Hüttentour im Sellrain
Eine 8-tägige Hüttentour im Sellrain und den Stubaier Alpen.
Freitag 29.08.2014: Aufstieg zum Westfalenhaus
Am Vorabend zu unserer gemeinsamen Tour trifft sich der Holzmanntrupp in einem Sellrainer Seitental beim Gasthof Praxmar. Dieses Jahr wollen wir die sogenannte Sellrainer Hüttenrunde erwandern – wenn auch mit einigen Abweichungen von der Originalroute. So ist die Inntalschlaufe mit vorgesehen.
Wir starten gegen 09:30 Uhr zu viert. Annette, Gila, Dagmar und ich werden die nächsten 8 Tage gemeinsam verbringen.
Das Alpenwetter ließ dieses Jahr bisher sehr zu wünschen übrig und die Wetterprognosen für unsere Tourenwoche sind sehr uneinheitlich. Hoffen lässt uns aber der Wetterbericht des Deutschen Alpenvereins, der für die nächsten Tage ein Azorenhoch und damit stabiles gutes Wetter prognostiziert. Von der Feuchtigkeit der letzten Tage und Wochen haben offenbar die Pilze profitiert. Wir erleben heute und auch in den folgenden Tagen einen Artenreichtum und eine Farbvielfalt an Pilzen wie sie bisher noch keiner von uns erlebt hat. Immer an einem Berghang entlang führt unser Weg durch einen Wald mit interessantem Baumbewuchs. Die Flechten weisen auf gute, saubere Luft hin.
Wir legen ein gemütliches Tempo an den Tag, ist doch der Aufstieg zum Westfalenhaus relativ kurz und überschaubar und das sonnige Wetter soll heute ja noch anhalten. Ein satter, angenehmer Harzgeruch der Nadelbäume liegt in der Luft und lädt zum Durchatmen ein. Die Vegetation ist in dieser Höhe schon relativ weit vorangeschritten. Über Wiesen mit blühender Heide und kleinwüchsigen Sträuchern mit roten und blauen Beeren führt unser Weg.
Immer wieder schweift unser Blick auf den Lüsenser Fernerkogel der den malerischen Abschluss des Lüsenstal bildet. Dieser Talabschluss gehört mit Sicherheit zu einem der Schönsten in den Ostalpen.
Nun sind wir im Seitental zum Westfalenhaus wo sich unser Weg mit dem aus Lüsens trifft. Am Wegesrand erkennen wir einige bunte Farbtupfer. hier zum Beispiel Exemplare der Silberdistel. In der Ferne erkennen wir schon unser Ziel - das Westfalenhaus.
Der Himmel bedeckt sich nun langsam immer mehr - trotz anders lautender Wetterprognose. Eigentlich sollte die Wettereintrübung erst später eintreffen. Gegen 12:40 Uhr erreichen wir die Hütte. Vor der Hütte steht eine kleine Kapelle.
Nach einer Pause und Stärkung mit Kaffee und Kuchen wandern wir noch ein Stück in Richtung Münsterhöhe und Schöntalspitze. Aber schon bald fängt es an zu regnen und so genießen wir den Nachmittag und den anschließenden Abend auf der Hütte.
Samstag 30.08.2014: Westfalenhaus – Schweinfurter Hütte
Der nächste Morgen erwartet uns mit Regen. Schwer legen sich die Wolken auf die Landschaft und verhüllen die Berge. Anscheinend verspätet sich das Azorenhoch noch ein wenig. Schwerfällig und gliedersteif ob der nicht gerade sommerlichen Temperaturen kommen die Wanderer aus der Hütte und bereiten sich bei einem Becher Kaffee und Brot auf die nächste Tagesetappe vor.
Auch wir packen unsere Sachen und verlassen gegen 8:00 Uhr die Hütte in Richtung Winnebachseehütte und unserem heutigen Etappenziel, der Schweinfurter Hütte. Die deutlichen Markierungen sind trotz des nebligen Wetters gut zu erkennen und wir finden unseren Weg sicher.
Ein ständiges Umziehen ist bei diesem wechselhaften Wetter angesagt. Mal ist die Jacke an und mal nicht. Über grobes Blockwerk geht es stetig bergaufwärts. Trittsicherheit ist hier schon erforderlich. Einige Seilversicherungen erleichtern das letzte Stück zum Joch hinauf.
Jetzt noch ein paar Schritte und wir erreichen gegen 10:00 Uhr das Winnebachjoch auf 2.780 Metern Höhe. Eine längere Pause bietet sich bei diesen ungemütlichen Bedingungen nicht an und so gehen wir schon bald weiter. Heute geht Dagmar voran und gibt das gleichmäßige Tempo vor. Einige Wanderer kommen uns in der entgegengesetzten Richtung entgegen. Ihr Ziel ist unser Ausgangspunkt, das Westfalenhaus.
Bald erkennen wir im Dunst die Winnebachseehütte Eine Einkehr haben wir hier von vornherein nicht eingeplant, denn die Zeit ist heute knapp bemessen, da die Tour recht lang ist. Eine kurze Rast – ein Müsliriegel, etwas Brot und ein paar Schlucke aus der Wasserflasche müssen reichen.
Dann schlagen wir den Weg nach rechts ein, dem Zwieselbachjoch entgegen. Wir erreichen das Zwieselbachjoch in 2.855 Metern Höher gegen 13:20 Uhr und haben wenig später - durch den Dunst hindurch - Blick auf den Zwieselbachferner. War bis vor ein paar Jahren hier noch eine Gletscherquerung erforderlich, so ist heute der Gletscher nur noch in Fragmenten vorhanden und man gelangt eisfrei an seinem Rand hinab.
Am Ende eines Geröllabhangs erwartet uns eine besondere Überraschung - eine Gams mit ihrem Kitz labt sich an der kargen Vegetation. Das Muttertier beobachtet unsere Aktivitäten ganz genau. Dabei haben die Beiden von uns nun gar nichts zu befürchten.
Der Weg aus dem Zwieselbachtal heraus ist ca. 8 km lang und so dauert es eine Weile ehe wir die Hütte erreichen werden. Vorbei an dem Zwieselbach der vom Gletscher und weiteren Zuflüssen gespeist wird, führt unser Weg. Noch eine kleine Anhöhe hinauf und wir befinden uns auf einer Weidestelle der nahe gelegenen Zwieselbacher Sennhütte. Von hier führt nun ein Fahrweg mit gemäßigtem Gefälle in Richtung Schweinfurter Hütte die wir in der Ferne auch schon erkennen können.
Wir erreichen die Schweinfurter Hütte auf 2.040 Metern Höhe gegen halb fünf und werden von der freundlichen Hüttenwirtin begrüßt und in unser Lager geführt. Wir beziehen ein gemütliches 4-Bettlager. Die Auswahl der Speisen zum Abendessen ist – wie auf fast allen Hütten unserer Tour – relativ gering aber in einer sehr guten Qualität. Das Hüttenpersonal ist durchweg freundlich und hilfsbereit.
Sonntag 31.08.2013: Schweinfurter Hütte - Verbleibtag
Heute haben wir einen Verbleibtag. Gegen 08:40 Uhr beginnen wir den Abmarsch noch bei recht kühlen Temperaturen. Aufgrund des Wettereinbruchs haben wir für heute eine kleinere Tour hinauf zum Gleirscher Roßkogel mit seiner Höhe von 2.994 Metern Höhe geplant. Je nach Wetter können wir die Tour ja noch erweitern oder gegebenenfalls auch verkürzen.
Wenige Meter hinter der Schweinfurter Hütte befindet sich eine regelrechte Murmeltierburg. Keck beobachten uns die kleinen Kerle, wohlwissend, dass wir langsamen Menschen sie ja doch nicht erreichen können – aber das wollen wir ja auch gar nicht.
Es herrscht ein steter Wechsel zwischen Regen, Niesel und Wolken. Unser Tempo ist eher gemächlich und so verbleibt genug Zeit zum fotografieren und filmen oder auch um sich mittels der Karte Orientierung zu verschaffen.
Schwer liegen die Nebel und Wolken im Tal – aber es dauert nicht lange, da werden wir auch schon von ihnen eingeholt und es fängt schon wieder an zu regnen. Das Azorenhoch stellt unsere Geduld nun doch etwas auf die Probe. Unser 1. Ziel, das Gleirschjöchel erreichen wir gegen 11:20 Uhr. Hier oben am Gleirschjöchel ist es richtig ungemütlich, so dass wir nach kurzer gemeinsamer Beratung auf den Aufstieg zum Gleirscher Rosskogel verzichten und uns auf den Rückweg zur Hütte machen.
Starker Regen lässt uns ein wenig schneller gehen, so dass wir die Hütte nun schon am frühen Nachmittag erreichen und es uns bei Cappuccino und Kaiserschmarren gut gehen lassen. Am Abend macht Dagmar die Entdeckung, dass sich die Sohle Ihres Bergstiefels ablöst. An eine schnelle Reparatur mit Kleber ist nicht zu denken und so beschließt sie, am nächsten Tag abzusteigen und sich in einem der Talorte neue Bergstiefel zu kaufen. Anschließend will sie dann mit uns auf der Bielefelder Hütte wieder zusammen kommen. Für den morgigen Abstieg muss aber erst einmal eine Notreparatur mit Tape reichen.
Montag 01.09.2013: Schweinfurter Hütte – Ötz - Bielefelder Hütte
Die gestern von uns gewagte Wetterprognose bewahrheitet sich. Als wir die Vorhänge zurückziehen, stellen wir fest, dass es tatsächlich leicht schneit. Was ist denn nun mit dem Azorenhoch? Über Nacht ist die Schneefallgrenze auf 2.000 Meter gesunken. Dieser Tatbestand lässt uns unseren Plan ändern – denn eine Überschreitung der Hochreichscharte auf 2.912 Metern Höhe bei Schneetiefen von 20 cm ist wird bei diesen Bedingungen zu einem eher waghalsigen Unternehmen – zumal diese Etappe dich technisch anspruchsvollste der gesamten Runde sein soll.
Also machen wir uns um 08:00 Uhr auf den Weg in Richtung Niederthai um von dort mit dem Bus nach Umhausen und dann nach Ötz fahren. Von Ötz aus wollen wir dann wieder in unsere Tour einsteigen und zur Bielefelder Hütte, unserem nächsten Etappenziel, aufsteigen. Der Vorteil dieses Wetters ist der, dass wir nun zusammen mit Dagmar absteigen und uns nicht trennen müssen.
Auf einer Fahrstraße entlang des Hörlachbachs steigen wir ca. 500 Höhenmeter bei stetem Wechsel von Regen, Niesel und trockenen Passagen hinab ins Tal. In Niederthai fahren wir vorerst mit einem Kleinbus hinunter nach Umhausen und dann weiter nach Ötz.
Nach geglückter Busfahrt und Dagmars erfolgreichem Schuhkauf in Umhausen machen wir uns von Ötz aus an den ca. 1350 Meter hohen Aufstieg – der Bielefelder Hütte entgegen. Zum Glück hat während der langen Busfahrt der Regen aufgehört und wir können ohne unsere Regenjacken vom Ortskern aus den Aufstieg beginnen. Der Weg ist recht weit – aber wir haben ja auch genug Zeit. Die schweren Wolken verheißen für morgen keine Wetterverbesserung.
Die feuchte regenreiche Witterung der vergangenen Tage und Wochen hat zu einer regelrechten Pilzexplosion geführt. Wieder sehen wir Unmengen an Pilzen in einer unbeschreiblichen Vielfalt an Größen, Farben und Formen. In vielen Serpentinen gewinnen wir schnell an Höhe. Der dichte Wald mit der feuchten dunstigen Luft und den Flechten behafteten Bäumen versetzt uns in Gedanken in einen Märchenwald. Unser Weg führt über die Acherberg-Sennhütte, wo er einen scharfen Knick macht und über einen schmalen Pfad in Richtung Bielefelder Hütte führt.
Gegen 17:00 Uhr erreichen wir endlich unser Ziel und werden von Daniel, dem Koch der Hütte begrüßt. Er ist über unser Kommen eher überrascht, da das Wetter ja nicht mitspielt und ca. 85% der angemeldeten Gäste bei Nichterscheinen nicht absagen, wie wir im Laufe des Abends erfahren. So wird dann auch erst mit unserem Erscheinen im Zimmerlager geheizt.
Die Bielefelder Hütte – eigentlich Neue Bielefelder Hütte - wurde für die im Jahr 1951 durch eine Lawine zerstörte Bielefelder Hütte als Ersatz aufgebaut. Die Reste der alten Hütte wurden somit zur Alten Bielefelder Hütte, deren Fundamente auch heute noch zu sehen sind. Die Hütte ist im Sommer eher ein Anlaufpunkt für Tagesgäste und wirft dank der in der Nähe liegenden Liftanlagen in den Wintermonaten den Hauptumsatz ab.
Wir sind heute Abend die einzigen Gäste und werden von Daniel bestens mit Essen, Getränken und Lebensgeschichten versorgt. Es wird ein sehr gemütlicher Abend und die wohlige Wärme des Kaminofens in der Gaststube lässt uns so richtig entspannen.
Dienstag 03.09.2013: Verbleibtag auf der Bielefelder Hütte
Da wir heute Nacht die einzigen Gäste waren war die Hütte wunderbar ruhig. So ruhig, dass Daniel verschlafen hat. Aber was soll's – wir haben Zeit und nutzen sie für die ersten Fotos dieses Tages. Wir haben einen Verbleibtag auf der Bielefelder Hütte und wir starten heute mit leichtem Tagesgepäck. Unser Ziel für den heutigen Tag war ursprünglich der Ötzer Hausberg, der Acherkogel. Aber aufgrund der vorherrschenden Wetterbedingungen – von Wegen Azorenhoch - wird dieser Berg weiterhin auf unserer Summit-Liste offen bleiben. Stattdessen machen wir eine kleinere Runde in Richtung Wetterkreuzkogel auf 2.591 Metern Höhe.
Die Bedingungen sind wirklich alles andere als gut. So fängt es schon nach kurzer Zeit wieder an zu schneien und die Sicht ist eigentlich gar keine. Zum Teil ist der Wind recht heftig und kühlt uns ziemlich aus. So ziehen wir schon nach kurzer Wegstrecke unsere warme Kleidung an. Die Wegmarkierungen sind zum Glück weitestgehend gut zu sehen. Über gesicherte Wegabschnitte geht es zügig hinauf. Vorsicht ist aber allemal geboten zumal der Schnee die Steine sehr rutschig macht. Wir müssen schon konzentriert darauf achten, wo wir jeweils den nächsten Schritt hinsetzen. Souverän führt Gila die Gruppe Schritt für Schritt dem Gipfel entgegen.
Gegen 13:00 Uhr erreichen wir den Wetterkreuzkogel und machen eine kurze Rast. Diese winterlichen Bedingungen laden nicht gerade zu längerem Verweilen ein. Aber das Azorenhoch steht ja praktisch vor der Tür!
Als wir am Nachmittag gegen 14:30 Uhr wieder an der Hütte ankommen, werden wir schon von Heidrun, einem Mitglied der Holzmanntruppe, die auch in diesem Gebiet Urlaub macht, erwartet. Was für eine Riesenüberraschung. Heidrun konnte aufgrund konditioneller Probleme in diesem Jahr nicht an der gemeinsamen Bergtour teilnehmen verbringt aber einige Tage im Sellraintal. Naja – vielleicht gelingt es ja im nächsten Jahr wieder.
Mittwoch 04.09.2013: Bielefelder Hütte – Peter-Anich-Hütte
Gegen 8:00 Uhr verabschieden wir uns von Heidrun, Daniel und der Bielefelder Hütte. Der heutige Tag verspricht besseres Wetter. Das können wir auch gut gebrauchen, ist doch diese Etappe eine 9-Stundentour mit 1.200 Metern Auf-, 1.400 Metern Abstieg und einer Länge von gut 23 Kilometern. Zu Anfang führt der Weg durch das Ötztaler Skigebiet in dem in den Sommermonaten eine rege Bautätigkeit herrscht. In diesem Jahr wird ein großer Wasserspeicher für die Beschneiungsanlagen gebaut. So müssen wir zwischen den aufgeweichten, matschigen LKW-Spuren hin und her springen um einen einigermaßen trockenen Weg zu finden.
Vorbei an der Balbach-Alm gelangen wir endlich in schöneres Gelände. Durch einen Kiefer- und Zirbenwald führt unser Weg immer auf einer Höhe am Bergrücken entlang. Noch tut sich die Sonne schwer durch die dichte Wolkendecke hindurch zu dringen, aber das Wolkenspiel ist geheimnisvoll und beeindruckend.
So ziemlich auf dem niedrigsten Punkt unserer gesamten Tour, am Unteren Finstertaler Stausee vorbei, erreichen wir den Skiort Kühtai. Im Sommer eher ein ruhiger, wenn auch kein beschaulicher Ort, ist für Kühtai im Winter die eigentliche Hochsaison. Kennzeichnend für wohl fast alle großen Skigebiete sind die großen komfortablen Hotels, die im Sommer allerdings geschlossen sind. Unser Weg führt ca. 2 Kilometer an der Hauptstraße im Ort entlang bis wir die zum Schutz vor Lawinen errichteten Galerien erreichen. Von hier wenden wir uns nach Norden und steigen auf einer kurzen Fahrstraße zügig Höhe gewinnend empor. Weit geht es nun in ein Seitental hinein. Immer am Klammbach entlang führt nun unser Weg.
Wir erreichen ein liebliches Hochtal wo wir schon von dem Pfeifen der Murmeltierfamilien begrüßt werden. Hier oben sind sich die Murmeltiere ihrer Fluchtmöglichkeiten wohl bewusst und lassen uns bis auf wenige Meter herankommen.
Die Schneereste der vorhergegangenen Schneefälle reflektieren die Sonnenstrahlen. Auf gutes Wetter haben wir auch lange genug gewartet. Nun noch ein paar Meter zum Bachwandkopf auf 2762 Meter Höhe hinauf und uns eröffnet sich ein völlig neuer Blick in das weite Inntal hinein. Hier oben machen wir gegen 15:00 Uhr eine kleine Pause und genießen die tolle Aussicht.
Steil führt der Weg nun hinab. Hochkonzentriert muss jeder Schritt gesetzt werden, denn auf der Nordseite liegt noch viel Schnee. Das konnten wir während unserer Pause nicht einsehen. Glücklicherweise haben wir uns gegen einen Abstecher zum Rietzer Grieskogel entschieden, denn hier ist jetzt noch einmal Konzentration und Zeit gefragt. Nach einiger Zeit taucht plötzlich ein Dach vor uns auf welches sich beim näherkommen als das einer Schäferhütte am Angersee entpuppt. Wir müssen also noch ein Stück weiter.
Wir erreichen die Peter-Anich-Hütte gegen 17:10 Uhr. Sie liegt auf 1.910 Metern Höhe und ist nur eine kleine Alpenvereinshütte mit 2 Zimmerlagern und 12 Matratzenlagern. Wieder sind wir die einzigen Gäste und es wird für uns eingeheizt. Am Abend werden wir von der Hüttenwirtin bestens versorgt und bei ihren Erzählungen und brennendem Kaminfeuer wird es in der Gaststube so richtig gemütlich.
Donnerstag 05.09.: Peter-Anich-Hütte – Inzinger Alm
Der heutige Morgen entschädigt für die wolkenverhangenen Tage der letzten Zeit. Schwer liegen die Wolken nun im Inntal. Eine ganz besondere ruhige Stimmung breitet sich aus. Man meint zu spüren wie die Wolken an die Berge branden. Um 8:15 Uhr verlassen wir nach einem guten Frühstück gesättigt die gastliche Peter-Anich-Hütte. Unser heutiges Ziel ist die Inzinger Alm. Vor uns liegt ein 8-Stunden Tag mit einer Wegstrecke von 18 Kilometern.
Vorerst müssen wir ca. 100 Höhenmeter hinabsteigen, da der ursprüngliche Weg aufgrund von Murenabgängen und Steinschlaggefahr gesperrt ist. Nach ein gut einer Stunde erreichen wir die Widdersberger Alm auf 1.694 Metern Höhe. Von hier geht es nun wieder weiter den Berg aufi oder nobi wie es in einigen Alpengegenden heißt. Über steile, mit Latschenkiefern und Alpenrosen bewachsene Hänge, wandern wir talauswärts in Richtung Inntal.
Unser Weg führt parallel zum Inntal - fast immer auf einer Höhe. An einem Aussichtspunkt machen wir eine kleine Rast bevor wir in einen baumlosen Bereich kommen.
Ein extrem matschiger Weg erwartet uns. Anscheinend hält sich auch das Vieh an die markierte Wegführung. Wir springen von Stein zu Stein um irgendwie dem weichen Gemisch zu entgehen. Auch das ist Trittschulung!
Während die Bodenverhältnisse nur langsam angenehmer werden, entwickelt sich der Tag immer besser. Die Sonne gewinnt die Überhand und schon bald erreichen wir die Flauringer Alm auf 1.613 Metern.
Über einen mit Erikapflanzen bewachsenen Aufstieg gewinnen wir wieder Höhe. Wir befinden uns nun hoch über dem Flauringer Tal. Wir erreichen den Rauen Kopf mit seiner Höhe von 2.308 Metern Höhe und machen eine kurze Gipfelrast. In der Ferne erkennen wir „den“ Berg der Deutschen mit seinem Skigebiet – die Zugspitze. Auf der anderen Seite blicken wir hinunter nach Innsbruck und erkennen sogar die Landebahn des Flughafens.
Der Weg hinunter zur Inzinger Alm führt über ein kurzes wegloses Teilstück einfach geradeaus den Berg hinunter. Jeder sucht sich die eigene optimale Route hinab bis wir die Fahrstraße erreichen.
Wir erreichen die Alm auf 1.645 Metern Höhe um 16:30 Uhr und genießen erst einmal ein schönes Stück Kuchen mit einem Cappuccino. Auch hier sind wir heute die einzigen Übernachtungsgäste. In den nächsten Tage endet die Almsaison und die Wirtsleute richten die Alm für den Winter her.
Freitag 06.09.2013: Inzinger Alm – Gries im Sellrain
Die Alm erwacht schon früh zum Leben. Die Kühe wurden schon gemolken und die Ziegen werden wie jeden Tag auf die höher liegenden Almwiesen getrieben.
Es beginnt der letzte Tag unserer Hüttentour. Wir verlassen die Inzinger Alm gegen 08:15 Uhr und wir sind uns einig, dass die Alm eine gute Adresse für eine Übernachtung ist. Wenn die Unterkunft auch eher rustikal ist, so ist die Wirtin umso freundlicher und die Verpflegung sehr gut. Hier habe ich meine erste Brettl jause genossen und Kren kennengelernt.
So schlagen wir nach einem guten Frühstück den Weg in Richtung des Krimpenbachsattel ein. Wir werden heute über den Roßkogel nach Gries im Sellrain hinab steigen und damit unsere Rundtour in den Sellrainer Bergen beenden. Auf einer kleinen Lichtung treffen wir einige freilaufende Pferde an. So nett diese Begegnung auch ist – so müssen wir nun leider auf von Pferdehufen aufgeweichten, matschigen Boden weiter gehen. Teilweise ist knöcheltiefes, sehr anstrengendes Waten durch Matsch und Moder angesagt.
Als wir die durchweichten Pfade endlich verlassen können, liegt unser Ziel, der Roßkogel vor uns. Auf einem Steig geht es nun in Kehren dem Berg entgegen. Der Weg ist recht anstrengend aber wir gewinnen schnell an Höhe. Schon liegt die Inzinger Alm weit unter uns. Teilweise geht es nun in leichter Kletterei hinauf. Wir bleiben dicht zusammen um die Gefahr des Steinschlags klein zu halten.
Gegen 11:00 Uhr erreichen wir den Gipfel des Roßkogel auf 2.647 Metern Höhe. Leider hüllen uns die Wolken ein und die Sicht ist mal wieder schlecht. Den in der Nähe liegenden Weißstein lassen wir aus und nehmen nun den direkten Weg hinab. Die Wolken werden langsam wieder dichter und es fängt manchmal sogar leicht an zu regnen.
Nach einigen Metern hinab gelangen wir auf eine kleine Hochebene und folgen dann einem Teilstück des „Sellrainer Höhenweges“. In der Ferne hören wir Donnergrollen. Sollten wir auf den letzten Metern doch noch ein Wetter bekommen? Zügig geht es durch einen Wald hinab. Die Vielfalt an Pilzen scheint wieder grenzenlos.
Jetzt fehlen nur noch ein paar Meter Abstieg hinunter nach Gries im Sellrain, dass wir gegen 14:00 Uhr erreichen. Zu Beginn unserer Tour haben wir hier unser Auto abgestellt. Hiermit fahren wir nun die letzten Kilometer zurück zum Gasthof nach Praxmar wo wir unsere gemeinsame Zeit bei einem gemütlichen Abend mit gutem Essen und vielen Erinnerungen ausklingen lassen.
Es war eine abwechslungsreiche Tourenwoche durch das wildromantische Sellrain die unter Anderem durch die gemütlichen und ruhigen Hütten geprägt wurde, die wir zu guter Letzt sogar für uns ganz allein hatten. Das Wetter hat von Sonne bis Schnee so manche Überraschung für uns bereit gehalten und wir mussten feststellen – die Azoren sind eben doch weiter weg als man denkt.