Unterwegs im Dachsteingebiet
Auf 10-tägiger Hüttentour rund um den Dachstein
1. Tag – 23.08.2011: Gosausee – Hofpürglhütte
Ausgangspunkt für unsere Hüttentour 2011 im Dachsteingebiet ist das Gasthaus am Gossausee. Die Wahl des Gasthauses als Basislager für unsere Hüttentour erweist sich als goldrichtig. Es ist eine sehr nette Unterkunft mit guter Küche und die erforderlichen Absprachen bezüglich der Zimmerbelegung verlaufen immer sehr unkompliziert. Das werden wir auf unserer Tour überhaupt in all unseren Unterkünften immer wieder aufs Neue ausprobieren, denn die Gruppe muss aufgrund gesundheitlicher Probleme dieses Jahr häufiger umdisponieren. Dieses Jahr starten wir unsere Tour, wie schon zuletzt in den Ötztalern, wieder zu Viert. Dieses Mal sind Gila, Heidrun, Dagmar und ich von der Partie. Damit sind wir fürs Erste vollzählig, denn David wird erst morgen auf Hofpürglhütte und Annette und Wolfgang dann ab dem 3. Tag am Guttenberghaus zu uns stoßen.
Seit Tagen schon ist das Wetter sehr schön und beständig. Die Temperaturen bewegen sich tagsüber meist über 30 Grad. Zum wandern eigentlich zu heiß. So fließen die ersten Schweißtropfen schon gleich zum Anfang der Tour. So sind wir ganz froh, dass unsere ersten 600 Höhenmeter Aufstieg zur Gablonzer Hütte über weite Strecken im schattenspendenden Bergwald verläuft. Keine Möglichkeit zur Erfrischung wird ausgelassen. Ein Brunnen am Weg bietet wunderbar kaltes Wasser.
Bei der Gablonzer Hütte auf 1.522 Höhenmetern angekommen gönnen wir uns, um die ausgeschwitzte Flüssigkeit wieder aufzufüllen, jeder einen halben Liter Schiwasser. Eine wohltuende Erfrischung. Nach kurzer Pause gehen wir weiter, denn die heutige Etappe ist für einen ersten Tag recht lang - und trödeln ist nicht drin.
Jetzt geht es noch einmal 80 Höhenmeter bergauf zum Törlegg. Von nun an werden wir weitestgehend ohne Schatten auskommen. Die Sonne brennt wirklich enorm. Walderdbeeren und Schwalbenwurzenzian sorgen für Farbtupfer am Wegesrand.
Aufgrund der der hochsommerlichen Temperaturen und dem noch ungewohnten schweren Rucksack kommen wir schnell zu dem Entschluss, den schwierigen Intersport-Klettersteig und damit die Überquerung des Donnerkogels, auszulassen und den Normalweg über den Austriaweg weiter zur Theodor-Körner-Hütte auf 1.454 Metern Höhe einzuschlagen. Den Donnerkogel haben Gila, Dagmar und ich zur Tourvorbereitung schon am Vortag bestiegen, so dass es uns nicht allzu wehtut, ihn heute auszulassen. Auch das volle Gepäck lässt uns den Weg etwas langsamer als gewohnt begehen. Die Blütenpracht ist wirklich überraschend abwechslungsreich.
Über den Austriaweg gelangen wir nach einer Weile zur Theodor-Körner Hütte und lassen es uns im Schatten bei selbstgebackenen Kuchen und Schiwasser oder Kaffee so richtig gut gehen, wohl wissend, dass wir heute noch ein gutes Stück Weg vor uns haben.
Weiter geht es nun in Richtung der Hofpürglhütte, unserem Ziel für den heutigen Tag. Nun wandern wir unterhalb der Bischofsmütze entlang. Die Große Bischofsmütze ist mit einer Höhe von 2.458 Metern der höchste Gipfel im Gosaukamm des Dachsteinmassivs. Dieses bekannte Wahrzeichen verlor bei einem massiven Bergsturz am 22. September 1993 einen 200 m hohen Pfeiler und damit sehr viel von seiner markanten Erscheinung. Seither kommt es immer wieder zu Nachstürzen, wie 1999 und 2001.
Nach einiger Zeit durch große, weiträumige Latschenfelder, hier steht die Luft, gelangen wir zur sogenannten Himmelsleiter die mit Holztritten und Drahtseilen gesichert über einige großen Stufen hinauf zur einer Scharte, dem s'Jöchl, führt. Weiter geht es wieder durch Latschenfelder. Die Hitze scheint hier förmlich zu stehen und die Luft flimmert über dieser kleinwüchsigen Kiefernart. Der Schweiß fließt in Strömen.
Nach ca. 6 Stunden Gehzeit in der brütenden Hitze erreichen wir die Hofpürglhütte. Sie ist eine Alpenvereinshütte des Österreichischen Alpenvereins 1.705 Meter Höhe südlich unterhalb der Bischofsmütze im Gosaukamm. Wir haben uns gerade unser Zimmer bezogen und nehmen unsere Getränke vor der Hütte zu uns, da trifft David ein, der aus gesundheitlichen Gründen erst heute zu uns stoßen kann. Für den morgigen Tag sind wir dann zu fünft unterwegs.
2. Tag – Hofpürglhütte - Dachsteinsüdwandhütte
Nach einer ruhigen Nacht im Lager, das wir für uns alleine hatten, und einem ausreichenden Frühstück machen wir uns in aller Ruhe für unsere Wanderung bereit. Heute begrüßt uns wieder strahlender Sonnenschein. Die Bischofsmütze liegt schon wieder im gleißenden Sonnenlicht.
Wir verlassen die Hütte gegen 7:30 Uhr. Unser Etappenziel für heute ist die Dachsteinsüdwandhütte. Wir gehen zunächst auf einem Teilstück des Linzersteigs und gelangen in der wunderbar klaren Morgenluft zu einem kleinen Hochmoor mit typischen Pflanzen wie zum Beispiel dem Wollgras.
Nach einiger Zeit kommen wir zu einem wirklich idyllischen Hoch-Tal, dem sogenannten Rinderfeld. Dieses paradiesische Plätzchen lädt zum verweilen ein – aber wir müssen weiter. Wir wollen die noch kühlen morgendlichen Stunden nutzen um ein wenig Strecke zu machen. Denn die Mittagshitze wird unangenehm werden. Ab dem Rinderfeld befinden wir uns mittlerweile auf dem Pernerweg nachdem der Linzer Steig links in Richtung Adamekhütte abgezweigt ist.
Die Sonne brennt schon wieder. Hier reift in mir der Gedanke, dass, wenn wir in den 10 Tagen unserer der kompletten Tour keine Regenhosen benötigen, ich sofort bei Ankunft am Gosausee ein Bad in den kalten Fluten nehmen werde. – Na, mal sehen, vielleicht klappt der Deal.
Es ist ein recht ordentlicher Aufstieg zur Sulzenschneid auf 1.990 Metern. In Serpentinen geht es stetig bergauf. Hier oben gibt es ein absolut schönes 360° Panorama. Allerdings sind hier schon relativ viele Leute und somit ist es recht unruhig. Also machen wir uns schon bald wieder auf den Weg. In der Ferne sehen wir das nächste Teilstück. Es ist ein langes Schotterfeld, das Rauhkar - uns graut schon ein wenig davor - da die Sonneneinstrahlung und die Reflexionen an eine Wüste erinnern. Die Temperaturen dürften entsprechend sein.
Der Weg quert nun das lange Rauhkar unterhalb des Windlegergrates und steigt dann stetig an bis zum „Tor“ auf 2.033 Meter. Der Untergrund gibt bei jedem Schritt ein wenig nach. Oben am „Tor“ angekommen sehen wir in der Ferne die Dachsteinsüdwandhütte. In steilen Serpentinen steigen wir über die Geröllhalde 100 Höhenmeter hinunter auf den Torboden. Nun führt der Weg unmittelbar am Fuße der Südwände vorbei, die uns 1.000 Meter hoch überragen.
Nur knapp eine halbe Stunde entfernt von der Hütte befinden sich die schwierigen Klettersteige Anna und Johann die Klettersteiggeher magisch anzuziehen scheinen. Unser Weg führt direkt unterhalb dieser Klettersteige und wir können die Kletterer in der Wand rufen hören und sie als kleine Punkte ausmachen. Die Dachsteinsüdwandhütte, die wir gegen 14:00 Uhr erreichen, ist eine privat geführte Alpenhütte in 1.871 Meter Höhe die direkt am Fuße der mächtigen Südwand des Dachsteins liegt. Sie ist aufgrund der leichten Erreichbarkeit ein beliebtes Ausflugsziel für Bergsteiger, Wanderer und Tagesgäste. Auch die Küche ist eher auf Tourismus eingestellt uns so gibt es für David und mich heute Abend Schnitzel mit Pommes Frites.
Noch während wir dem Sonnenuntergang zusehen, kommen Kletterer aus den Routen an der Hütte vorbei und machen sich noch auf den Weg zurück zum in der Nähe gelegenen Parkplatz der Liftstation. Wir genießen einen herrlichen Sonnenuntergang bei sehr angenehmen warmen Temperaturen auf der Hüttenterrasse – ein Umstand, der auf unseren Hüttentouren der letzten Jahre fast noch nie vorgekommen ist.
3. Tag – Dachsteinsüdwandhütte – Guttenberghaus
Heute beginnen wir unseren Weg gegen 7:00 Uhr in Richtung Guttenberghaus. Der klare Morgen verheißt uns wieder einen schönen sonnigen Tag. Konzentriert werden alle erforderlichen Vorbereitungen getroffen. Zunächst schlagen wir gleich hinter Hütte den unseren Weg ein und bleiben damit bis zur Hunderscharte hinauf im Schatten. Die Temperaturen sind noch recht frisch.
Über den gut sichtbar markierten Weg gewinnen wir in Serpentinen rasch an Höhe. Glockenblumen säumen unseren Weg. Die erste Seilbahn fährt mit Gästen hinauf zum Hunerkogel. Hier wurde vor einigen Jahren der Skywalk, eine Aussichtplattform mit garantiertem Adrenalinstoß, erbaut. Weit über den Grat hinaus ragt eine Stahlkonstruktion mit Glasboden deren begehen so manchem einiges an Mut abfordert.
Für uns geht es nun die letzten 200 Höhenmeter auf dem Hunerschartensteig hinauf zur Hunerscharte. Es handelt sich hier um einen leichten Klettersteig mit Schwierigkeiten im Grad A und B. Die Stahlseilsicherung ist durchgängig vorhanden. Das Klettersteigset legen wir jedoch noch nicht an da wir schon oft schwierigerer Passagen auch ohne Sicherungen begangen sind.
Auf den letzten Metern herrscht ein starker Wind, der uns schon fast die Scharte hinauf pustet.
Oben in der Scharte angekommen müssen wir uns erst einmal orientieren und gehen ein Stück hinauf zur Seilbahnstation und unterhalb an ihr vorbei in Richtung Gletscher. Unsere Frage im Vorwege der Planung der Tour, ob wir den Gletscher ohne Seil begehen können, erübrigt sich. Eine breite Spur von den Schneeraupen und den vielen Ausflüglern die mit der Bahn hochkommen, weist uns den Weg hinüber zum Gjaidstein.
Nach unserem kurzen Weg über den Schladminger Gletscher, erklimmen wir die Felsen des Gjaidsteins. Hier beginnt nun ein leichter Klettersteig mit den Schwierigkeitsbewertungen A bis B über den kleinen Gjaidstein hinüber zum Hohen Gjaidstein. Eine Sicherung halten wir nicht für notwendig und so bleiben Klettersteigset und Helm wieder im Rucksack. Nach ca. einer Stunde Weg stehen wir in einer Höhe von 2.792 Metern am Gipfelkreuz des Hohen Gjaidsteins und genießen im starken Wind den Blick auf den Hallstätter Gletscher mit dem Hohen Dachstein und auf der anderen Seite auf das große Karstgebiet, das wir in den nächsten Tagen durchqueren werden.
Die Erstbesteigung des Hohen Dachsteins erfolgte 1834. Die erste Kletterroute durch die Südwand des Hohen Dachstein begingen die beiden Ramsauer Brüder Steiner. Der Weg wurde damals als Himmelsleiter der Steiner-Buam bezeichnet und ist heute noch als Steinerweg eine beliebte Kletterroute.
Wir machen uns nun über die Aufstiegsroute wieder auf den Rückweg. Der weitere Weg führt nun über grobes Blockwerk. Es ist ein beschwerliches Gehen und jeder Schritt will konzentriert gesetzt werden. Es handelt sich hier um die Abfahrthänge eines Schigebiets. Wir Gerippe weise die verwaisten Liftanlagen uns nun den Weg. Der Weg ist aufgrund des stetig nachrutschenden Gesteins sehr schlecht oder gar nicht markiert und wir müssen uns den Weg oft völlig neu suchen.
Am Ende des Schigebiets beginnt nun das große Karstgebiet, das wir vom Gipfel des Hohen Gjaidsteins ja schon ausmachen konnten. Der Weg zieht sich ziemlich und die sehr hohen Temperaturen machen uns in diesem Gelände zu schaffen. Wir müssen mit dem Trinkwasser haushalten denn eine Auffüllstation gibt es hier weit und breit nicht.
Hinter einer Kehre taucht plötzlich unser Ziel, das Guttenberghaus auf. Um 16:15 Uhr erreichen wir das Ziel unserer heutigen Etappe. Das Guttenberghaus ist eine Alpenvereinshütte des Österreichischen Alpenvereins in 2.146 Meter Höhe. Wir werden hier mit einem besonderen Schmankerl überrascht. Im Moment gibt es hier die Nepal-Tage. Es werden traditionelle nepalesische Gerichte angeboten und abends werden Dia-Vorträge über Reisen zum Himalaya gehalten.
4. Tag – Guttenberghaus
Laut Wetterbericht ist eine kurze aber heftige Schlechtwetterfront im Anmarsch. Angekündigt ist starker Regen bzw. in der Höhe Schnee – in Kombination mit starkem Wind.
Etwas zu spät, wir wollen noch auf Annette warten die es gestern nicht mehr geschafft hat zur Hütte aufzusteigen und daher im Auto geschlafen hat, machen wir uns auf in Richtung Ramsauer Klettersteig oder eventuell auch die Scheichenspitze. Aus beidem wird nichts, denn der Wind ist einfach schon zu stark. Heftige Böen und die drohenden dunklen Wolken verhindern unsere Pläne. So machen wir nur eine kleine Wanderung um den Eselstein herum. Einige Gruppenmitglieder besteigen noch den Sinabel mit einer Höhe von 2.340 Metern
Gegen Mittag zeiht die Kaltfront herein und bringt 6 cm Neuschnee. Wir verbringen einen langen Nachmittag bei Tee, Kaffee und Kuchen. Am späten Nachmittag reißt die Wolkendecke in beeindruckenden Wolkenspielen auf und bietet phantastische Aussichten auf die nun schneebedeckten Schladminger Tauern.
Am Abend erleben wir im Rahmen der „Nepal-Woche“ einen sehr persönlichen und interessanten Dia-Vortrag zu einer 7.000er Besteigung im Himalaya.
5. Tag – Guttenberghaus - Gjaidalm
Der Morgen begrüßt uns mit einer tollen Landschaft. Leichter Schneebelag verziert die Gipfel. Gegen 8:30 Uhr treffen wir uns vor der Hütte und machen uns auf den Weg hinüber zur Gjaidalm. So richtig können wir das Wetter noch nicht einschätzen. Aber die Prognose des Wetterberichts ist doch recht gut. Noch im Schnee mit schlecht erkennbarem Weg steigen wir zur Feisterscharte auf und wenden uns in Richtung Norden.
Die Bewölkung lässt immer mehr nach und es dauert gar nicht lange und wir wandern wieder unter einem blauen wolkenlosen Himmel mit hellem Sonnenschein. Es geht nun über das weite Karstgebiet das wir schon vom Hohen Gjaidstein aus gesehen haben. Der Weg ist leicht vom Schnee bedeckt und die Markierungen sind nicht immer leicht auszumachen. Wir orientieren uns an den Stangen die die Skiroute anzeigen. Diese sind immer schon auf einiger Entfernung zu sehen. Zwischen weiträumigen Latschenfeldern führt unser Weg.
Nun ist es doch wieder ein vom Wetter verwöhnter Tag geworden. Die Temperaturen sind wieder wunderbar warm. Der Schnee schmilzt schon wieder in der Sonne und es wird klar, dass die weiße Pracht schnell wieder vergehen wird. Nach ca. 4,5 Stunden erreichen wie die Gjaidalm auf 1.739 Metern. Wir werden sehr herzlich begrüßt und wir sind für heute Nacht die einzigen Übernachtungsgäste.
Dagmar, David und ich machen uns nach einer kurzen Pause noch auf den Weg zum Hohen Krippenstein. Der Hohe Krippenstein hat eine Höhe von 2.105 Metern und ein schöner Aussichtsberg. Leider ist er vom Tal aus mit der Seilbahn zu erreichen und somit ist hier oben sehr viel los – aber die Berge sind ja für alle da. Hier scheint ein idealer Startplatz für Paraglider zu sein, die sich von den Winden getragen hinab zum Hallstätter See gleiten lassen. Ein faszinierender Sport der zum Nachahmen einlädt. Wir aber gehen noch ein Stück in Richtung der Five-Fingers, einer Aussichtplattform, die mit schönen Blicken auf den Hallstätter See aufwartet. Die Aussichtsplattform wurde aufgrund ihrer handähnlichen Form benannt und ist kostenlos zugänglich. Die „Finger“ sind rund 4 Meter lang und wurden über einem Abgrund von rund 400 m Tiefe errichtet. Hier haben auch bergsteigerisch weniger geübte die Möglichkeit oberhalb der schroffen Felsabstürze ein klein wenig Herzklopfen zu bekommen.
Am Abend, so gegen 19:00 Uhr gibt es in der Gjaidalm ein tolles und überreichliches Abendbüfett mit Schnitzel, Pommes Frites, Salat und Apfelstrudel als Nachtisch. Und das für unsere Gruppe allein. Wir fühlen uns wie im Schlaraffenland.
6. Tag – Gjaidalm - Simonyhütte
Für heute steht der Übergang zur Simonyhütte an. Es erwartet uns wieder ein Tag mit viel Sonnenschein. Im frühen Morgenlicht treffen wir unsere Vorbereitungen. Wir verabschieden uns um 7:20 Uhr von der Gjaidalm und gehen über den Wasweg in Richtung des Hohen Gjaidsteins.
Die Simonyhütte ist eine Alpenvereinshütte des Österreichischen Alpenvereins in 2.205 Meter Höhe, knapp unterhalb des Hallstätter Gletschers am Fuß des Hohen Dachsteins. Sie dient als Ausgangspunkt für viele Dachsteinbesteigungen und als Ausbildungsstützpunkt für den DAV-Summit-Club. Die Hütte wurde nach Friedrich Simony, dem die erste Winterbesteigung des Hohen Dachstein gelang, benannt.
Wunderschöne Alpenpflanzen stehen für uns Spalier und das Auge kann sich gar nicht satt sehen an der Formen- und Farbenvielfalt.
In leichter Kletterei geht es nun voran zu unserem ersten Etappenziel für heute. Es ist die Besteigung des Taubenkogels auf 2.301 Metern Höhe. Von hier hat man einen herrlichen Blick auf die Eisseen und dem Hallstätter Gletscher mit dem Hohen Dachstein als Krönung. Nach einer ausgiebigen Pause wandern wir nun weiter hinüber in Richtung Hoher Gjaidstein. Hier oben erstreckt sich ein weiträumiges Hochplateau und die Aussicht ist zu allen Seiten bemerkenswert. Eine Gruppe Steinböcken wird von uns sichtlich überrascht. Hier oben verirren sich anscheinend nur wenige Wanderer.
Nach 5 Stunden reiner Gehzeit erreichen wir gegen 15:30 Uhr die Simonyhütte und stellen fest, dass der Verpflegungsstandard vom Vorabend hier nicht erreicht wird. Da die Hubschrauberversorgung anscheinend mehrere Tage Verzug hat, müssen wir essen was übrig ist – und das ist denkbar wenig – die Auswahl ist auf ein Minimum reduziert. Die schon magere Speisekarte hat sich auf zwei, drei Gerichte reduziert. Seltsamerweise wechseln diese aber im Laufe des Tages. Die Logistik schein hier leider ein Problem darzustellen.
7. Tag - Simonyhütte
Heute haben wir einen Verbleibtag auf der Simonyhütte. Wir haben uns vorgenommen ein paar Klettersteige am nahegelegenen Schöberl zu gehen. Um 8:30 Uhr treffen wir unsere Vorbereitungen vor der Hütte. Es ist ziemlich neblig, als wir uns auf den Weg in Richtung Schöberl machen.
Es dauert ein wenig bis wir bei diesen schwierigen Sichtverhältnissen den Einstieg gefunden haben aber nach einigem Suchen finden wir ihn dann doch. So legen wir unser Klettersteiggeschirr und Helm an und steigen in unseren ersten Klettersteig am heutigen Tag ein. Es ist der Klettersteig mit der Bezeichnung „Moni“ und weist Schwierigkeiten bis B und C auf. Beim Einstieg teilen wir uns in zwei Gruppen a drei Personen auf. Gila, David und Heidrun bilden eine Gruppe und Annette, Dagmar und ich die Zweite.
Die Sicht lässt zu wünschen übrig aber zum Klettern benötigt man diese ja nicht unbedingt. Schöne Kletterpassagen die mit Konzentration gegangen werden erwarten uns. Oben auf dem Schöberl treffen wir eine Gruppe des DAV-Summit-Klubs die zu Ausbildungszwecken hier hinauf gestiegen ist. Nun geht es über den Rücken des Schöberl wieder hinunter zum Fuß des Berges.
Der Einstieg zum zweiten Klettersteig liegt gar nicht weit, so dass wir diesen dann auch gleich in Angriff nehmen. Es handelt sich um den sogenannten Steinbock-Steig mit Schwierigkeiten bis C und teilweise sogar D. Dieser Steig ist schon etwas schwieriger – aber konzentriert gewinnen wir Meter um Meter. Der Steinbocksteig ist ein sehr interessanter Steig mit teilweise sehr ausgesetzten Stellen.
Nachmittags wandern wir eine Stunde hinunter zum Wiesberghaus und bitten das verdutzte Personal um auf erst einmal um heiße Schokolade, Kaffee und Kuchen. Anscheinend hat hier bei diesem Wetter niemand mit Gästen gerechnet. Nach dieser Stärkung machen wir uns wieder auf den Heimweg zur Simonyhütte und genießen nun doch einige Sonnenstrahlen, die von den Wolken freigegeben werden. Das Abendessen fällt heute eher wieder spärlicher aus. Aber morgen soll der Versorgungshubschrauber kommen. Aber da sind wir ja schon wieder auf dem Weg. Zum späten Nachmittag hin reißen die Wolken doch noch etwas auf und wir genießen die schöne Stimmung vor der Hütte.
8. Tag – Simonyhütte- Adamekhütte
Wieder ist es ein wunderschöner klarer Morgen. Heute steht der Übergang zur Adamekhütte an. Die Adamekhütte ist eine Alpenvereinshütte des österreichischen Alpenvereins in 2.196 Meter Höhe, unterhalb des Gosaugletschers und damit direkt am Fuße des Hohen Dachstein.
Gegen 8:15 Uhr bereiten wir uns vor der Hütte vor und machen uns auf den Weg. Plötzlich hören wir Motorengeräusch. Der angekündigte Versorgungshubschrauber taucht in der Ferne auf. Na super, der hätte auch zwei Tage vorher kommen können. Aber umkehren um vernünftig zu speisen werden wir nun nicht mehr.
Über große Steinplatten führt nun unser Weg. Auf diesen Platten, die aus dem ehemaligen Meeresboden bestehen, kann man wunderbar auf Reibung gehen und wir kommen zügig voran. Hier sehen wir erste große Ansammlungen von versteinerten Fossilien, die uns in diesem Gebiet noch häufiger begegnen werden.
Nach kurzem Aufstieg erreichen wir den Hohen Trog auf 2.354 Metern Höhe um dann auch gleich wieder hinab in Richtung Hoßkogel abzusteigen. Wohin man auch sieht, überall finden wir nun Megalodonten, versteinerte Zeugnisse längst vergangener Zeiten. Die bekanntesten Vertreter dieser Gruppe sind die sogenannten Hirsch- oder Kuhtrittmuscheln aus der Trias, die heute als Fossilien wir hier im Dachsteinkalk und ähnlichen Gesteinen der nördlichen Kalkalpen zu finden sind.
Immer unterhalb des Hoßkogels bewegen wir uns mit leichter Kletterei in Richtung Hoßwandscharte. Es ist ein spannender Weg mit interessanten Ausblicken. An der Hoßwandscharte zweigen wir vom Weg ab und steigen auf die 2.247 Meter hohe Hohe Hoßwand. Von hier haben wir einen wunderschönen Blick auf den Gosaukamm mit der Bischofsmütze und auf die Gosauseen. Unser Weg führt nun weiter über große Steinplatten. Bei schlechten Sichtverhältnissen hat man hier sicher Schwierigkeiten sich zu orientieren. Aber für uns ist es heute eine Genusstour. Der Untergrund ist fest und griffig und so kommen wir recht zügig voran.
Bis zur sogenannten G'schlößkirche führt unser Weg das Kar hinunter. Hier machen wir ein wenig Rast und zweigen dann auf den Weg zu Adamekhütte ab. Leicht ansteigend erreichen wir nach kurzer Zeit dann nach 5½ Stunden die Hütte. Sie ist der „Zentralbahnhof“ des Dachstein, da hier viele Wege kreuzen.
Aufgrund der großen Höhenlage ist die Adamekhütte jedoch kein Ziel von Tageswanderern, sondern vielmehr ein bedeutender Stützpunkt für Bergsteiger, die von hier aus größere Berg-, Gletscher-, und Klettertouren am Dachstein unternehmen können. An dieser recht modernen Hütte genießen wir am Abend wieder einen wunderschönen Sonnuntergang. Heute ist es durch die Nähe zum großen Gosaugletscher jedoch merklich kühler und schon bald wechseln wir in die warme Gaststube.
9. Tag – Adamekhütte- Hofpürglhütte
Der heutige Morgen hält eine besondere Überraschung für uns bereit. Steinböcke halten ihre Morgenmahlzeit auf diesem kargen Boden. Im frühen Morgenlicht bereiten wir uns auf die letzte Tour zu siebent vor. Annette, David und Wolfgang haben beschlossen, die Tour bis zur Hofpürglhütte zu gehen und dann in das Tal abzusteigen. Aber noch einmal werden wir für ca. fünf Stunden gemeinsam beginnend am Gletscherschliff des zurückgewichenen Gosaugletschers in Richtung Hofpürglhütte wandern. Wir verlassen die Adamekhütte gegen 7:50 Uhr.
Über den Linzer Weg passieren wir wieder viele Stellen mit Versteinerungen. Teilweise liegen die Fossilien hier in mehrere Meter dicken Schichten. Über seilversicherte Kletterpassagen geht es nun weiter. Eine Etappe die so richtig Spaß macht. Zwischen den Felsen erblicken wir den Gosausee - unser Tourenziel für den nächsten Tag. Im Schatten der uns umgebenden Berge bläst uns ein heftiger und kalter Wind entgegen. Eine Gams springt in atemberaubender Geschwindigkeit über die Felsen. Faszinierend mit welcher Sicherheit diese Tiere unterwegs sind und ihren Tritt in diesem nachrutschenden Gestein finden. Über weitere Kletterstellen gelangen wir nun hinauf zum Kesselegg. Hier legen wir eine etwas längere Pause ein. Auf dem Reißgangkogel haben wir noch einmal einen wunderbaren Blick auf den hinteren Gosausee bevor wir über den Grat auf die andere Seite des Kamms wechseln.
Nun folgt der Abstieg über Fels und Schotter hinab zum Rinderfeld, dass wir ja schon vom zweiten Tag unserer Tour her kennen.
Bei Ankunft an der Hofpürglhütte heißt es nun nach einer kleinen Stärkung mit Cappuccino, Kaffee, Apfelstrudel und Marillenbrand Abschied nehmen. Annette, David und Wolfgang verlassen uns heute wie angekündigt und steigen in das Tal hinab. Wir Anderen haben noch Zeit und verbringen einen netten Abend auf der gastlichen Hütte. Morgen beginnt dann auch für uns die letzte Etappe hinunter zum Gasthaus am Gosausee, wo wir unsere 10-zägige Tour ja begonnen haben.
10. Tag – Hofpürglhütte - Gasthaus am Gosausee
Auch der heutige Tag verspricht wieder gutes Wanderwetter. Schwer liegt noch der Morgendunst in den Tälern. Wir beginnen gegen 8:30 Uhr unsere letzte Etappe der Dachstein-Acht genau wie zu Beginn der Tour zu viert.
Zunächst geht es auf schon bekannten Weg in Richtung Kesselwand. Nach einer halben Stunde zweigt der Weg in Richtung Steiglpass ab. Der Steigelpass liegt in einer Höhe von 2.012 Metern und es geht recht steil bergan.
Während wir stetig an Höhe gewinnen haben wir einen freien Blick auf die Bischofmütze mit ihrem markanten Felssturz. Der Abbruch wirkt eine offene Wunde die dem Berg zugefügt wurde. Als wir den Steiglpass um 9:35 Uhr erreichen reift der Gedanke, auch noch den Steiglkogel mit seinen 2.293 Metern Höhe zu besteigen. Wir sind sehr gut in der Zeit und das Wetter macht uns auch keine Sorgen. Also werden die noch fehlenden 280 Höhenmeter in Angriff genommen.
Der Weg stellt sich schwieriger heraus als erwartet. Durch das ständig nachrutschende Gestein ist stete Vorsicht geboten. Die Überlegung, in dieser Rinne einen Helm zu tragen ist gar nicht so verkehrt. An einem Grat lassen wir die Rucksäcke zurück und erklimmen die letzten Meter in leichter Kletterei den Gipfel.
Am Gipfel des Steiglkogels genießen wir die Blicke auf Abschnitte des Weges der Vortage bevor wir wieder zu unseren Rucksäcken hinabsteigen. Nun geht es auf dem letzten Wegabschnitt, dem langen Steiglweg, immer stetig gemäßigt bergab bis hinunter zum Gosausee. Der Abstieg zum See führt über bewaldete Hänge und nun nach 5½ Stunden Weg, haben wir Gelegenheit unser Versprechen einzulösen. Da wir auf der gesamten Tour nicht einmal die Regenhosen anziehen mussten, stehen wir zu unserem Wort und es geht direkt zu einem Bad hinein in den kalten Bergsee. Danach schmecken der Cappuccino und der Germknödel noch einmal so gut und wir lassen es uns so richtig gut gehen.
Wir genießen den Abend bei gutem Essen und netten Gesprächen bevor wir uns am nächsten Tag in Richtung Norden auf den Heimweg machen. Wir hatten eine abwechslungsreiche und anspruchsvolle Bergtour bei schönsten und stabilen Wetter. Wir danken dem Gasthaus Gosausee für die gute Beherbergung sowie den geduldigen Umbuchungen der Unterkünfte. Und, es ist kaum zu glauben – aber zum Schluss gibt es nun doch noch Regen. Was für ein Timing auf unserer Dachstein-Acht.