserem Wecker wecken. Noch vor dem Frühstück treffen wir uns draußen mit Nima, der uns die umliegenden Berge erläutert. Um 6.30 Uhr gibt es Frühstück mit Müsli, Toast und Ei. Um 7.15 Uhr machen wir uns auf dem Weg während eine Yak-Karawane für eine weitere Etappe vorbereitet wird.
Nima stellt uns zwei Alternativen für unsere Etappe nach Phortse vor – wir Soller entscheiden. Die Frage ist, ob wir auf dem Normalweg mit Panoramablick, also die Autobahn von gestern, oder die zweite Möglichkeit – den Omega-Weg – gehen. Wir entscheiden uns für die zweite Möglichkeit. Ein wunderschöner Weg durch knorrige, moosbewachsene und Flechten behangene Bäume und Rhododendrenbüsche.
Wir sehen ein rehähnliches Tier – ein Exemplar des seltenen Himalaya-Goral. Der Himalaya-Goral ist ein in seinen Ursprungsländern gefährdeter Gemsenverwandter, dessen Gesamtbestand abnimmt und der deshalb als potenziell gefährdet gilt.
Wir haben Zeit die Anblicke der hohen Berge zu genießen. Hier haben wir einen Blick zurück auf den Kongde Ri und Nupla. Vor uns voraus sehen wir den heiligen Berg Taboche und die Ama Dablam. Was für ein schöner Berg. An einer kleinen Rast finden wir viele Enziane vor – schöne Farbtupfer am Wegesrand.
Den ganzen Weg über ist unsere Gruppe völlig allein. Unsere beiden Träger Prem und Chabi Lal nehmen indessen die Hauptroute auf der anderen Talseite da diese Strecke etwas kürzer ist. Im Talboden angekommen müssen wir nun über eine rutschige Holzkonstruktion einen Wildbach überqueren bevor wir über eine große – aber zu dieser Jahreszeit verlassenen - Yak-Alm weiter nach Pangpoche wandern.
In Pangpoche wollen wir eine Mittagspause einlegen. Hier trinken wir das erste Mal Masala-Tee – einen Gewürztee aus Schwarztee, Milch, Zucker und einer Gewürzmischung der in ganz Südasien verbreitet ist – Puuh …. der bekommt uns allen aber nicht so gut. Nach dieser Einkehr in Pangpoche gehen wir mit mehr oder weniger Magen und Darmgrollen weiter in Richtung Phortse.
An einer Brücke lassen wir einer Yak-Karawane den Vortritt – wir denken das ist auch besser so. Wie geschickt diese kräftigen Tiere die Stufen zur Brücke hinauf nehmen – das ist wirklich beeindruckend. Zottelig und kraftvoll wirken diese imponierenden Tiere aber mit ihren großen Augen wirken sie irgendwie auch sehr sanft.
Auf dem weiteren Weg zieht es nun zu. Es zieht wieder dicht und wird kälter. Für uns fällt das Steigen mit dem Masala-Tee im Bauch schwerer als gewohnt. Etwas unterhalb von uns erblicken wir Bergziegen – ca. 20 Exemplare des Himalaya-Tahrs. Der Himalaya-Tahr ist eine in der Himalaya-Region lebende ziegenartige Paarhuferart. Diese Tiere sind vorwiegend am frühen Morgen und am späten Nachmittag aktiv, tagsüber ruhen sie im Schutz von schroffen Felsen oder dichter Vegetation. Sie sind geschickte Kletterer und gelten als scheue Tiere sind aber bei den einheimischen Bauern nicht besonders beliebt, da sie sich gerne auch mal an der Ernte vergreifen.
Gegen 14:15 Uhr erreichen wir Phortse. Phortse ist ein Dorf auf 3.840 Metern Höhe. Es liegt abseits der Hauptwanderroute und ähnelt daher eher einem authentischen Sherpa-Dorf.
Da wir mittlerweile auf einer Höhe angekommen sind – nämlich 3.840 Meter – machen wir uns am Nachmittag mit der Funktionsweise des Überdrucksacks vertraut um einer eventuell auftretenden Höhenkrankheit entsprechend zu begegnen. Ein Überdrucksack, auch hyperbare Kammer, ist ein Gerät zur Behandlung der Höhenkrankheit. Es handelt sich dabei im Prinzip um eine portable Dekompressionskammer, mit deren Hilfe der Patient einem höheren Luftdruck ausgesetzt und damit eine geringere absolute Höhe simuliert wird.
Um 18.30 Uhr gibt es Abendessen bestehend aus Gemüsesuppe, Kartoffeln, Blumenkohl und zum Nachtisch Apfelscheiben.
13. Oktober – Phortse – Machermo
Um 5.30 Uhr klingelt heute Morgen der Wecker. Um 6.30 Uhr gibt's Frühstück mit Toast und Ei und Müsli. Es geht heute wieder früh los, ein wunderschöner Tag und ein wunderschöner Weg. Wir kommen bei Abgang aus dem Dorf an einem Tor mit Gebetsmühlen vorbei und haben etwas darauf einen traumhaften Blick hinunter zum Dudh Koshi.
Die Sonne bahnt sich langsam ihren Weg und erreicht den Talboden. Im Hintergrund erkennen wir den Thamserku mit seinen 6.623 Metern den wir auch schon von Monjo aus gesehen haben. Wir überqueren den Dudh Koshi – wie schmal er hier noch ist.
Wir kommen an vielen kleinen Wasserfällen vorbei. Es sind deutlich weniger Menschen als an den Vortage unterwegs. Wir haben die Trecking-Hauptroute mittlerweile verlassen. In Richtung Gokyo-Ri sind zwar auch viele Trecker unterwegs aber beileibe nicht mehr so viele wie in Richtung Everest-Base-Camp.
Immer am Berghang entlang gewinnen wir Höhenmeter um Höhenmeter. Durch den Wind und die Höhe ist es jetzt deutlich kälter als noch vor zwei oder drei Tagen. Dann erreichen wir Machermo. Unsere Lodge ist sehr einfach und wir haben lediglich draußen eine Gemeinschafts-Waschgelegenheit mit Wasser aus einer Wassertonne.
Das Abendessen besteht aus einer leckeren Gemüsesuppe und anschließenden Dal Bhad und zum Nachtisch gibt es Bananenkuchen.
14. Oktober – Machermo - Gokyo
Heute Nacht waren in unserem Zimmer nur 4 Grad. Trotzdem haben wir sehr fest und gut geschlafen. Unsere Daunenschlafsäcke sind wirklich eine Wucht. Um 6.30 Uhr gibt es Frühstück mit Müsli, Omelette Toast mit Ei.
Es ist eine ruhige Morgenstimmung und wir freuen uns auf den heutigen Tag – werden wir doch in Richtung Gokyo wandern und dann zum ersten Mal das Ziel dieses Treckings sehen – den Gokyo Ri. Wir haben einen tollen Blick auf den Cho Oyu. Dieser ist mit 8.188 Metern der sechshöchste der 14 Achttausender. Wir erleben eine beeindruckende großartige aber auch karge Bergwelt.
Wir legen ein langsames und ruhiges Tempo ein – immerhin befinden wir uns jetzt schon auf über 4.000 Meter. Rechterhand des Weges befindet sich der Ursprung des Dudh Koshi. Er wird aus den Eismassen des Ngozumpa-Gletschers, dem größten Eisstrom Nepals, gespeist. Bald kommen wir an dem ersten der fünf Gokyo-Seen vorbei. Das türkisfarbene Wasser bietet einen tollen Kontrast zu dem Schnee an seinem Ufer.
Über den dritten Gokyo-See hinweg erblicken wir unser Tagesziel – den Ort Gokyo auf 4.860 Metern Höhe. Es werden in der Fitzroy Inn - Lodge für zwei Nächte unsere höchsten Übernachtungen in Nepal sein. Die Lodge-Siedlung Gokyo ist die einzige größere im Tal des Ngozumpa-Gletschers, der vom Massiv des Cho Oyu gespeist wird. Die Ortschaft besteht aus einigen Herbergen und Restaurants.
Gegen 11:30 Uhr kommen wir in Gokyo an und machen eine Mittagspause mit zwei Portionen Pommes-Frites die wir uns teilen. Nach dem Einchecken und beziehen der Zimmer machen wir einen Rundgang hinab zu See und anschließend in Richtung Ngozumpa-Gletscher hinauf. Wir haben einen faszinierenden Blick auf die mächtige Gletscherwelt. Wir genießen die Aussicht und freuen uns auf den morgigen Tag, unseren Gipfeltag auf dem Gokyo Ri.
15. Oktober Besteigung Gokyo Ri
Um 3:45 Uhr geht heute der Wecker. Um 4:15 Uhr treffen wir uns auf einen Kaffee bzw. heißes Wasser im ersten Stock. Das Restaurant hat natürlich noch geschlossen. Im Licht der Stirnlampen gehen wir gegen 4:30 Uhr los. Wir haben alles an was wir haben – warme Jacken, Regenhose, Mütze und Handschuhe. Es sind frostige -5 Grad und die Steine sind überfroren.
Im beginnenden Licht des Tages tauchen dann die ersten Gipfel auf. In vielen Serpentinen geht es mit ruhigen Schritten den Berg empor. Dann sehen wir ihn – den Mount Everest, Sagarmatha oder Qomolangma („Tschomolungma“) - mit einer Höhe von 8.848 Metern Höhe der höchste Berg der Erde. Wir haben heute traumhaftes Wetter und beste Bedingungen. Nach der üblichen Geschäftigkeit am Berggipfel mit Filmen und Fotografieren haben wir reichlich Gelegenheit den Augenblick einfach nur zu genießen.
Wir haben lange den Wunsch gehabt und viele Jahre davon geträumt, diesen Anblick einmal persönlich zu erleben. Für Dagmar und mich und für die anderen sicher auch, bedeutet dieses Erleben sehr viel - ein sehr schöner und emotionaler Moment. Wir befinden uns auf 5.360 Meter Höhe – und der Mount Everest ist noch einmal 3.500 Meter höher – was für ein Klotz.
Viele Gebetsfahnen markieren das Ziel der Wanderer aus allen Nationen der Erde. Wie klein sind wir Menschen. Wir schauen auf die namhaften Gipfel des Cho Oyu, des Pumori, des Everest und Lhotse sowie Makalu.
Nach einer Stunde gehen wir nun wieder – ein jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt - hinab zur Lodge in der wir dann erst einmal kräftig frühstücken und etwas schlaf nach holen werden. Am Nachmittag beobachten wir dann noch die Einheimischen bei dem Transport und der Lagerung von Yak-Dung, dem Brennstoff dieser hoch gelegenen Region.
Gegen 18:30 Uhr gibt es zum Abendessen Knoblauchsuppe, Dal Bhad und zum Nachtisch Apfelkuchen.
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16. Oktober Gokyo – Renjo-Pass - Lantang
Heute lassen wir uns um 4:30 Uhr wecken. Um 5:30 Uhr gibt es Frühstück und um 6:15 Uhr ist Abmarsch. Heute haben wir einen langen Tag vor uns. Wir wollen über den Renjo-Pass mit einer Höhe von 5.360 Metern überqueren um in das Nachbartal zu gelangen. Über überfrorene Steine geht es zunächst eine Stunde über relativ flaches nur leicht ansteigendes Gelände in Richtung Pass. Wir sind warm angezogen – aber bei dem nun folgenden traumhaften Wetter mit der wärmenden Sonne können wir bald unsere Jacken ausziehen.
Wir haben traumhafte Blicke zurück über den gesamten Tourenverlauf. Bei dem Blick zurück in das Halbrund der Berge sehen wir wieder auf Cho Oyu, Lhotse, Makalu, und natürlich den Mount Everest und unzählige andere, deren Namen wir uns nicht merken können. Johannes hat Probleme mit den Bronchien und bekommt heute sehr schlecht Luft. Daher geht es nur sehr, sehr langsam voran. Dadurch haben wir viel Zeit zum Schauen.
Nima und Ras haben die Situation sehr gut im Griff. Wir teilen den Inhalt von Johannes Rucksack auf uns andere Teilnehmer auf und Ras trägt seinen Rucksack für den weiteren Weg. Je höher wir auf dem Weg voranschreiten liegt immer mehr Schnee den wir durchqueren müssen. Die letzten 100 Höhenmeter werden nun steiler. Teilweise wird Johannes gezogen und gar geschoben.
Wir erreichen den Renjo-Pass gegen 10:45 Uhr und machen etwas Pause. Wieder haben wir genug Gelegenheit für die wundervollen Blicke und viele viele Fotos. Beim Abstieg hinunter in das Tal des Bhote Koshi erfolgt über verschneite Stufen. Grödel oder gar Steigeisen werden nicht benötigt. Zum Glück! – haben wir doch keine dabei.
Wir steigen hinunter zum Renjo-See. Hier weht uns talauswärts ein starker Wind entgegen und es wird wieder relativ kalt. Wolken ziehen auf und verdecken leider die umgebenen Berge. Der Weg führt über ehemalige Yak-Almen.
Gegen 14:45 erreichen wir die Lodge in Lungden und wärmen uns erst einmal an einem wärmenden, mit Yak-Dung befeuerten Ofen, im Gastraum auf. Dann gegen 18:30 Uhr gibt es Abendessen mit Knoblauchsuppe, Gemüse, Nudel und Momos mit Tomatensauce.
17. Oktober Langtang - Thame
Gerade einmal 3,3 Grad sind heute Morgen in unserem Zimmer. Hoffentlich ist im Gastraum geheizt. Zu 7:30 Uhr treffen wir uns zum Frühstück. Es gibt Müsli und Langtang-Brot mit Kartoffeln und Zwiebeln. Um 8:30 Uhr schultern wir unsere Rucksäcke und wir machen uns auf den Weg nach Thame.
Es ist sehr wolkig und kalt. So richtig ungemütlich. Wir kommen durch das Dorf Marulung. Die Trockensteinmauern die lediglich aus übereinander gestapelten Steinen bestehen, halten ohne Mörtel und sind charakteristisch für das Himalaya-Hochland.
Wir wandern immer am Bhote Koshi entlang. Der Quellfluss des Bhote-Sun Koshi liegt am Zhangzangbo-Gletscher in Tibet. Der Fluss entspringt dem Lumi Chimi-See. Wenn er Nepal erreicht, heißt er Bhote Koshi. Weiter flussabwärts, ab dem Dorf Bahrabise, heißt er Sun Koshi. Bald erreichen wir den Ort Thame – den Geburtsort von Sherpa Tenzing Norgay.
Während des Erdbebens von 2015 wurde die Region Thame schwer getroffen. Fast alle Häuser in der Gegend wurden beschädigt oder vollständig zerstört und mehrere Menschen starben. Nur wenige Häuser blieben stehen. Während der Katastrophe wurde auch dieser große Stupa zerstört. Er wurde jedoch mit Hilfe von Spenden in relativ kurzer Zeit wieder aufgebaut. Der neue Stupa, der fast 14 Meter hoch ist und einen Sockel mit einem Durchmesser von 16,5 Meter Fuß hat, ist größer als der vorherige und verwendet viele der Materialien des ursprünglichen Stupa.
Dieser prächtige Stupa verfügt im Inneren auch über eine große Gebetsmühle. Pilger und Einheimische können den Stupa betreten, um ihn zu drehen und noch mehr Verdienste zu erwerben.
Für viele Menschen im Bergdorf Thame im Everest-Gebiet schlug die Stunde Null am 16. August 2024 – also nur wenige Wochen vor unserem Aufenthalt hier. An diesem Tag wurden große Teile des Dorfs zerstört – durch Wasser-, Geröll- und Schlammmassen aus zwei Gletscherseen unterhalb des Tesi Lapche La. Nach Angaben der Regionalverwaltung traf die Flut mindestens 18 Gebäude. Dazu gehörten auch eine Grundschule und eine Krankenstation in Thame, beide erbaut und finanziert vom Himalayan Trust, der Hilfsorganisation des 2008 verstorbenen Everest-Erstbesteigers Sir Edmund Hillary. Glück im Unglück: Die Wasser- und Schlammlawinen trafen das Dorf bei Tageslicht. Die meisten Bewohner konnten sich in höher gelegene Bereiche in Sicherheit bringen.
Die Spuren der Katastrophe sind auch in unserer Lodge noch zu sehen. In unserem Zimmer sind alle Türen verzogen und wir können erkennen wie hoch das Wasser im Raum gestanden haben muss. Nach Bezug der Zimmer machen wir eine kleine Mittagspause bevor wir zu einem Rundgang in den Ort aufbrechen.
Zunächst schlagen wir die Richtung zu Kloster oberhalb von Thame ein. Etwa 500 Meter westlich des Ortes auf rund 4000 m Höhe befindet sich die zwischen 1667 und 1677 erbaute Gompa, eines der wichtigsten Klöster im Khumbu. Leider ist die Witterung sehr ungemütlich und die Sicht ist eher schlecht.
Ein Rundgang durch den Ort ist für uns erschütternd. Überall wird gehämmert, gesägt und Geröll zur Seite geschafft. Unglaublich wie diese Menschen mit den Naturgewalten umgehen und immer wieder aufbauen.
Zum Abendessen gibt es heute Nepali-Suppe und Röstkartoffeln mit Gemüse und zum Nachtisch Apfelscheiben. Es sind mehrere deutsche Gruppen in dieser Lodge untergebracht aber ein wesentlicher Kontakt oder gar Austausch findet seltsamer Weise nicht statt.
18. Oktober Thame – Monjo
Heute gibt es um 06:30 Uhr Frühstück mit Müsli, Spiegeleiern, Toast und Marmelade. Um 7:30 Uhr ist Abmarsch. Auch heute ist es zu Anfang stark bewölkt. Von Bergen kaum eine Spur. Über einen neu angelegten Weg – die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen – gelangen wir hinunter zu einer Hängebrücke über den Bothe Koshi. Einige Heiligenbilder sind auf den Felsen gemalt.
Wir haben Glück. Plötzlich erblicken wir den Nationalvogel Nepals - den Rostschwanz-Glanzfasan. Das Männchen ist schillernd grün, lila, rot und blau gefärbt mit weißem Bürzelfleck, kupferfarbenem Schwanz und mit schwarzer Unterseite und Federkrone. Das Gefieder des Weibchens ist im Wesentlichen schlichtbraun mit hellen Schaftstreifen und braunschwarzen Querlinien.
In dem Ort Thamo passieren wir ein Frauen-Kloster und jede Menge Gebetsmühlen stehen am Weg.
Bald erreichen wir Namche Basar. Wir machen eine Mittagspause und anschließend holen wir die im Sherpa-Shop für uns zurück gelegten Kleidungsstücke ab. Jeden Samstagmorgen wird in Namche Wochenmarkt abgehalten. Wir haben Gelegenheit diesen Hauptumschlagplatz im Khumbutal zu besuchen, bei dem sogar Händler aus Tibet Ihre Waren anbieten. Namche war früher ein wichtiger Handelsplatz für die Händler aus Tibet. Aktuell ist die Grenze offiziell geschlossen, so dass keine bzw. nur wenige Händler in Namche ihre Waren anbieten.
Nach diesem Zwischenstopp verlassen wir nun Namche Basar talabwärts. Auf diesem Teilstück sind wieder sehr viele Menschen unterwegs. Wir erreichen die Hillary-Bridge und gelangen in einen kleinen Stau. Die Brücke wird von einer Muli-Karawane blockiert und wir müssen warten bis diese komplett passiert hat.
Gegen 15:00 Uhr erreichen wir Monjo und beziehen wie auf dem Hinweg im Monjo Guesthouse unsere Zimmer. Wir treffen uns im Gastraum, machen einmal Kassensturz und berechnen die zu verteilenden Trinkgelder. Trinkgelder sind für die Träger und Guides als Addon zum Gehalt sehr wichtig da das Lohnniveau in Nepal im allgemeinen sehr gering ist.
Zum Abendessen gibt es heute Kürbissuppe mit Popcorn, Kartoffeln, Gemüse, Spiegelei und Momos.
19. Oktober – Monjo – Lukla
Heute beginnt die letzte Etappe auf unserem Trecking in Richtung Lukla. Seit Tagen schon lauschen wir Schilderungen anderer Reisender, dass Lukla aufgrund der Wetterlage nicht angeflogen werden kann. Daher stauen sich die Trecking-Reisenden in Ramechhap und Lukla. Mal sehen wie es für uns weiter geht wenn wir in Lukla ankommen. Anfangs ist das Wetter heute wieder bewölkt aber zum Nachmittag wir es wieder schön und angenehm warm. Viele Menschen kommen uns entgegen. Ein wenig beneide ich sie – haben sie doch noch die schönen und aufregenden Erlebnisse erst noch vor sich. Dzopkyos- und Muli-Karawanen kommen uns entgegen.
Bei einer Einkehr in einem Teahouse treffen wir auf zwei Gruppen des DAV-Summit-Club. Sie berichten uns von ihrer beschwerlichen Anreise da Lukla noch immer nicht angeflogen werden kann. Teilweise lässt sich ihr Programm nicht mehr verwirklichen das sie schon drei Tage in Verzug geraten sind. Was haben wir für ein Glück gehabt, dass bisher alles so funktioniert hat. Wir lassen uns heute viel Zeit da wir genug Reserve haben. Nach einer Mittagspause in Phakding ist es nun nicht mehr weit und wir erreichen Lukla gegen 15:45 Uhr.
Jetzt wird es für uns spannend. Da wir wahrscheinlich nicht regulär von Lukla abfliegen können, bieten sich uns zwei Alternativen. Entweder ein 6-Stündiger Marsch talabwärts und dann in einem Jeep 20 Stunden zurück nach Kathmandu zu fahren oder von Lukla mit dem Helikopter hinunter nach Ramechhap zu fliegen und dann mit einem Kleinbus die Strecke nach Kathmandu in 8 Stunden zurückzulegen. Diese Variante kostet allerdings mindesten 350 Dollar Aufpreis.
Da wir die schlechten Straßen in Nepal mittlerweile kennen, entscheiden wir uns für die Variante 2 und wollen am nächsten Morgen mit dem Helikopter fliegen. Helikopter fliegen wollten wir alle schon immer einmal – und warum denn nicht jetzt?
20. Oktober – Lukla Helikopterflug nach Ramechhap
Der Himmel ist ziemlich wolkenverhangen. Unsere Hoffnung, dass wir regulär abfliegen können erfüllt sich nicht. Gegen 8:00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Helikopter-Flugfeld. Es sind nur ein paar Minuten Fußweg.
Wir stehen eine Stunde auf dem Flugfeld und beobachten das An- und Abfliegen der Helikopter. Bis zu sechs Maschinen starten und landen nahezu gleichzeitig. Eine unglaublich aufregende und hektische Stimmung. Nachdem jeder aus der Gruppe pro Person 500 Rupien an die Flughafenleitung bezahlt hat – entweder Steuern oder gar Schmiergeld – wir wissen es nicht, werden wir zu einem Helikopter gezerrt und starten in den wolkenverhangenen Himmel.
Toll, wie punktgenau die Helikopter landen können. Der Pilot fliegt gut und sanft, immer auf Sicht. Es ist beeindruckend mitzuerleben, wie er schaut und höher und tiefer fliegt, wenn von vorne ein anderer Heli kommt. Die Geräuschkulisse ist schon ziemlich stark, aber wir genießen das Erleben. Das wollten wir schon immer mal machen. Wir haben eine sanfte Landung in Ramechhap. Hier wimmelt es von Trecking-Gruppen. Alle haben das Ziel Lukla. Aber ob da heute etwas geht?
Der Flug kostet uns schlussendlich 350 Dollar pro Person, wie sich dann nach Ankunft in Kathmandu herausstellt. Aber - das war es uns wirklich wert. Anschließend fahren wir mit einem Kleinbus in 8 Stunden zurück nach Kathmandu.
21. Oktober - Bhaktapur und Bodnath
Der letzte Tag unseres Nepalaufenthalts gilt noch einmal der Kultur des Landes. Mit Sidhi, unserem Newarischen Führer für den heutigen Tag, wollen wir die Stadt Bhaktapur und noch einmal den Stupa von Bodhnath besuchen.
Wir starten an Siddha Pokhari, dem größten Teich von Bhaktapur. Dieser große Teich ist 171 m lang, 73 m breit und 3 m tief und dient der Wasserversorung von Bhaktapur.
Der Legende nach soll er eine gigantische Wasserschlange beherbergen. Der Tank wird nie vollständig geleert, da die Einwohner Angst vor der bis heute nicht gesichteten Schlange haben. Die Legende vom Siddha Pokhri ist hier wirklich tief verwurzelt.
Bhaktapur, die „Stadt der Frommen“ ist neben Kathmandu und Lalitpur mit über 81.000 Einwohnern die dritte und kleinste der Königsstädte des Kathmandutals. Mit Sidhi tauchen wir ein in die handwerklich geprägte Vorstadt. Wir sehen wunderschöne Schnitzereien - die weit über die Grenzen Nepals hinaus bekannt sind – und deren Herstellung in einer von vielen Schnitz-Werkstätten.
Wie vielerorts in Nepal findet man auch hier immer noch viele durch das Erdbeben von 2015 Zerstörungen. Häuser werden noch immer nur einfach abgestützt. Für Sanierungen fehlt oft das Geld. Auf unserem Rundgang finden wir viele Opferstellen – oft nur einfach auf dem Steinpflaster.
Die Töpferkunst ist eine der ältesten Künste der Welt. In Bhaktapur findet man noch viele Töpfer die mit ihren traditionellen Holzrädern arbeiten, um dem Ton die verschiedensten Formen und Größen zu verleihen. Wir besuchen eine Klangschalen-Manufaktur und nehmen an einer kleinen privaten Vorführung teil.
Der Taumadhi Square ist der zweitwichtigste Platz der Stadt an dem die besten Beispiele für die Baukunst und Architektur mehrstöckiger rechteckiger Tempel zu finden sind. Beste Handwerkskunst in Form von Steinskulpturen, steinernen Wasserauslässen, traditionelle Wasserbehehälter und Holzschnitzereien präsentieren hier stolz ihre Geschichte. Der Nyatapola-Tempel umfasst fünf Stockwerke und ist insgesamt gesehen nicht nur der höchste Tempel von Bhaktapur, sondern auch der höchste Tempel im ganzen Kathmandu-Tal. Geweiht wurde der Nyatapola-Tempel der Göttin Lakshmi. Stolze 30 Meter ist der Tempel mit seiner Pagodenform hoch und ragt bereits seit 1708 deutlich aus Bhaktapur hervor. Bereits um 1600 stand an dieser Stelle ein Tempel, der dieser Gottheit geweiht war. Im Gegensatz zum Nyatapola-Tempel hat der Bhairavnath-Tempel einen längsrechteckigen Grundriss. Dass sich weiterhin das Kultbild nicht, wie sonst üblich, auf der Ebene des Eingangs, sondern in einem oberen Stockwerk befindet, deutet darauf hin, dass der Bhairava-Tempel seinen Ursprung in einem städtischen Wohnhaus hat. Der Tempel wurde, nach schweren Zerstörungen durch das Erdbeben von 1934, rekonstruiert.
Der am Rande des Stadtzentrums gelegene Durbar Square lädt mit seinen zahlreichen Tempeln, Statuen und Säulen ein zum ausführlichen Erkunden. Während des Malla-Königreichs bis ins Jahr 1769 galt er als Mittelpunkt Nepals. Zu seinen prachtvollsten Zeiten sollen sich hier einst 99 Gebäudekomplexe aneinandergereiht haben. Die bedeutendsten noch existierenden Monumente sind das Goldene Tor, der 55-Fenster-Palast, die Statue des Königs Bhupatindra Malla, der Siddhi Laxmi Tempel und der Vatshala Tempel, welcher vom Erdbeben im Jahr 2015 zerstört wurde und nun in aufwendiger Feinarbeit wiederaufgebaut wird. Der Vatshala-Durga-Tempel ist die weiße Eleganz des Bhaktapur Durbar Square. Die Vatshala Durga ist ein Denkmal, das der Vatsala-Manifestation der weiblichen Gottheit Durga gewidmet ist. Die Struktur blieb bis 1934 intakt, bis sie bei dem großen Erdbeben teilweise zerstört wurde. Zahlreiche andere Bhaktapur-Strukturen wurden dem Erdboden gleichgemacht, von denen viele nicht wieder aufgebaut wurden. Die Vatshala Durga wurde schließlich wieder aufgebaut. Beim Erdbeben im April 2015 wurde sie jedoch erneut zerstört. Der Tempel wurde nahezu originalgetreu restauriert und Anfang 2020 fertiggestellt.
Wir betreten den Königspalast durch das goldene Tor. Bei dem Königspalast von Bhaktapur handelt es sich um den ältesten Tempel des Kathmandu-Tals. Der zum Königspalast gehörende Schlangenteich oder Nag Pokhari liegt im rückwärtigen Teil der Palastanlage, an der Nordostecke de Geländes. Er stammt aus dem 17. Jahrhundert und heißt so, weil sowohl die zentrale Säule im Wasser als auch die korrespondierende Skulptur über dem Wasserspeier die Form eines aufgerichteten Kobra-Kopfes haben. Auch um den oberen Rand der Anlage läuft ein Schlangenkörper um; der aufgerichtete Kopf ist am rechten (östlichen) Ende der Längsseite zu sehen. Sein Gegenüber auf der anderen Seite ist nicht so gut erhalten. Kleinere Schlangen säumen die Konstruktion am Ostende des königlichen Wasserteiches. Hier fand das rituelle Eintauchen des Götterbildes von Taleju statt.
Im Westteil des Palastes befindet sich die Nationalgalerie Bhaktapurs und im Ostteil der Palast der 55 Fenster, die aufwendig und kunstvoll aus Holz hergestellt wurden. Die vielen Innenhöfe enthalten Schreine, die verschiedenen Gottheiten gewidmet sind und alle reich verziert sind. Vor dem ehemaligen Königspalast befindet sich eine lebensgroße Statue, die den König Bupathindra Malla darstellt.
Nach diesen Eindrücken fahren wir nun noch einmal zur Stupa von Bodnath. Dieses ist für Gila, Dagmar und mich der zweite Besuch. In Weiß und Gold erstrahlt der Stupa von Bodnath weithin sichtbar im Kathmandu-Tal und ist seit Jahrhunderten ein wichtiges Zentrum der buddhistischen Pilger in Nepal.
Gegründet wurde der Stupa bereits im 5. Jahrhundert nach Christus und um die Gründung rankt sich eine interessante Legende. Der Legende zufolge wurde der Stupa von Bodnath von einer Geliebten des damaligen Königs errichtet. Dabei ging die Geliebte sehr geschickt vor: Sie bat um das Land, welches sie mit einer einzigen Kuhhaut abdecken kann. Extrem dünne Streifen sorgten für das Land, auf welchem heute der Stupa steht. Letztendlich wurde Bodnath dann von der Licchavi-Dynastie gegründet – ob die Geschichte mit der Geliebten stimmt, kann heute nicht mehr sicher gesagt werden, so wie es bei vielen Legenden der Region der Fall ist. Nachdem der Dalai Lama im Jahre 1959 aus seiner Heimat fliehen musste und sich in Bodnath hier versteckt hielt, ist dieser Stupa noch wichtiger für die religiösen Pilger geworden.
Aus dieser Zeit stammen auch die Klöster, welche um die Stupa von Bodnath erbaut wurden und bis heute gläubige Mönche beherbergt.
Eingerahmt von einem Häusermeer ist der Stupa von Bodnath vor allem für die Tibeter das heiligste Bauwerk ihrer Religion auf dem Boden Nepals. Der Stupa von Bodnath ist der größte Stupa des Landes. Buddhisten finden sich vor allem im Morgengrauen und zur Abenddämmerung bei dem Bauwerk ein, um es im Uhrzeigersinn zu umrunden und die in der Außenwand angebrachten Gebetsmühlen zu drehen.
Mit diesen Eindrücken endet unser Nepalabenteuer. Wir haben insgesamt 4 Wochen in diesem aufregenden Land genießen dürfen. Morgen geht es mit dem Flugzeug zurück in die Heimat. Es war ein großartiges Erlebnis in einer völlig fremdartigen Welt. Nepal hat so viel zu bieten, von atemberaubenden Landschaften bis hin zu einer reichen Kultur. Religionen existieren hier in Harmonie nebeneinander.
Wir sind vielen freundlichen Menschen begegnet und wir kehren mit wundervollen Erinnerungen - die uns noch lange beeinflussen und beschäftigen werden - zurück in unsere Welt. Aber…. vielleicht kommen wir ja noch einmal wieder - in das Land der hohen Berge und tiefen Schluchten wo man dem Himmel nah ist.